Hattingen. Lina Neumair arbeitet seit April 2019 als Scout für den BRSNW. Sie ist auf der Suche nach ambitionierten Nachwuchssportlern mit Behinderung.

Spätestens seit den Paralympics 2012 in London ist der Leistungssport für Menschen mit Behinderung im Aufschwung. Längst sind die deutschen Stars der Szene, wie Sprinter David Behre, Weitspringer Markus Rehm oder Kugelstoßer Niko Kappel, bekannte Persönlichkeiten. Aber wie sieht es eigentlich an der Basis aus?

„Naja“, sagt Lina Neumair. „Ich musste richtige Pionierarbeit leisten“, berichtet die 25-jährige Hattingerin, denn sie soll die neuen Behres, Rehms und Kappels finden.

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Als erster Landesverband hat der Behinderten- und Rehabilitationsverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) mit ihr nämlich eine Talentsucherin eingestellt. Bis Ende 2020 finanzieren Land und Sportstiftung NRW diese Stelle. Neumair versucht seitdem, systematisch und sportartübergreifend talentierte Jugendliche zu finden. „Der Schwerpunkt liegt da momentan auf körperlicher und Sehbehinderung“, sagt die 25-Jährige. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Denn „im Behindertensport gibt es noch kein System wie im nicht-behinderten Sport“, sagt Neumair.

„Ich musste also erstmal überlegen, wo finde ich diese Sportler? Wie komme ich an sie heran?“ Sie schrieb Schulen an und Kliniken, Sportvereine und Sanitätshäuser. Viel Resonanz gab es bisher aber noch nicht. „Einige Verein glauben, dass ihnen die Sportler ‘weggenommen‘ werden. Das ist natürlich nicht der Fall. Diejenigen würden nur zusätzliche Förderung erhalten. Mehr Training, zum Beispiel an Stützpunkten“, stellt Neumair klar.

Stützpunkte in Wattenscheid

Kontakt zum BRSNW

Der Behinderten und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen ist Ansprechpartner in allen Belangen des paralympischen Sports.

Kontakt zu Lin a Neumair per Telefon 0203 7174170 oder per Email: neumair@brsnw.de

Weitere Informationen gibt es auf www.brsnw.de

Einer dieser Stützpunkte ist beispielsweise in Wattenscheid. Dort gibt es eine Para-Leistungssport-Gruppe, deren Athleten regelmäßig zu Welt- und Europameisterschaften fahren und an den Paralympischen Spielen teilnehmen. Und warum melden sich Eltern nicht, wenn sie ein sportliches Kind haben? Zum einen seien Eltern oft gehemmt, würden ihren Kindern entweder keinen Leistungssport zutrauen. „Zum anderen höre ich oft: ‚Mein Kind ist doch gar nicht richtig behindert, es soll einfach mit den anderen Kindern trainieren‘“, erklärt Neumair, die hofft, dass sich zukünftig Sportler, Verein oder Schulen melden, wenn sie talentierte Kinder und Jugendliche in ihren Reihen entdecken.

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„Bei allen möglichen Fragen rund um den Para-Sport können wir dann weiterhelfen“, betont Neumair. Zum Beispiel, wie man an eine Sportprothese, an einen Spezialrollstuhl kommt, oder, wo der nächste Stützpunkte ist. „Ich möchte den Kindern einfach zeigen, dass sie auch mit einer Behinderung Sport treiben können. Egal ob im Breiten- oder Leistungssport“, sagt die Sport- und Fitnesskauffrau, die nach einem Praktikum beim TSV Bayer Leverkusen, einem der führenden Vereine in der Para-Leichtathletik, ihre Begeisterung für diesen Bereich entdeckte.

Schnuppertag in Wuppertal

Um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Sportarten auszuprobieren und Leistungssportler kennenzulernen, organisiert Neumair regelmäßig Schnuppertage. Der nächste findet am 30. November in Wuppertal mit Schwerpunkt Schwimmen statt.