Hattingen. Über eine Fantasiewelt oder auf real simulierten Strecken sind Triathleten der SG Welper digital unterwegs. Es gibt sogar Vorteile.

Thomas Wagner ist noch etwas aus der Puste. „Der Frodo hat uns ganz schön fertig gemacht“, sagt der Abteilungsleiter der Triathleten der SG Welper. Er ist gegen den Ironman-Weltmeister Jan Frodeno angetreten, mit vielen anderen zusammen auf Online-Basis. Denn aktuell trainiert eine kleine Gruppe der grün-weißen Triathleten über das Programm „Zwift“ zuhause und kann sich dabei zu gemeinsamen digitalen Trainingseinheiten verabreden.

Über Wagner ist diese Idee zu den Kollegen getragen worden, die fahren nun Rad „auf der Rolle“, also mit einer dafür konzipierten Vorrichtung. Möglich wäre es auch, Laufeinheiten digital und in den eigenen vier Wänden zu steuern. Wagner selbst ist bereits seit Ende 2017 mit dem Online-Training vertraut. „Nach der Saison damals hatte ich einen dicken Fuß und konnte eine Zeit lang gar nicht laufen. Zwar hatte ich im Winter immer schon auf der Rolle trainiert, aber das war sehr langweilig und kaum mehr als eine Stunde auszuhalten“, erinnert er sich.

Triathlet der SG Welper sucht sich eine spezielle Rolle

Also suchte er eine Smart Rolle, mit der sich Trainingseinheiten mittels eines Programmes und einer Plattform die „Zwift“ steuern lassen. Damit kann er in bestimmten Szenarien fahren, in einer virtuellen Welt. „Ich hatte Zwift anfangs nur mal probeweise installiert und war dann auf Anhieb begeistert“, erzählt Wagner, der seitdem rund 16.000 Kilometer über das Programm zuhause zurückgelegt hat. Und seine Kollegen angefixt hat. Einer aus der Triathlon-Gruppe ist zum Beispiel Falko Döring, Kassierer der Abteilung.

Er erklärt, dass jeder sich eine Art Profil anlegt, ein Avatar. Dann wird ein Level vergeben, was sich nach gefahrenen Kilometern automatisch erhöht. Wird ein höherer Level erreicht, werden die Sportler dafür auch belohnt. Es lassen sich dann digital bessere Räder freischalten, die man mit seinem Profil benutzt. Das Rad in der Wohnung bleibt natürlich dasselbe, über die Rolle kommuniziert es mit dem Programm. „So kommt man etwa bei Bergen auf der digitalen Strecke schneller voran als andere, muss nicht gegen so viel Widerstand treten“, nennt Döring als Beispiel.

System kommuniziert mit dem Fahrrad und eignet sich zum Training

Die Rolle ist am Hinterrad angeschlossen, wird mit Strom betrieben. So kann der Widerstand eingestellt werden, der elektronisch gesteuert wird. Über einen Laptop oder Tablet kann der Fahrer sich auf einem Display auf der Strecke sehen, die er gerade zurücklegt. „Die Rolle ist auf realistische Bedingungen eingestellt, hebt sich dann bei Anstiegen und senkt sich danach wieder“, erzählt der Triathlet. Das Fahrgefühl sei gut.

Es gibt Fantasiewelten mit eigenen Strecken oder wirklich existierende Strecken, die digital simuliert und mit einem exakten Fahrplan zur Ansicht verfügbar sind. So kann der Fahrer in der eigenen Zwift-Welt „Watopia“ unter anderem durch ein Gebirge oder einen Dschungel fahren. Oder er begibt sich auf Etappen der Tour de France, etwa die Route Alpe d’Huez, die im Programm Alpe du Zwift heißt. „Das ist einer der mystischen Anstiege bei der Tour, die ich zusammen mit Tom gefahren bin“, berichtet Döring, der die Strecken als gut nachgestellt bewertet.

Neue Möglichkeiten eröffnen sich für die SG Welper

Es lassen sich auch eigene Trainingsgruppen oder Veranstaltungen organisieren. „Je nach Zeit mache ich normale Ausfahrten draußen mit dem Rad oder jeder macht für sich Intervalltraining. Das Programm könnte aber künftig auch eine Möglichkeit für uns sein. Es kann sogar steuern, dass alle auf dem Bildschirm zusammenbleiben, jeder aber eine andere Geschwindigkeit und Intensität fährt“, freut sich der 47-jährige Hattinger. Dennoch mache das Radfahren an der frischen Luft mehr Spaß – auch, wenn dort mal Ampeln oder Verkehr die Fahrer kurzzeitig stoppen können.

Bei „Zwift“ lassen sich Strecken einstellen, auf denen man auch mal eine halbe Stunde geradeaus fahren kann. „Das ist so in der Landschaft nie möglich“, merkt Döring an. Und: draußen trifft man auch nicht mal eben auf Größen wie Jan Frodeno.

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