Attendorn/Hattingen/Bochum. Silas Leowald, ein junger Schwimmer der SG Ruhr, verbindet ab Mitte August in den USA Sport und Studium. Was ihm dabei bevorsteht.
Es war kein Gespräch mit einem Profi. Obwohl der Termin den Anschein erweckte. Denn er fiel auf einen Mittag. Zwischen zwei Trainingseinheiten – der am Morgen und der am Spätnachmittag. Da hatte Silas Leowald (18), Schwimm-Ass der SG Ruhr , Zeit für ein Treffen auf der Terrasse seines Elternhauses hoch über Attendorn.
Ein Profi ist Silas Leowald nicht. Aber es wäre mal interessant, sich auszumalen, was wäre, wenn Schwimmsportler so bezahlt würden wie Fußballspieler, Golfer oder Tennisspieler. Was das Trainingspensum angeht, steht der Attendorner ihnen in kaum etwas nach. Denn die beiden Einheiten am Mittwoch waren nur zwei von insgesamt zehn. Pro Woche.
Schwimmer wohnen auf einem Campus
Ab Mitte August zumindest wird Silas Leowald professionellen Rahmenbedingungen näher kommen. Dann wird er in den USA studieren und seinen Sport betreiben. Nach North Carolina wird es ihn verschlagen, in die Stadt Salisbury unweit von Charlotte. Die Uni heißt Catawba. Viele Wälder und Seen drumherum. „Im Hinblick auf Corona zum Glück keine Großstadt“, sagt Silas‘ Mutter Birgit Leowald.
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Wohnen wird Silas Leowald auf einem Campus. Gewissermaßen ein kleines Dorf. Deutlich angenehmer, als die riesigen Klötze, die so unter der Bezeichnung „Studentenwohnheim“ laufen. „So wie man es aus den amerikanischen Filmen kennt“, formuliert er es. Gepflegt, idyllisch. Das Zimmer teilt er sich mit einem anderen Schwimmer. Schwimmhalle, Fitnesstudio, Mensa, alles liegt auf einem Gelände.
Silas Leowald will den Leistungssport weiter fokussieren
Möglich gemacht hat dies ein Stipendium. In der 11. Klasse kam zwangsläufig die Frage: Was wird nach der Schule? „Ich wollte beides. Studieren und das Schwimmen weiter machen“, lautete Leowalds Antwort an sich selbst. In Deutschland ist das schwer zu vereinen. „Da bekommt man wenig Geld“.
Dann erfuhr er von der Möglichkeit eines Stipendiums. Die Bewerbung lief über eine Agentur „Scholarbook“. Dort hinterlegte er ein Video, und die US-Universitäten suchen sich dort ihre Neuzugänge aus. „Wie in einem Katalog“, lachte Silas’ Mutter Birgit Leowald.
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Der Erfolg hängt von einer so genannten „Chancenbewertung“ ab. Silas Leowald: „Die sagen dir entweder, die Chance ist gut, das du ein Vollstipendium bekommst, oder 80 Prozent. Die bekommst du mindestens“. Zugrunde gelegt werden im Falle von Leowald die geschwommenen Zeiten. Er ist in seinem Alter einer der zwei, drei besten Schwimmer über die kurzen Strecken.
Auch die schulische Leitung zählt bei der Auswahl der Stipendiaten
Gecheckt wird aber nicht nur das Sportliche, sondern auch das Schulische, die Abiturnote. Es gibt einen allgemeinen Hochschultest. Den absolviert Silas Leowald in Deutschland – in Dortmund und Düsseldorf - und sammelt Punkte. Leowald: „Jede Uni hat ihre Vorschrift, wie viele Punkte man braucht, um aufgenommen zu werden. Da wiederum ist der Sport außen vor, da kommt es auf das Schulische an“.
Silas Leowald studiert Business-Management. Einer der vielseitigsten Studiengänge, die es gibt, hat er in Erfahrung gebracht. Danach spezialisiert man sich. Auf Sportmanagement zum Beispiel.
Zunächst bis Mai 2021 ist der USA-Aufenthalt geplant
Bis Mai 2021 ist der Aufenthalt angesetzt. Die Stipendien-Verträge gelten für ein Jahr, sie zu verlängern ist kein Problem, sofern man seine Leistung bringt“, erklärte der Attendorner, „Wenn man besser wird, kann man auch sagen: Ich hätte gern noch ein bisschen mehr Geld. Oder die Uni wechseln“. Vier Jahre sind das Maximum.
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Was geht Silas Leowald so durch den Kopf, jetzt da der Termin immer näher kommt? Vorfreude? Bammel? Trennungsschmerz? „Viel Vorfreude. Natürlich ist man gespannt, wie es da so ist. Es ist ja schon eine große Veränderung“, antwortete Silas Leowald, der auf jeden Fall versucht, „über Weihnachten zwischendurch mal nach Hause zu kommen“.
Die Familie besucht den Schwimmer der SG Ruhr
Beschlossene Sache ist, dass ihn die Familie in den USA besucht. Birgit Leowald: „als das spruchreif wurde, hatten wir schon überlegt: Wir fliegen alle zusammen rüber, machen zwei Wochen Urlaub in den USA und liefern Silas dort ab“. Aber das fiel wegen Corona aus.
Was wird Silas Leowald am meisten vermissen? „Meinen Freundeskreis“, antwortet er, „aber vor allem das leckere Essen von Mama“.