Gelsenkirchen. . Stefan Palkowski tritt beim prestigeträchtigen Ironman in Roth an, Klaus B. Scholz geht bei der EM an den Start.

Lässig schultern die beiden drahtigen Sportler ihre Fahrräder. „Noch ein bisschen zur Seite? Kein Problem.“ Stefan, genannt Palle, Palkowski dreht den eindrucksvollen Lenker seiner Rennmaschine Richtung Kamera. Sein Team-Kollege Klaus B. Scholz tut es ihm gleich. Die beiden Athleten vom SC Gelsenkirchen 04 haben den selben Plan, wenn auch in verschiedenen Wettkämpfen. Eine Tortur aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahrend und einem abschließenden Marathon möglichst schnell hinter sich zu bringen: Einen Triathlon der Langdistanz.

Der 48-jährige Palkowski legt am Sonntag vor. Er geht bei der Challenge Roth an den Start. Es ist eines der prestigeträchtigsten Events der Ausdauersportart. Allein die Anmeldung ist eine Herausforderung, denn schnelles Tippen ist gefragt. In nur 30 Sekunden waren alle Startplätze vergeben und Palkowski dabei.

Tipps von David Behre

Für ihn ist es nach 2015 der zweite Start über die Ironman-Distanz. „Und, wenn ich das so sagen darf, für Stefan ist das noch mal eine ganz andere Nummer“, sagt sein Team-Kollege Scholz. Denn: Palkowski hat bei einem Arbeitsunfall vor 20 Jahren seinen rechten Unterschenkel verloren. Beim Radfahren geht er darum mit einer speziell konstruierten Klick-Pedal-Prothese auf die Strecke. Für den Marathon wechselt er dann auf eine Lauf-Feder. „Da habe ich mir Tipps von David Behre geholt“, verrät Palkowski. Leichtathlet Behre ist Paralympics-Sieger mit der 4x100-Meter-Staffel und Para-Weltmeister über 400 Meter.

„David ist zwar Sprinter und ich bin ja Ausdauersportler, aber bei der Lauftechnik konnte ich mir einiges abschauen“, erzählt Palkowski, der sich durch den Unfall nicht die Lebensfreude nehmen ließ. Eine Starterklasse für Sportler mit Handicap gebe es bei der Challenge Roth im Übrigen nicht. „Ich gehe wie alle anderen an den Start“, sagt der Speditionskaufmann, der durch seinen Unfall überhaupt erst zum Triathlon gekommen ist. „Meine Physiotherapeutin damals hat gesagt, dass ich viel Sport machen soll. Wenn ich an Gewicht zunehmen würde, könnte ich Probleme mit meiner Prothese bekommen. Auf Pommes und Currywurst kann ich aber nicht verzichten.“ Palkowski lacht. Wenn sich im Wettkampf die völlige Erschöpfung breit mache, dann freue er sich auf diese besondere Belohnung im Ziel.

Schwerer Unfall vor einem Jahr

Für Klaus B. Scholz ist allein der Start bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt am 8. Juli schon eine Belohnung. Eine Belohnung, für die Willensstärke, die der 58-jährige Sportlehrer nach einem harten Rückschlag im vergangenen Jahr beweisen musste. „Ich wollte eigentlich auch 2017 in Frankfurt teilnehmen“, erzählt er. „Eine Woche vor dem Start hatte ich dann aber einen schweren Radunfall.“ Ein Auto hatte ihn beim Abbiegen übersehen, es kam zum Zusammenstoß. Noch im Krankenhaus, Scholz konnte sich kaum bewegen, beschloss er dann aber, „das kann es nicht gewesen sein“, und meldete sich für die Triathlon-EM 2018 an.

Er musste sich seine Ausdauer zurückerkämpfen, Kilometer für Kilometer. „Am Anfang konnte ich kaum laufen“, berichtet Scholz. Jetzt spult er sein Training wieder wie gewohnt ab, fährt die 17 Kilometer zur Arbeit mit dem Rad, schwimmt schon fast wieder in gewohnten Sphären. „Nur beim Laufen bin ich noch etwas hinterher.“ Für seinen Comeback-Wettkampf hat er sich darum auch keine spezielle Zeit vorgenommen. Die Marke von 11:30 Stunden würde er allerdings doch gerne unterbieten. Sein Fern-Ziel hat er allerdings schon konkret ins Auge gefasst: Den Ironman auf Hawaii. Das soll im Jahr 2020 gelingen, wenn Scholz 60 wird. „Dann kann ich in der höheren Altersklasse starten und die Qualifikation wird eventuell ein bisschen leichter.“

Aufgeben ist keine Option

Bis dahin ist aber noch ein bisschen Zeit und die aktuellen Wettkämpfe wollen erst einmal bestritten werden. Aber Aufgeben, das haben beide Sportler bereits bewiesen, ist für sie keine Option. Und so schwingen sie sich wieder auf ihre Räder und drehen noch eine Runde: 50 Kilometer zum Feierabend.