Hattingen/Witten. Die Hochleistungssportlerin ist beim harten WM-Rundkurs gestartet. Dort hatte sie schon mal gewonnen. Diesmal war die Entscheidung knapp.

Als sie über die Ziellinie gelaufen war, ballte Conny Dauben ihre rechte Faust und streckte sie in die Höhe. Hinter ihr lief ihre Crew und herzte sie erst einmal ausgiebig. Denn die Hattingerin, die für den PV-Triathlon Witten startet, ist bei der Ultraman-Weltmeisterschaft auf Hawaii Zweite geworden – obwohl sie am dritten Wettkampftag sogar als Erste im Ziel ankam.

Die Medaille, Startnummer und der Teilnahme-Pullover von der Ultraman-WM.
Die Medaille, Startnummer und der Teilnahme-Pullover von der Ultraman-WM. © Conny Dauben

In der Gesamtwertung (mit den Männern) wurde sie am Ende Siebte von 40 Startern. Es war bereits die dritte Teilnahme an dem harten Wettbewerb auf der Triathleteninsel. Die ersten beiden liegen schon lange zurück. 2000 startete die Hattingerin zum ersten Mal, wurde aber disqualifiziert, weil sie nicht im Tageszeitlimit von zwölf Stunden lag – direkt zum Start der drei Wettkampftage. „Die Strömung im Meer war damals so extrem, dass ich es mit Rad im Anschluss nicht zum Tagesziel geschafft habe“, erinnert sich die Hochleistungssportlerin. 2002 waren die Bedingungen besser und Dauben holte sich den Sieg als schnellste Frau.

Vor 17 Jahren hatte Conny Dauben den Ultraman gewonnen

Nun, 17 Jahre später, fühlte sie sich wieder bereit, es noch einmal zu machen. „Das hatte ich mir damals vorgenommen, es ist jetzt schon eine ganze Weile her gewesen“, sagte die Hattingerin, die überglücklich ist, dass sie Platz zwei belegt hat. Insgesamt benötigte sie für die zehn Kilometer Schwimmen, 420,6 Kilometer Radfahren und 84,3 Kilometer Laufen 28:30,02 Stunden. Damit war sie knapp zwei Minuten schneller als bei ihrem Sieg im Jahr 2002. Die schnellste Frau war dieses Jahr wie bereits 2018 Tara Norton aus Kanada. Sie kam zwar am dritten Tag weit hinter Dauben ins Ziel, lag in der Gesamtwertung aber noch acht Minuten vor ihr – bei den Distanzen hauchdünn.

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„Es ist zwar schade, im Endeffekt aber egal, ob ich Platz eins oder zwei belegt habe. Ich habe es für mich gemacht“, betont Dauben. Sie ist ohnehin von der freundschaftlichen Atmosphäre begeistert, die bei einem Ultraman herrscht. Ganz anders als beim populären Ironman, für den die gesamte Insel fiebert und die Straßen gesperrt sind. Das ist beim Ultraman, einem Inselrundkurs nicht der Fall.

Zeitstrafe auf der Radstrecke

Die Hattinger Triathletin Conny Dauben ist bei der Utraman-Weltmeisterschaft 2019 Zweite geworden. Hier ist sie in der Frühe vor dem Schwimmen.
Die Hattinger Triathletin Conny Dauben ist bei der Utraman-Weltmeisterschaft 2019 Zweite geworden. Hier ist sie in der Frühe vor dem Schwimmen. © Maren Ascherfeld | Maren Ascherfeld

Dort müssen die Athleten mit dem Rad auch an roten Ampeln und Stopp-Schildern halten. „Ein Stopp-Schild soll ich wohl übersehen haben, dafür gab es sechs Minuten Zeitabzug“, erzählt die Triathletin, die später auch eine kleine Panne am Hinterreifen hatte. In solchen Momenten helfen sich die Sportler sogar oder die Teams um sie herum. Das Konkurrenzdenken ist weniger vorhanden. „Ultraman und Ironman sind zwei ganz verschiedene Welten.“

Gleich ist aber der Start, im Pier von Kailua, am frühen Morgen. Jeder Starter hat zur Begleitung auf den zehn Kilometern durch den Pazifik einen Paddler, auch für Versorgung mit Energiedrinks oder Gels. Die hatte die 43-Jährige reichlich im Gepäck, mit dem sie insgesamt über drei Stationen nach Hawaii flog – samt ihres Rades, was sie dreimal extra zahlen musste. Im Meer paddelte Sue Roberts mit Dauben.

Strömung im Meer wird plötzlich stärker

Conny Dauben hat noch eine Liste mit Wünschen

Die Triathletin Conny Dauben hat schon eine Menge an Langdistanzen hinter sich. Fast 40 Mal hat sie einen Ironman bestritten, war viermal bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii (in den Jahren 2005 bis 2008).

Sie hat wie jeder Ultraläufer dennoch Wünsche auf einer Liste, wenn es um Extremläufe geht, die sie gerne machen würde. Darauf steht etwa der „Rail across America“, einem Rennen von der Ost- bis zur Westküste.

Als die Strömung wieder stärker wurde, hatte die PVT-Starterin leichte Bedenken und erinnerte sich an ihren allerersten Start. Die Paddlerin veränderte die Route leicht und nach 3:48,32 Stunden stieg Dauben aus dem Wasser aufs Rad, strampelte über insgesamt 2300 Höhenmetern hoch aufs Vulkanplateau, was sie nach 6:30,28 Stunden erreichte.

Dort in der Nähe übernachteten die Sportler und ihre Teams, für die sie den Aufenthalt auf der Insel zahlen. Dauben hatte ihre Freundinnen Maren Ascherfeld und Anna Walter mit dabei, die sich extra Urlaub in der Zeit genommen haben. Sie versorgten die Starterin auf der Rad- und Laufstrecke und feuerten sie an. Am zweiten Tag ging es wieder früh los, um 6.30 Uhr.

Taktiert und beim Laufen angegriffen

Auf der 85 Kilometer langen Laufstrecke hat Conny Dauben Tempo gemacht, hier läuft sie auf dem Highway.
Auf der 85 Kilometer langen Laufstrecke hat Conny Dauben Tempo gemacht, hier läuft sie auf dem Highway. © Maren Ascherfeld

Dauben kam tags zuvor aufgrund der wechselnden Klimazonen auf Hawaii nach strahlendem Sonnenschein in strömendem Regen an, der die Nacht lang anhielt und auch das erste Stück auf der zweiten Radstrecke die Starter begleitete. Die legen dort alle gemeinsam los, die Zeiten werden später addiert. Entlang der Küste spielte Dauben ihre Stärke auf dem Rad aus, hatte Tara Norton dabei den Vortritt gelassen. „Ich habe überlegt, ob ich Gas geben soll, aber es folgt ja noch ein dritter Tag. Über die Ostküste mit welliger Strecke, die Dauben entgegenkommt, ging es bis nach Hawi im Norden, wo gefährliche Seitenwinde peitschten und sich die Athletin fest an ihr Rad klammerte Nach 9:53,58 Stunden kam sie an.

„Mir ging es am Abend gut. Ich dachte mir, wieso soll ich jetzt auf Tara schauen, was sie macht. Ich laufe einfach“, erzählt Dauben und legte am dritten Tag flott los. Sie war in der Spitzengruppe, weit vor der Kanadierin, die in der Gesamtzeit bis dahin führte. „Auf der Strecke hab ich Informationen bekommen, dass Tara nicht mehr kann und fast nur läuft“, erzählt Dauben. Es hieß am Ende also warten, als sie nach 8:17,04 Stunden als erste Frau im Ziel ankam.