Hattingen. Westfalia Welpers Uli Müller bekommt einfach nicht genug. Er ist ein Handball-Urgestein – und war in einer anderen Sportart Deutscher Meister.
Die Handballdamen der DJK Westfalia Welper haben ihre Bezirksligasaison mit dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen. Während einige Spielerinnen den Verein verlassen und andere zunächst einmal pausieren wollen, wird der bisherige Coach Uli Müller auch in der kommenden Spielzeit sein Traineramt weiter ausüben.
Aber nicht nur beim Damenteam der DJK und auch nicht nur in Welper. Uli Müller ist halt ein Tausendsassa und hat mit dem Ruhestand (noch lange) nichts am Hut. Der 70-jährige überaus erfahrene Übungsleiter hat sich mit den Verantwortlichen der DJK darauf verständigt, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern und in der nächsten Saison neben dem Damenteam auch die weibliche A-Jugend zu betreuen.
DJK Westfalia Welpers langfristiges Projekt mit Uli Müllers Erfahrung
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Der Trainerroutinier und der 1. Vorsitzende der DJK, Giuseppe Trovato Salinaro, planen gemeinsam ein längerfristiges Projekt, um mit gezielter Aufbauarbeit in der Ausbildung im weiblichen Jugendbereich eine enge Verzahnung mit dem Damenteam herzustellen und einen nahtlosen Übergang von der Jugend zu den Seniorinnen zu schaffen. Unterstützt wird Müller dabei von seiner Co-Trainerin Melike Düsünceli.
Auf das Duo wartet bei diesem Unterfangen jede Menge Arbeit. Zunächst gilt es, eine schlagkräftige Bezirksligamannschaft zusammenzustellen. Mit Saskia Abstins, Pia Wegge (beide TuS Bommern) und Anna Koriath (TSG Sprockhövel) verlassen gleich drei Akteurinnen die DJK und wechseln zu anderen Klubs. Zudem wollen Lena und Laura Ascherfeld und auch Lina Weinheimer aufhören oder zumindest erst einmal eine Pause vom Handballsport einlegen.
Abgänge werden den Handball-Bezirksligisten zunächst schwächen
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Diese Spielerinnen werden sicherlich nicht so einfach zu ersetzen sein. Dass weiß auch Damen-Sportwartin Anke Krauss.
„Wir werden die Lücke mit Nachwuchsspielerinnen schließen und einige Jugendspielerinnen mit einem Doppelspielrecht ausstatten. Das Team wird dann zunächst sicherlich nicht mehr ganz so stark sein wie in dieser Spielzeit. Mittelfristig wird sich das aber auszahlen. Und wenn die eine oder andere Spielerin aus einem anderen Verein diesen Weg gerne mitgehen möchte, dann ist sie herzlich willkommen“, ist Anke Krauss sicher, mit dem Vorstand und Trainer Uli Müller den richtigen Weg einzuschlagen.
Auch Uli Müller ist überzeugt von diesem Konzept. Und vor viel Arbeit hat sich der kommunikative Coach noch nie gedrückt. Egal ob im Beruf oder im Sport. Seit seinem achten Lebensjahr, als er mit dem Handball beim Wittener TV begann, ist er bis heute dieser Sportart, zunächst als Spieler und dann als Trainer, immer treu geblieben.
Müller hat als Übungsleiter im Nachwuchsbereich, Herrenmannschaften und Damenteams bei Vereinen wie dem Wittener TV, Teutonia Riemke, TuS Bommern und dem ETSV Witten trainiert und dabei einige Jahre auch eng mit dem ehemaligen Vizepräsidenten des Deutschen Handballbundes, Bob Hanning, zusammengearbeitet. Im Winter wechselte er dann, nachdem er sich vom Damenverbandsligisten ETSV Witten getrennt hatte, zur DJK Welper, wo kurz zuvor Jens Weinheimer zurückgetreten war.
Im Powerlifting war Uli Müller einst mehrfacher Deutscher Jugendmeister
Seine besondere Leidenschaft galt über viele Jahre hinweg aber dem Gewichtheben. „Mit 17 Jahren habe ich bereits 110 kg gewogen. Meine Muskelmasse passte einfach nicht mehr zum Handball. Da habe ich mit dem Powerlifting (Kraftdreikampf – bestehend aus den drei Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben, am ehesten vergleichbar mit dem Olympischen Zweikampf Reißen und Stoßen, Anm. d. Red.) angefangen und war als mehrfacher Deutscher Vizemeister beim KSV Bochum und KSV Witten in der Bundesliga durchaus erfolgreich“, berichtete Uli Müller von seiner Zeit als Schwerathlet im Mannschaftssport.
Seine größten Erfolge feierte er aber als Einzelsportler. Höhepunkt seiner Karriere als mehrfacher Deutscher Jugendmeister und Deutscher Meister war zweifellos der Europameistertitel im Superschwergewicht (110 – 125 kg) im Jahr 1992.
Viel Wissen über Fitness
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Allerdings ließ ihn auch in dieser Zeit der Handballsport nicht los. „Da habe ich vielen Trainern mein Wissen aus dem Fitnessbereich weitergegeben. Und nach meiner aktiven Laufbahn bin ich dann wieder voll als Handballtrainer eingestiegen“, sagt er.
Und weiter: „Ich habe ja selbst erfahren, dass man mit Herzblut und Leidenschaft gepaart mit Trainingsfleiß viel erreichen kann. Auch, dass es im Mannschaftssport nur miteinander geht. Und das versuche ich zu vermitteln. Natürlich nicht, ohne dass der Spaß dabei im Vordergrund steht“, verrät das nie um einen flotten Spruch verlegene „Original“ sein Rezept, an das die Welperaner Spielerinnen sich auch erst einmal gewöhnen mussten.
„Inzwischen sind Team und Trainer aber immer mehr zusammengewachsen. Wir sind überzeugt, dass Uli Müller der richtige Mann ist, um unser Zukunftsprojekt erfolgreich umzusetzen“, sagte Giuseppe Trovato Salinaro.
Auch die HSG Annen-Rüdinghausen profitiert von seiner Erfahrung
Von Müllers Qualitäten ist man übrigens auch bei der HSG Annen-Rüdinghausen in Witten überzeugt. Dort übernimmt der umtriebige Traineroldie für die kommende Saison auch noch die männliche A-Jugend. „Das haut zeitlich prima hin, denn die Trainingsstunden fallen nicht auf gleiche Tage.
Sollte es bei den Spielen aber zu Überschneidungen kommen, würde ich die Damenmannschaft betreuen. In Witten und bei der weiblichen A-Jugend würden das meine Co.-Trainer übernehmen“, sagte der nach wie vor sehr engagierte und ehrgeizige Routinier zu seiner Dreifachrolle als Trainer. Der Ruhestand kann halt noch lange warten.
Die Facebook-Gruppe zum Sport in Hattingen und Sprockhövel gibt es hier.