Hattingen. Der Strandsegler tritt beim Turnier in den Niederlanden an, wo er 2005 den ersten internationalen Wettkampf hatte. Wie er sich vorbereitet hat.

Es geht zurück in die Vergangenheit für Kurt Wachkamp. Der Strandsegler aus Hattingen nimmt ab Sonntag an der Europameisterschaft auf der niederländischen Insel Terschelling teil. Dort, wo er 2005 zum ersten Mal international gestartet ist.

Erinnerungen hat der mittlerweile 69-Jährige kaum noch an seine Prämiere auf der großen Bühne. „Ich habe damals nur gelernt, sportliche Erfolge gab es nicht. Ich war im Prinzip Kanonenfutter für die anderen“, sagt Wachkamp mit einem Lachen. Doch die Platzierung im hinteren Feld hat ihn nicht davon abgehalten, weiterzumachen. In der Sportart, die er 2003 am Stand von St. Peter-Ording für sich entdeckt hatte. „Es war eher ein Ansporn für mich, ich habe den Sport konsequent durchgezogen“, so Wachkamp. Bis heute und nun reist er wieder auf die Insel.

Wetterprognosen stehen nicht gut

Mit dieser Strandsegelyacht geht der Hattinger in den Niederlangen an den Start. Das kurze, weniger windanfällige Segel ist speziell für ihn angefertigt worden,
Mit dieser Strandsegelyacht geht der Hattinger in den Niederlangen an den Start. Das kurze, weniger windanfällige Segel ist speziell für ihn angefertigt worden, © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Der Zeitpunkt des Turniers ist sehr spät, die Witterung nicht unbedingt ein Vorteil für den Strandsegelpiloten aus Oberstüter. 2005 war die Europameisterschaft im September. „Das war ganz angenehm“, weiß er noch. Nun stehen die Prognosen nicht so gut: „Es ist kalt, soll Regen geben und viel Wind“, erzählt der Sportler. Und damit kommt er nicht gut klar, er bevorzugt Rennen mit wenig Wind, um seine Stärken auszuspielen. Die EM ist sein sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr, den er gerne erfolgreich gestalteten würde. Ziel ist eine Platzierung unter den besten fünf. Zu den stärksten Konkurrenten zählt der Deutsche den Franzosen Xavier Godet aus Frankreich. Der 23-Jährige ist amtierender Welt- und Europameister.

Den Deutschen Meistertitel hat er in diesem Jahr verloren, weil er beim Turnier in St. Peter-Ording die Tiefe eines Priels unterschätzte. Der Body (wo er drin sitzt) wurde an vier Stellen beschäftigt. Das war Ende September. Es blieb allerdings keine Zeit, das Sportgerät zur Reparatur zu bringen. Die lässt der Hattinger nämlich in Frankreich erledigen, auf dem Rückweg der EM in den Niederlanden.

Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer

Nach seinem Unfall an der Nordseeküste hat Wachkamp mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet, um das Erlebnis zu verarbeiten und sich wieder auf die neuen Rennen zu konzentrieren. „Wir haben nach dem Wing-Wave-Verfahren gearbeitet. Dabei sollen die schlechten Gedanken verschwinden. Es gibt eine angenehmen Musik, verbunden mit Meeresrauschen. So werden die Gehirnhälften aktiviert. Mir hat es geholfen, ich bin mental sehr stabil und gehe trotz meines Unfalls gestärkt in das Rennen. Ich weiß, was ich mir zutrauen kann“, betont Wachkamp.

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Nun freut er sich auf das Turnier. Dabei wird er ein anderes Segel einsetzen, ein kleineres, was weniger windanfällig ist. Es wurde speziell angefertigt, eigentlich schon 2014 für die Weltmeisterschaft in Amerika, als Wachkamp über einen Salzsee in Nevada fuhr. „Dort war dann aber kaum Wind, weshalb ich das Segel nie benutzt habe. Jetzt wird es aber zum Einsatz kommen“, erklärt der Strandsegler. Die Yacht sei nicht so anfällig, droht seltener zu kippen, wenn Windböen von der Seite auf sie treffen. Im schlimmsten Fall könne ein Teilnehmer so auf die Yacht eines anderen geschleudert werden. Zudem könne Aquaplaning nassen Sandflächen mit einem Wasserfilm auftreten.

Sportler riskiert sein Leben nicht

Der Strandsegler Kurt Wachkamp mit seinem Enkel Flemming. Ein zweiter wird in Kürze erwartet.
Der Strandsegler Kurt Wachkamp mit seinem Enkel Flemming. Ein zweiter wird in Kürze erwartet. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

„Ich werde mein Leben nicht riskieren, aber an mein Limit gehen“, stellt Wachkamp klar. Wenn es zu gefährlich sein sollte, wolle er nicht starten. Bei zu stürmischen Böen würden die Rennen auch abgesagt werden. Wichtig ist, dass drei stattfinden können, um in die Wertung einzugehen. Wenn es vier Rennen geben sollte, könnte Wachkamp auch bei einem ganz aussetzen, da die besten drei gewertet werden. In den sechs Tagen auf Terschelling sind maximal zwölf Rennen möglich, zwei pro Tag. Die Strecke ist Wachkamp vor 14 Jahren zwar schon mal gefahren, kann sich aber nicht genau an die Gegebenheiten am Strand erinnern.

Er reist dieses Mal übrigens alleine. Seine Frau Beate bleibt in Hattingen, da sie ihren zweiten Enkel erwarten. Die Geburt könnte in die Zeit der EM fallen. Der erste Enkel, Flemming (4) zeigt Interesse am Sport seines Opas. Vielleicht bringt der ihm ja eine Medaille mit – in der Einzelwertung wäre es die erste.