Hattingen. Beim SV Hattingen lernen verschiedene Kinder den Umgang im Wasser, die Schüchternen werden an die Hand genommen. Was dafür nötig und möglich ist.
„Häufig erlebe ich Sechstklässler, die nicht schwimmen können“, berichtet Reneé Siebers, die als Lehrerin für Sport und Mathematik an einer Gesamtschule in Wuppertal arbeitet. „Dabei ist es so wichtig, dass man schwimmen kann“, findet die 26-Jährige. Aus diesem Grund engagiert sich Siebers bereits seit sechs Jahren beim Schwimmverein Hattingen (SVH) als Trainerin.
„Während ich für meine Sport-Abiprüfung trainiert habe, fragte mich ein Trainer, ob ich mir dieses Ehrenamt vorstellen kann.“ Siebers sagte sofort zu: „Ich arbeite gerne mit Kindern, deshalb bin ich auch Lehrerin geworden.“ Seitdem habe sie freitags mit dreizehn weiteren Jugendleitern und Trainern bis zu 55 Kinder zwischen fünf und dreizehn Jahren in verschiedenen Gruppen trainiert. „Der Zeitaufwand für den Schwimmunterricht liegt bei etwa zweieinhalb Stunden pro Woche .“
Schwimmtrainer beim SV Hattingen müssen einfühlsam sein
Auch interessant
Gerade bei den ganz jungen Schwimmanfängern sei ein einfühlsames und behutsames Vorgehen besonders wichtig. „Die Kleinen weinen und klammern sich zu Beginn an ihre Eltern und wollen gar nicht mit in die Schwimmhalle.“ Nach kunstvollen Überredungen gehe es zum Umziehen und Duschen. „Nach der Gruppeneinteilung werden die Kinder erst einmal langsam ans Wasser gewöhnt, in dem sie beispielsweise am Beckenrand liegen und mit den Beinen im Wasser planschen.“
Später werden im Stehbereich des Pools Schwimmübungen gemacht – häufig mit Materialien wie Brettchen oder Schwimmnudel, „und immer unterbrochen von Spielen, das ist ganz wichtig.“ Besonders erfüllend an ihrem Ehrenamt sei für Siebers, wenn die Kinder sich über ihre Erfolge freuen, beispielsweise das erste Mal tauchen, das erste Mal vom Dreier springen oder ein bestandenes Schwimmabzeichen, zählt sie begeistert auf.
Gezielte Einzelförderung beim SV Hattingen
Um solche Ziele zu erreichen, würden beim SVH auch besonders ängstliche Kinder gezielt unterstützt. „Da bleibt dann auch mal ein Trainer die ganze Schwimmstunde über an der Seite des Kindes und hält es an den Händen, um ihm Sicherheit zu geben.“
Verein ist auch außerhalb des Wasser aktiv
Der Schwimmverein Hattingen hat aktuell 220 Mitglieder – in weiteren Projekten werden in und außerhalb des Wassers etwa 70 weitere Personen betreut.
Der SVH kooperiert donnerstags mit der Caritas, um ambulant betreute ältere Menschen mobiler zu machen.
Für Anfang 2021 ist beim Verein ein kostenloses Projekt der Trendsportart Rope Skipping geplant, das Übungsleiterin Anouk Siebers leiten wird.
Diese gezielte Förderung mache sich bezahlt: „Wir hatten ein Kind bei uns im Verein, das sich gar nicht getraut hat, mit uns Trainern zu sprechen, auch bei direkter Ansprache nicht.“ Ein Jahr habe es gedauert, bis das Kind aufgetaut sei und plötzlich gesprochen habe, erzählt Siebers. „Es ist echt schön, solche Fortschritte zu sehen – beim Schwimmen, aber auch in der persönlichen Entwicklung.“
Die Eltern sind sehr dankbar für die Arbeit
Mit den anderen Trainern sei sie mittlerweile befreundet und sowohl die Kinder als auch deren Eltern gäben den Trainern eine Menge zurück, findet Siebers. „Die Eltern sind sehr dankbar, insbesondere als das Schwimmbad wegen Corona geschlossen war und wir trotzdem Programm gemacht haben – auf dem Sportplatz oder als wir digital Bastelanleitungen verschickt haben – das kam sehr gut an.“
Überhaupt Corona, das sei ein schwieriges Thema: „Aufgrund der Hygienevorschriften durften zuletzt nur noch 17 Kinder gleichzeitig ins Hallenbad Holthausen, die Gruppen müssen also rotieren.“ Derzeit ist das Bad aufgrund des Lockdowns ohnehin geschlossen.
Verein hat eine Projektarbeit auf die Beine gestellt
Aktuell muss Reneé Siebers aus Zeitgründen auch beim Schwimmtraining aussetzen. „Aber sobald es zeitlich wieder geht, stehe ich wieder in der Schwimmhalle – mir fehlt das!“ Sie engagiert sich stattdessen in der Organisation der Kindersparte und der Projektarbeit des Vereins, die nicht immer etwas mit Schwimmen zu tun hat.
Mehr aktuelle Artikel aus dem Sport in Hattingen und Sprockhövel:
- Sport und Bewegung: SSV Hattingen hält Winteredition von Sport im Park für möglich
- Hochburg des Frauenfußballs: SuS Niederbonsfeld hat sich im Damenfußball einen Namen gemacht
- Podcasts: EGV Hattingen plant weitere Folgen, Sportfreunde Niederwenigern überlegen
Alle Sportnachrichten und Bilder aus Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.