Hattingen. Der Hattinger ist amtierender Meister im Strandsegeln und möchte es am Wochenende in St. Peter-Ording wieder werden. Dabei kommt es auf Wind an.

Kurt Wachkamp dreht eines deiner Yachträder. Es macht keine Geräusche, läuft gut. Das andere schleift etwas, da muss er nochmal Hand anlegen. Denn alles soll vorbereitet sein, um am Wochenende das beste Ergebnis zu erzielen. Dann möchte der Strandsegler bei der Deutschen Meisterschaft in St. Peter-Ording seinen Titel verteidigen.

Seit Donnerstag ist er bereits vor Ort, mit der gesamten Ausrüstung auf einem Anhänger ging es über die Autobahn. Seine Strandsegelyacht besteht aus dem 3,80 Meter breiten Planke mit Rädern, dem 4,50 Meter langen Body, dem 6,60 Meter hohen Mast samt Segel und Baum. Damit ist er an zwei Tagen am Südstrand des Kurortes unterwegs. „Dort sind weniger Touristen. Wenn jemand zufällig unseren Weg kreuzen würde, wäre das brandgefährlich“, sagt Wachkamp. Denn die Strandsegelpiloten sind mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometern unterwegs – je nach Windstärke.

Zweimal fiel die Meisterschaft aus

Kurt Wachkamp hat im Vorfeld seine Ausrüstung noch einmal kontrolliert.
Kurt Wachkamp hat im Vorfeld seine Ausrüstung noch einmal kontrolliert. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Weht der Wind zu kräftig, kann nicht gefahren werden. Weht nicht genügend Wind, dann ebenfalls nicht, da die Yachten darauf angewiesen sind. In den vergangenen zwei Jahren konnte die Deutsche Meisterschaft witterungsbedingt nicht stattfinden. 2017 hatte Wachkamp Glück, da er zum angesetzten Termin des Wettkampfes krank wurde. Zuletzt gab es also 2016 den nationalen Vergleich, bei dem sich der Hattinger durchsetzte und als amtierender Meister zum Favoritenkreis zählt. Im Moment sieht es gut aus, für Sonntag könnten aber 90 Stundenkilometer Wind wehen.

Er sieht zwei harte Konkurrenten im Feld: Jens Markowitz aus Juist, der Vizeweltmeister ist und vor allem bei starkem Wind seine Stärken ausspielen kann, sowie Wolfgang Bartling aus Münster. Beide sind mehr als 20 Jahre jünger als der 69 Jahre alte Kurt Wachkamp. Doch noch sieht er sich als ernstzunehmender Konkurrent, wenn er auch merkt, „dass die Strandsegelyacht immer schwerer wird“. Die Kraft lässt nach. Um sich fit zu halten, trainiert er dreimal pro Woche im Gesundheitszentrum Ortho Mobile Kraft, Ausdauer und Koordination. Zuletzt hatte er auch mal Mentaltraining bei einem Personal Coach genommen.

Yacht wird einmal jährlich geprüft

Als Erster bei 30 Minuten

Die Strandsegler fahren mehrere Rennen, drei müssen es mindestens sein. Dabei liegen die Streckenlängen zwischen 2,5 und fünf Kilometer, je nach Strandabschnitt.

Derjenige, der a ls Erster nach 30 Minuten über die Start- und Ziellinie kommt, gewinnt. Uhren sind erlaubt, Wachkamp verzichtet darauf.

Gut vorbereitet ist Wachkamp also. Das Ziel ist klar: „Ich möchte meinen Titel verteidigen“, betont der Pensionär aus Oberstüter. Er hat sich deshalb zu Beginn der Woche Zeit für seine Yacht genommen, sie noch einmal kontrolliert. Vor Ort an der Nordsee baut er sie zusammen. Dann darf nichts schief gehen. Einmal jährlich werden die Gefährte zwar geprüft – ähnlich wie Fahrzeuge im Straßenverkehr beim TÜV. Beim Wettkampf muss alles stimmen, die Kugellager sitzen. Zur Not hat Wachkamp immer Werkzeug dabei, da es mehrere Rennen gibt. So könnte er Pannen korrigieren – auf die er nicht hofft.

Details an der Strandsegelyacht entscheiden über Erfolg oder Pannen.
Details an der Strandsegelyacht entscheiden über Erfolg oder Pannen. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Bleibt eine Yacht liegen, scheidet der Strandsegelpilot in dem Rennen aus. Das kann auch bei leichtem Wind passieren, bei dem Wachkamp seine Fähigkeiten nutzt. „Ich spüre den Wind und wie ich das Segel aufmachen muss. Dazu gehört Fingerspitzengefühl“, beschreibt er das Vorgehen. Viele würden bei einer falsch eingeschlagenen Kurve stehen bleiben oder überholt werden. Wachkamp bringt seine Erfahrung aus 16 Jahren ein, 2003 startete er das erste Mal – in St. Peter-Ording, wo er für den Yachtclub SPO ins Rennen geht.

Frau unterstützt den Hattinger beim Wettkampf

Wachkamp ist dort nicht alleine. Seine Frau Beate unterstützt nicht nur ihn, sondern ist bei den Wettkämpfen ein Teil der Turnierleitung, die die Zeiten nimmt. Ihren Mann erkennt sie an einem großen roten Punkt, der auf dem langen Mast prangt. So weiß sie, wo er sich gerade befindet und ob alles in Ordnung ist. Zur Beruhigung seiner Frau hat er deshalb auch den Mast wieder auf Vordermann gebracht.