Hattingen. Tilman Dumke bewegt sich im Alltag fast nur noch barfuß. Der Triathlet der SG Welper nutzt beim Sport spezielle Schuhe und hat einen Traum.
Die skeptischen Blicke ist Tilman Dumke längst gewohnt, wenn er in der Wechselzone auf sein Rad schwingt und darauf sandalenähnliche Schuhe trägt, die der Triathlet auch beim Laufen anbehält. Er benutzt bei Wettkämpfen spezielle Barfußschuhe.
Seit gut zehn Jahren ist der Sportler im Alltag fast nur noch barfuß unterwegs. „Ich habe mich damals mit dem Thema beschäftigt und mir dann erste Schuhe geholt“, erzählt Dumke. Als er danach mal bei einer Laufrunde mit einer Gruppe Bekannter die Schuhe getragen hat, ging es ihm erst gar nicht gut. „Ich habe nach 1,5 Kilometern gedacht, mir fliegen gleich die Waden weg. Ich habe ja jede Bewegung über den Vorderfuß abgefedert“, erinnert er sich.
Tilman Dumke hat „ein Körpererlebnis“ gespürt
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Viele andere hätten die besonderen Schuhe wahrscheinlich direkt in die Ecke geworfen und sie nie wieder angezogen. Aber nicht Tilman Dumke. Denn für ihn sei es „ein Körpererlebnis“ gewesen. „Ich habe gemerkt: oh, da passiert ja etwas im Körper“, erklärt er zur Umstellung, die er erlebte. So blieb er am Ball und sein Körper gewöhnte sich nach und nach daran. Anfangs waren es Schuhe mit Zehlingen, dann mit durchgängiger Sohle und als dritte Variante in der jüngsten Vergangenheit ein Modell, was optisch Flip-Flops ähnelt.
Triathlet zeigt seine etwas anderen Laufschuhe
Der Starter der SG Welper merkte, wie sich die Muskulatur unter seinen Fußsohlen veränderte, lockerer und dadurch auch belastbarer wurde. Diese Erfahrung gibt er auch weiter, in der Aktiv-Praxis Holthausen, die er gemeinsam mit der Sporttherapeutin Silke Hestert führt. Probleme an Hüfte, Rücken und den Knien könnten sich verbessern. Demnächst möchte er einen Workshop zum Thema anbieten. „Mein Traum wäre es, irgendwann mal einen Triathlon komplett barfuß zu laufen“, sagt Dumke.
Viele Strecken eignen sich nicht, um komplett barfuß zu starten
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Doch das ist gar nicht so einfach. Denn die Strecke müsste geeignet sein. „Es liegt schon mal etwas auf der Bahn, Schotter, Stöcker oder kleine Dornen. Mit den Schuhen merke ich das kaum, aber ohne sie würde dem Fuß auch ein Schutz fehlen“, so der 52-Jährige, der mit Blick auf die Routen in der Region sagt: „Viele Strecken haben so ihre Tücken.“ Wo es in Nähe klappt, ist am Kemnader Stausee, eine Runde zwischen neuen und elf Kilometern. Die ist Dumke bereits barfuß gelaufen.
Vor drei Jahren wäre dies aber noch nicht gegangen. „Dann hat die Fußsohle irgendwann nein gesagt. So etwas möchte ich im Wettkampf natürlich nicht erleben.“ Dort hilft es ihm, dass er eher „weiche“ Fußgelenke hat, für das Schwimmen ein Vorteil. Durch die Barfuß-Einheiten hat Dumke insgesamt seine Stabilität in den Sprunggelenken verbessert, auch schon durch die Alltags-Belastungen ohne Schuhe. Zuhause im Garten hat er zudem einen unebenen Stein, auf dem er trainiert und jeden morgen nach dem Aufstehen einmal drauf steigt.
2019 Premiere beim Wettkampf mit Barfußschuhen
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2019 war es dann im Sommer so weit, der erste Wettkampf mit Barfußschuhe, in Altena. Dort, wo der Hattinger die skeptischen Blicke bekam, bereits beim Warmmachen. Doch im Ziel ging es ihm gut und er hatte es den anderen bewiesen, dass er auch mit den nicht so verbreiteten Schuhen die Strecke bewältigen kann. „Ich kann mittlerweile gar nicht mehr mit einem gewohnten Laufschuh laufen, außer er sitzt perfekt an den Fuß angepasst. Aber das hat sich massiv verändert“, merkt der Triathlet an.
Mit den Barfußschuhen hat er kein Rutschgefühl. „Ich rutsche sogar weniger, da ich früher über die Ferse greifen kann“, erklärt Dumke. Wenn er nun nur über den Vorderfuß abrollt hat er seine Schrittlänge verändert. „Ich setze den Fuß weniger weit vor dem Körper ab. Das hilft auch beim Bergablaufen“, freut sich der Sportler.
Barfußschuhe helfen beim Wechsel vom Rad zur Laufstrecke
Beim Radfahren hat er keinen Clip mehr, in den der Radschuh einrastet, sondern er trägt sein Modell. Dies klappt ebenfalls ohne Probleme und kommt ihm sogar entgegen. Denn nach dem Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke hatte Dumke immer Schwierigkeiten beim Loslaufen, da der Fuß durch die Stellung am Rad recht fest sitzt und die Muskelketten anders arbeiten.
Jetzt passt sich der Fuß besser an, Dumke tritt nur noch und zieht hinten die Ferse nicht hoch – so wie die mit den merkwürdigen Blicken.