Hattingen/Sprockhövel. In Westfalen und am Niederrhein ruht bis zum 19. April der Ball. Die meisten Fußballer in Hattingen und Sprockhövel haben Verständnis für Pause.

Es ist eine außergewöhnliche Situation, die es so im Amateursport wohl noch nicht gegeben hat. Auch im Fußball ruht wegen des Coronavirus ab sofort der Spielbetrieb. Das haben sowohl der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen als auch der Fußballverband Niederrhein entschieden. Die WAZ hat sich bei den Hattinger und Sprockhöveler Klubs umgehört. Ergebnis: Fast alle begrüßen den Schritt.

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„Die Entscheidung ist grundsätzlich absolut richtig“, findet auch Leiter Christopher Weusthoff, Sportlicher Leiter der Sportfreunde Niederwenigern. „Die Gesundheit steht im Vordergrund. Da ist es egal, ob man auf dem Fußballplatz stehen kann, oder nicht.“ Den Trainingsbetrieb haben die Sportfreunde vorläufig eingestellt. Bis zum Ende der Osterferien. Wie es in den nächsten Wochen weiter geht? „ Es gibt so viele Fragezeichen. Wir warten jetzt erst mal ab.“

Auf die Bundesliga schauen

Dass die Saison nach den Osterferien fortgesetzt wird, das kann sich Weusthoff zum jetzigen Zeitpunkt nicht wirklich vorstellen. „Ich denke, da werden viele Verantwortliche auch zur Bundesliga schauen und entsprechend reagieren.“ Die Sportfreunde Niederwenigern stehen in der Oberliga auf dem letzten Platz. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Saison jetzt mit dem jetzigen Stand abgeschlossen wird. Das wäre sicher nicht im Sinne des Sports“, so Weusthoff.

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Auch bei der TSG Sprockhövel gibt es viele Fragezeichen. Sicher ist sich Geschäftsführer André Meister nur: „Die Saisonpause ist das Gescheiteste, was man jetzt machen konnte.“ Auch bei der TSG ruht der Trainingsbetrieb. Allerdings erst einmal bis zum 23. März. „Wir schauen jetzt Woche für Woche, wie sich die Dinge entwickeln.“ Nach der verordneten Spielpause sind für Weusthoff viele Szenarien möglich: „Mit der Tabellensituation habe ich mich noch gar nicht richtig beschäftigt. Das ist alles ja noch sehr frisch und es gibt so viele Unklarheiten.“

Ein bisschen Panikmache

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Für Dirk Sörries, Bezirksliga-Trainer des TuS Hattingen (Verband Westfalen) ist klar: „Das Wichtigste ist die Gesundheit und die steht über jedem Fußballspiel. Deshalb kann ich die Entscheidung des Verbands auch verstehen. Ein bisschen Panikmache ist aus meiner Sicht auch dabei, aber dennoch gilt es, das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten.“

Wie es jetzt beim TuS weitergeht, sei noch nicht klar: „Es wird dazu auch noch Besprechungen mit dem Vorstand geben. Ich bin dann gespannt, wie es nach der Sperre weitergehen soll. Im Amateurbereich könnte man die Saison ja um ein paar Wochen verlängern und teilweise unter der Woche spielen. Das ist in den höheren Ligen und im Profifußball ganz schwierig.“

Abbruch wäre bitter

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Auch beim Bezirksligisten SG Welper (Verband Westfalen) ruht der Ball. Trainer Seung-Man Hong findet die Unterbrechung ebenfalls richtig: „Wir haben jetzt erst einmal Pause und dann wird die Situation neu bewertet. Es ergibt auch keinen Sinn da jetzt schon langfristig zu planen, da sich ja tagtäglich etwas ändert.“ Auch sportliche Konsequenz zu diskutieren, sei nicht zielführend. Seine Mannschaft steht derzeit an der Tabellenspitze: „Ich gehe davon aus, dass es letztlich eine faire Lösung geben wird. Aus unserer Sicht wäre es natürlich bitter, wenn wir deswegen jetzt keine Chance mehr hätten, aufzusteigen, aber dann müssten wir damit leben.“

Training in Hasslinghausen

FLVW und FVN sind sich einig

Nicht nur der reguläre Spielbetrieb im Fußball ruht im westfälischen Verbandsgebiet. Auch Freundschaftsspiele, Spielrunden und Turniere in der Halle wie auf dem Feld werden zunächst bis zum 19. April ausgesetzt.

In den vergangenen 48 Stunden hat sich die Anzahl der Vereine, die große Sorgen hatten und um Spielverlegungen baten, dramatisch erhöht“, begründete FVN-Präsident Peter Frymuth am Freitag die Entscheidung.

Ganz auf Fußball verzichtet wird hingegen nicht beim TuS Hasslinghausen. „So lange wir auf unserem Platz trainieren dürfen, wird das Training im Seniorenbereich des TuS Hasslinghausen fortgesetzt. Die ausfallenden Spiele werden wir ebenfalls mit Trainingseinheiten auffangen, sofern uns das möglich ist“, sagt Christian Parlow, Co-Trainer des Kreisligisten TuS Hasslinghausen (Verband Westfalen): „Ich sehe die Entscheidung als reine Vorsichtsmaßnahme und vertraue da ganz den verantwortlichen Personen, was anderes bleibt mir und uns ja auch gar nicht übrig. Natürlich ist es blöd, dass in an den kommenden sechs Sonntagen keine Spiele stattfinden werden. Wie und ob wir diese Partien noch einmal nachholen können, weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht.“

„Übertrieben und überstürzt“

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Ganz anderer Meinung ist Stefan Kronen, Trainer des SuS Niederbonsfeld in der Kreisliga A (Verband Niederrhein): „Ich finde die Entscheidung übertrieben und überstürzt. An der Grippe sind in diesem Jahr schon mehr Leute gestorben als am Corona-Virus. Aus meiner Sicht ist das auch Panikmache. Man kann sich ja auch beim Einkaufen anstecken. Und wenn die Plätze jetzt gesperrt sind, treffen wir uns ja als Mannschaft zum Laufen oder auf dem Bolzplatz. Wir können doch jetzt nicht vier Wochen lang nichts machen.“

Für Niederbonsfeld komme die Pause zu einem ungünstigen Zeitpunkt: „Wir sind gerade richtig gut in Form. Und falls es dazu kommt, dass es am Ende der Saison keinen Aufsteiger gibt, wird sich in unserer Gruppe die SG Schönebeck bedanken. Das Team würde dann ungeschlagen nicht aufsteigen. Ich weiß nicht, ob das alles so richtig ist.“