Hattingen. Aufgrund steigender Fallzahlen wollen manche Sportler nicht mehr mit ihren Teams trainieren – aus unterschiedlichen Gründen. Zwei Beispiele.

Zurzeit ruht der Sportbetrieb in Hattingen und Sprockhövel, der von der Landesregierung verordnete Lockdown zieht diese Konsequenz nach sich. Amateursportler haben Zwangspause, die Vereine trainieren momentan nicht. Es gibt in einigen Mannschaften aber auch Sportler, die sich bereits kurz zuvor schon von sich aus für eine Pause entschieden haben. Als die Coronafallzahlen stark anstiegen, zogen sie aus persönlichen, familiären oder auch beruflichen Gründen zurück. Zwei Beispiele aus der heimischen Szene.

Noch bevor die Hallen vorerst geschlossen bleiben mussten, fehlte Maja Prins beim Training der Volleyballerinnen des TuS Hattingen. Sie spielt normalerweise in der zweiten Mannschaft, die in der Bezirksklasse um die Punkte kämpft. Doch in dieser, erst später begonnenen Saison, war die Mittelangreiferin nur in einer Partie mit dabei, beim 3:2-Derbysieg gegen den VfL Gennebreck. Danach ist sie von sich aus nicht mehr zum Training erschienen. Denn sie arbeitet als Physiotherapeutin und hat daher viel Kontakt zu fremden, auch älteren Personen.

Beruf der Volleyballerin des TuS Hattingen ist systemrelevant

„Ich darf arbeiten, weil der Job von Physiotherapeuten als systemrelevant angesehen wird“, erklärt Prins, die nicht der Grund dafür sein möchte, dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet. Die Maßnahmen, nun erstmal keinen Sport treiben zu dürfen, findet sie richtig. „Es tut natürlich auch weh, die Abende hat man nun nur für sich und sieht die Mannschaft nicht“, gibt die Volleyballerin zu.

Maja Prins hat beruflich mit vielen fremden Personen Kontakt und kann sich keine Ansteckung erlauben.
Maja Prins hat beruflich mit vielen fremden Personen Kontakt und kann sich keine Ansteckung erlauben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Sie hatte sich auf die Spiele gefreut, bei der ersten Begegnung aber ein komisches Gefühl, als die Gegner beim Seitenwechsel einen sehr großen Bogen umeinander gemacht haben. „Es hat alles einen gewissen Effekt auf die Psyche“, sagt sie. Gerade, als sie den Gegnerinnen am Netz gegenüberstand, gingen ihr Gedanken durch den Kopf, sie konnte nicht komplett abschalten. Doch sie hat sich gesagt: ich bin jetzt hier, also spiele ich jetzt. Danach entschied sie sich für die Pause. Wenn das Risiko wieder geringer ist, möchte Prins wieder mitspielen. „Es ist wichtig für den Körper und Geist“, weiß sie.

Vorsicht der Sportler wird seitens des Vorstandes gelobt

Im gleichen Verein, in einer anderen Sportart gibt es noch ein Beispiel: bei den Handballern der Rot-Weißen. „Es gibt bei uns schon den einen oder anderen, der in einem Mehrgenerationenhaus lebt und sich deshalb Gedanken macht, ob er überhaupt zum Training kommen soll“, erzählt Dominic Schimm, Sportlicher Leiter der TuS-Handballer.

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Die heimischen Sportler sind froh, dass es bisher keinen Infektionsherd bei einem Sportereignis gegeben hat, an dem sie beteiligt waren. Doch die Gedanken im Hinterkopf spielen trotzdem eine Rolle. Es sei eine ganze Zeit lang gut gelaufen, ohne, dass jemand große Bedenken haben musste, so Schimm – bis eben die Infektionszahlen in die Höhe gingen. Der Sportliche Leiter findet daher positive Worte über die Sportler, die zwischen Sport und anderen Lebensbereichen abwägen: „Allein, dass sie soweit denken, ist schon lobenswert.“

Handballer hat Angst um Ansteckung seiner Familie

In der ersten Mannschaft hat sich Tom Gusewski für einen Rückzug vom Training entschieden – zwei Tage vor dem Corona-Gipfel, bei dem der Lockdown im Amateursport als ein Ergebnis herauskam. Der 20-Jährige wohnt zuhause in Wuppertal bei seiner Familie. Eltern und ein Teil der Großeltern leben im selben Haus, nur durch Wohnungstüren getrennt, aber mit regelmäßigem Kontakt zueinander. Es ist also fast genauso wie ein gemeinsamer Haushaushalt zu betrachten.

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„Handball spielt schon eine wichtige Rolle in meinem Leben, ich hatte es in der ersten Lockdown-Phase sehr vermisst und mich auch gefreut, meine Mannschaftskollegen wiederzusehen“, erzählt Gusewski. Doch zu der Zeit waren die Coronazahlen noch gering, NRW noch lange kein Risikogebiet. Der junge Spieler war anfangs dennoch sehr zurückhaltend, hat viel darüber nachgedacht, was er ihm beim Sport widerfahren kann.

Team und Trainer zeigen vollstes Verständnis für Entscheidung

Dann hatte er sich an den ersten Zustand gewöhnt, in dem es wieder einigermaßen möglich war, Handball zu spielen. Mit dem TuS hat er in der Verbandsliga auch eine Partie bestritten, die zweite mögliche verpasste er mit einer Gehirnerschütterung. Im Team wurde genau mit Trainer Kai Henning besprochen, ob jemand fernbleibt, falls es leichte Erkältungssymptome gibt. Gusewski brachte dann vor dem Trainer seine Familie zur Ansprache, vor allem seinen Opa. Er berichtete von seinen Bedenken, als die Coronazahlen anstiegen.

„Ich hatte im Training auch ein schlechtes Gefühl. Ich dachte mir: wenn ich mich und dann einen anderen infiziere, verzeihe ich mir das nie“, verrät der Sportler, der sein Team aber auch nicht im Stich lassen wollte. Doch das reagierte mit Verständnis, Mitspieler und Trainer. Für die Entscheidung, die Gusewski Überwindung kostete. Er fragte sich auch, ob er der Einzige ist, der so denkt. Für ihn steht aber fest: „Ich vertraue den Kollegen, aber das Risiko lässt sich nicht zu 100 Prozent ausschließen.“

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