Hattingen. Der 17-jährige Jonas Wolf ist Stabhochspringer und wurde zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften Dritter. Für diese Ziele investiert er viel.

Wenn um 5.20 Uhr morgens der Wecker klingelt, weiß Jonas Wolf, dass ihm ein langer Tag bevorsteht, voll mit Terminen. Der Schüler ist Leistungssportler, bei der LG Olympia Dortmund ist er Stabhochspringer. Er richtet seinen Alltag nach dem Sport. Dadurch hat er einen klaren Plan, von dem er nicht einfach abweichen kann.

Der 17-Jährige besucht das Alice-Salomon-Berufskolleg in Bochum, ist dort in einer Sportklasse. Außer ihm sind noch weitere Schüler Leistungssportler. Für 7.30 Uhr fährt er zur Schule, entweder mit dem Bus oder seinem Motorrad. Fährt er Motorrad, kann er immerhin bis sechs Uhr schlafen. Durch eine Sondergenehmigung darf er bereits alleine fahren, ohne Begleitung. Sie war etwas schwierig zu bekommen, hilft ihm nun aber, selbstständig Wege zu machen – ohne auf die Eltern angewiesen zu sein.

Ohne Unterstützung der Eltern ist Leistungssport unmöglich

Die Eltern unterstützen ihn ohnehin schon, sei es finanziell oder dass sie ihm zuhause den Rücken freihalten. „Wenn Eltern nicht mitspielen, ist Leistungssport nicht möglich. Ohne sie wäre bei mir vieles auch nicht möglich gewesen“, ist dem Talent bewusst. Selbst Wege zur Schule kosten Zeit, und so kann er ab 14.30 Uhr entweder mit dem Motorrad Zeit sparen oder aber im Bus lernen. Denn zuhause bleibt wenig Zeit.

Vor dem Training, der Jugendliche aktuell sechsmal pro Woche hat, geht es zum Physiotherapeuten. Zusätzlich, in Hattingen. Das Training findet in Dortmund statt, dafür schwingt er sich erneut aufs Motorrad, im Winter fährt er Bus. Und dann gilt es, den vollen Fokus auf die Einheiten zu legen. Eine grobe Saisonplanung gibt es gemeinsam mit der Trainingsgruppe und dem Trainer. Dabei stellt sich auch heraus, ob ein Urlaub möglich ist, je nach Ferienzeit und Terminen für die großen Wettkämpfe.

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Zuletzt wurde er Dritter bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Darauf bereiten sich die Talente vor, mit Ausdauereinheiten, Koordination und Technik, aber einmal pro Woche auch Turnen für die Beweglichkeit und Körperspannung. „Mit dem Stab springe ich im Schnitt zweimal pro Woche im Training, drei- bis viermal mache ich Trockenübungen“, erzählt Jonas Wolf.

Praktikum bei der DJK Westfalia Welper

Manchmal hat der Nachwuchsathlet schon in der Schule Sport, das Fach ist Leistungskurs. Drei Stunden über die Woche verteilt stehen praktische Einheiten und Theorie an. Dazu kommen noch zwei Stunden, in denen die Schüler die Lizenz zum Übungsleiter C erwerben, begleitet durch ein zweijähriges Praktikum. Das macht der Hattinger aktuell bei der DJK Westfalia Welper, wo sein Vater Michael die erste Mannschaft trainiert. Im zweiten Jahr ist eine Praktikum er bei seiner LGO angedacht.

Und dazwischen werden noch Klausuren in der Schule geschrieben. Jonas Wolf nutzt neben den Fahrten mit dem Bus seine Freistunden zum Lernen. Je nach Stoff ist der Kopf manches Mal sehr voll. „Dann kann ich mit meinem Trainer in Dortmund vorher sprechen. Wir passen das Training an solchen Tagen an“, freut sich der Sportler, der dann mental im Training nicht überfordert wird, komplexe Einheiten werden auf andere Tage verschoben.

Der Lebensstil unterscheidet sich von dem seiner Freunde

Jonas Wolf hat einen durchgeplanten Alltag.
Jonas Wolf hat einen durchgeplanten Alltag. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Gesundheit – egal ob mental oder körperlich – steht ohnehin im Vordergrund. So nimmt sich der Hattinger auch genügend Ruhephasen. „Ich versuche, acht Stunden zu schlafen, um meinem Körper ausreichend Zeit zur Regeneration zu geben“, sagt Jonas Wolf. Um den Sport ernst zu nehmen, muss er auf solche Dinge achten. Sein Lebensstil unterscheidet sich von dem seiner Freunde. „Ich habe durch den Sport aber deutlich mehr erlebt als verpasst“, denkt er.

Auch, wenn gerade Wettkampftage viel Zeit in Anspruch nehmen. Je nach Beginn – in der Regel um elf oder zwölf Uhr – steht Jonas Wolf um sieben Uhr auf. Zwei bis zweieinhalb Stunden vorher muss er da sein, um seine Stellplatzkarte abzugeben. Eine Stunde vorher springt er sich ein. “Je nach Einstieg ins Feld, muss ich bis zu meinem ersten Sprung noch eine ganze Weile warten, da ich Höhen auslassen kann”, erklärt er. Nach dem Wettkampf verlässt die Gruppe gemeinsam die Anlage. Vor 17 Uhr ist Jonas Wolf nicht zuhause.

Gitarre als Ausgleich zum Sport

Dort schnappt er sich ab und zu seine Gitarre, wenn er sich nicht noch mit Freunden trifft. Bis Anfang 2018 nahm er sogar in der Musikschule parallel noch Unterricht. Doch nun steht der Sport im Vordergrund, zuhause macht Jonas Wolf selbst noch regenerative Einheiten mit der Black Roll oder dehnt sich und macht Stabilitätstraining. Nach einem Wettkampf ist die erste Einheit in der Woche meistens dafür etwas lockerer. Der Wecker klingelt aber trotzdem früh.