Mülheim. Die Coronamaßnahmen treffen Tennisspieler und insbesondere Vereine mit Hallen und Trainer hart. Ein Meinungsbild zur Lage aus Hattingen.


Das Urteil des
Oberverwaltungsgerichts Münster, den Eilantrag eines Kölner Tennislehrers und Hallenbetreibers auf Öffnung der Tennishallen abzulehnen
, stößt auch bei den heimischen Tennisvereinen auf großes Unverständnis.


Sollte nämlich erwartungsgemäß ein weiterer, auch von den NRW-Tennisverbänden unterstützter Antrag ebenso abgeschmettert werden,
wird diese Entscheidung dann auch einige Klubs aus Hattingen so richtig in die Bredouille bringen und in existenzielle Nöte stürzen.
Bekanntlich bleiben die Hallen ja nach der Verständigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Länder gestern Abend auf die Verlängerung des Teil-Lockdowns vorerst einmal bis zum 10. Januar 2021 geschlossen.

Drei Hattinger Vereine betreiben eigene Hallen


Sowohl der TC Ludwigstal (3 Hallenplätze), die TG Rot-Weiß Hattingen (2) und die BSG Gemeinschaftswerk (1) sind mit ihren vereinseigenen Hallen besonders hart betroffen. Während die Spielerinnen und Spieler des VfL Niederwenigern und auch die Aktiven und die privat betriebenen Tennisschulen der Sprockhöveler Vereine TG Hiddinghausen und TSG Sprockhövel im Winter normalerweise auf die gewerblich betriebenen Hallen der Sportparks Ruhrtal und Hiddinghausen und auf die nun ebenfalls geschlossenen anderen Sportzentren der Region ausweichen,
sind die drei Hattinger Vereine auf die Einnahmen durch Abonnements ihrer Mitglieder dringend angewiesen. Ein Ausfall der Abo-Gebühren, womöglich für die gesamte Wintersaison, hätte für die Klubs verheerende Auswirkungen.

Als „in keiner Weise nachvollziehbar und völlig überzogen“ hält der Geschäftsführer der BSG Gemeinschaftswerk, Klemens Störtkuhl, sowohl die Anordnung des Landes NRW in der Corona-Schutzverordnung und auch das Urteil des OVG Münster für inakzeptabel.

Einkaufsstraßen seien gefährlicher als Tennishallen


Der als Molekularbiologe an der Universität Bochum tätige Universitätsprofessor weiß wovon er spricht. „Ich habe täglich selbst mit Viren zu tun. In einer Tennishalle mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept kann man aufgrund der räumlichen Größe die Menschen,
zumindest beim Spielen von Einzeln oder bei Einzel-Trainerstunden, wesentlich einfacher und wirksamer vor Ansteckungen schützen als in Einkaufsstraßen oder sonst wo.
Ich sehe den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit als nicht gewahrt an“, kritisiert Störtkuhl die Entscheidungen scharf.


„Uns fehlen, zumal auch das ebenfalls geschlossene Klubhaus nicht vermietet werden kann, die Hälfte der Einnahmen, also mehrere tausende Euro“, berichtet der BSG-Geschäftsführer von immensen finanziellen Problemen,
sieht in einem Antrag auf Sofortunterstützung durch den Landessportbund allerdings einen Ausweg für den Klub von der Isenbergstraße
, der das Spielen auf den beiden Außenplätzen ausnahmsweise sogar bis zum vergangenen Wochenende ermöglichte.

Hattingens größte Vereine von Unsicherheiten geplagt


Auch Josha Helmchen (2. Vorstandsvorsitzender des TC Ludwigstal) und Peter Meichsner (1. Vorsitzender der TG Rot-Weiß Hattingen) von den beiden weitaus größeren Vereinen sehen ihre Klubs vor riesigen Unsicherheiten.
Beide haben bzw. hätten ihre Hallenplätze jeweils sowohl an Mitglieder, Externe als auch an eine Tennisschule vermietet.
Diese eingeplanten Einnahmen brechen nun weg.

„Die Situation trifft uns zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt und zwingt uns an unsere finanziellen Grenzen. Der Kapitaldienst für den Bau der Halle läuft noch ein paar Jahre. Und für die November/Dezember-Hilfen des Bundes kommen wir Stand heute wohl nicht in Frage“, berichtet Peter Meichsner von einer sich zuspitzenden Situation.


Ganz ähnliche Sorgen plagen auch Josha Helmchen und seine Vorstandskollegen. „Wir sind dabei, nach Möglichkeiten der Kostenminimierung zu suchen.
Die Abo-Gebühren haben wir aber noch nicht in Rechnung gestellt, da man ja überhaupt nicht absehen kann, ob im Januar wirklich wieder geöffnet werden darf“, sagte der Funktionär.

Hoffnung auf Hilfe durch den Landessportbund


Die Ludwigstaler wollen sich an den Landessportbund wenden und dort Unterstützung beantragen,
um damit zumindest einen Teil der Gehälter für die festangestellten Mitarbeiter für das Büro und die Platz- und Geländepflege abdecken zu können.


Neben diesen finanziellen Aspekten – gerade auch für die Tennisschulen und Hallenbetreiber, deren Kosten ebenfalls weiterlaufen – betreffen die Hallenschließungen natürlich auch den sportlichen Sektor.
Die Winterrunde des WTV ist noch nicht einmal so richtig gestartet, da droht schon das vorzeitige Aus der Punkterunde.
Fest steht bereits, dass ausgefallene Spiele nicht nachgeholt und Auf- und Abstiege ausgesetzt werden. Auf die Tennisvereine kommen ausgerechnet vor Weihnachten ungemütliche Zeiten zu.

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