Hattingen/Sprockhövel. Die Sportstätten in Hattingen und Sprockhövel sind zurzeit wegen Corona gesperrt, Angebote entfallen. Es gibt aber einen Appell an Mitglieder.
Ein weißer Zettel ist vor dem verschlossenen Tor zum Sportplatz an der Marxstraße befestigt. „Ab sofort!! Kunstrasen bis auf Weiteres gesperrt!!“ ist dort zu lesen, unterzeichnet von der Stadt Hattingen. An den weiteren Sportstätten in Hattingen und Sprockhövel hängen ähnliche Verbote. Der gesamte Sportbetrieb ist aufgrund der Corona-Pandemie lahmgelegt. Die Mitglieder können die Angebote der Vereine derzeit nicht wahrnehmen. Dennoch sollen sie ihnen treu bleiben.
Der Appell geht von übergeordneter Ebene aus, vom Landessportbund NRW und dessen Vorsitzendem Stefan Klett. Er hat gemeinsam mit Andrea Milz (NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt) bereits zwei Videobotschaften verschickt und bittet darin alle Sporttreibenden, ihren Vereinen in der schweren Zeit nicht den Rücken zu kehren. „Bitte bleibt dem Verein, dem ihr angehört, treu! Auch, wenn nun nicht alle Leistungen abgerufen werden können. Haltet keine Mitgliedsbeiträge zurück und sorgt dafür, dass die finanzielle Grundlage erhalten bleibt“, sagt er in seinem Aufruf.
Aufruf vom Landessportbund und den Stadtsportverbänden Hattingen und Sprockhövel
Klett nennt sogar die Möglichkeit von zusätzlichen, freiwilligen Beiträgen, um womöglich in Schieflage geratene Vereine zu erhalten. „Das langfristige Wirken kann so auch im Wohle der Mitglieder gesichert werden“, so Klett. Er richtet sich zudem an finanziell stärkere Vereine, die überlegen sollten, ob sie Mitgliedsbeiträge für eine Zeit lang aussetzen, wenn Mitglieder beispielsweise von Kurzarbeit betroffen sind.
Auch die beiden Vorsitzenden der Stadtsportverbände aus Hattingen und Sprockhövel appellieren an die Mitglieder. „Sie sollten sich nun solidarisch zeigen und ihrem Verein die Treue halten“, fordert Michael Heise (SSV Hattingen). Sein Kollege, Hans-Jürgen Piorreck (SSV Sprockhövel) stimmt dem zu „Die Vereine können ja nichts dafür, dass die Lage aktuell so ist, wie sie ist“, sagt er und schätzt, dass es die meisten Sportler genauso sehen. Weit mehr als 90 Prozent der Mitglieder werden sich nicht abmelden, glaubt er.
Bei der SG Welper hat sich ein Mitglied aufgrund von Corona abgemeldet
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Allerdings gibt es vereinzelt Fälle, in denen Corona gegenüber einem Verein als Grund für eine Abmeldung genannt worden ist. Bei der SG Welper, dem größten Verein aus Hattingen, hat es laut Präsident Michael Boehnke einen Fall gegeben. „Die Begründung der Abmeldung bezog sich explizit auf das fehlende Sportangebot wegen Covid-19“, erzählt Boehnke. Zudem gebe es in jedem Monat An- und Abmeldungen.
Wie zu hören ist, sollen auch bei der TSG Sprockhövel Mitglieder angefragt haben, aufgrund der ausbleibenden Kursangebote im Gesundheitszentrum GuFit die Mitgliedsgebühr zurückerstattet zu bekommen. Dem Vorstand ist allerdings bislang dazu bislang nichts bekannt, Abmeldungen in Verbindung mit dem Coronavirus habe es noch nicht gegeben, verrät die Geschäftsführerin Bärbel Stahlhut. Sie habe dagegen sogar positive Rückmeldungen von Mitgliedern aus dem Fitness-Studio gehört, da vom Trainerstab online Videos zur Verfügung gestellt werden. „Wenn jemand in eine finanzielle Notsituation gerät, suchen wir gemeinsam nach einer Lösung. Dafür sind wir als Sportverein auch sozial aufgestellt“, sagt Stahlhut.
Schreiben an die Mitglieder der TSG Sprockhövel
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Sie hat sich mit einem Schreiben an die Mitglieder gewandt. „Wenn jedes Mitglied unserem Verein seinen Mitgliedsbeitrag – ob für eine Sportgruppe, eine Abteilung oder das GuFiT – weiter bezahlt, kommt unser Verein wahrscheinlich unbeschadet durch diese Krise. Es nützt keinem Mitglied, wenn aufgrund einer finanziellen Notlage eine Sportstätte geschlossen werden muss“, schreibt sie. Es sei nun eine Zeit, die zeige, wie viel Solidarität und Gemeinsinn bei der TSG Sprockhövel gelebt und dokumentiert wird.
In den kleineren Vereinen sind die Sorgen, dass Mitglieder sich abmelden teilweise gar nicht vorhanden. Wie etwa beim TuS Hasslinghausen, wo man nicht mit Abmeldungen rechnet, es gab aufgrund von Corona auch noch keine. Der Verein hat rund 350 Mitglieder. Der SV Hattingen mit 220 Mitgliedern und 70 zusätzlichen Kursteilnehmern hat auch noch keine Abmeldungen erhalten. „Ich schließe es aber nicht aus“, sagt Geschäftsführer Jochen Lumbeck. Die Mitglieder hätten allerdings auch Verständnis für die außergewöhnliche Lage. Seit zwei Wochen gibt es jeden Freitag online ein Video, was speziell für Kinder gedacht ist. „So sind sie beschäftigt und halten Kontakt zu uns“, sagt Lumbeck.
EGV Hattingen möchte Beiträge später in Projekten verwenden
Bei Mannschaftssportarten rechnen die Vereine nicht mit Abmeldungen. Die Tischtennis-Abteilung des EGV Hattingen beispielsweise ist mit rund 65 Mitgliedern recht klein. „Wenn wir nun die Mitgliedsbeiträge nicht in das Training und den Wettkampfbetrieb investieren können, dient es uns später für Projekte oder der Ausstattung aller Teams mit neuen Trikots“, nennt Abteilungsleiter Oliver Wagner als Beispiel. Er setzt darauf, dass sich die Aktiven nun so verhalten wie die in vielen Vereinen passiven Mitglieder: mit finanzieller Unterstützung.