Las Palmas. Der Judoka des 1. JJJC Hattingen holt bei der EM entscheidende Punkte für Deutschland. Einzeln wird er in der Verlängerung überrascht.

Gleich gegen drei Franzosen musste sich Jürgen Wagner auf der Matte behaupten. Bei der Judo-Europameisterschaft auf Gran Canaria wurde er dabei von einem besiegt und landete im Einzel auf Platz vier. Danach erkämpfte der Sportler vom 1. JJJC Hattingen allerdings in der Team-Wertung wichtige Punkte und landete mit Deutschland auf dem Treppchen.

Der Auftakt verlief verheißungsvoll für Wagner in der Altersklasse M6 (55 bis 59 Jahre) und in seiner Gewichtsklasse (bis 81 Kilogramm). In einer nicht ganz leichten Begegnung behielt er mit einem Schulterwurf die Oberhand gegen den Franzosen Malik Dellihr, welcher sich nachher über die Trostrunde bis hin zum dritten Platz vorkämpfte. Mit Pierre Despreaux traf er im Anschluss erneut auf einen Franzosen. Diesen konnte er mit einem Handwurf (Tai-otoshi) werfen und anschließend mit einem Haltegriff besiegen. Somit stand Wagner als Poolsieger und Halbfinalist fest.

Wagner dominiert Kampf und verliert

„Meine Erwartung war es, eine Medaille zu gewinnen, ich war in guter Form“, sagte Wagner, der zuletzt bei den Weltmeisterschaften Silber und Bronze gewann. Im Halbfinale wartete der Dritte der vergangenen Europameisterschaft, Kenneth Larsson aus Schweden. Gegen ihn hatte Wagner zuletzt zweimal verloren, hatte sich nun aber auf den Gegner eingestellt und bestimmte den Kampf, so dass dieser sogar eine Inaktivitätsstrafe erhielt. Durch zwei aus Wagners Sicht unerklärbare Fehlentscheidungen geriet er jedoch ins Hintertreffen und verlor. „Ich war verärgert. Das Ergebnis kann passieren, das Glück war nicht auf meiner Seite. Eine Fehlentscheidung ist mir aber lieber als eine schlechte Leistung“, so Wagner.

Im Kampf um Bronze ging es wieder gegen einen Franzosen, dieses Mal Thierry Brunet (WM-Dritter 2016). „Wir kennen uns seit Jahren und haben uns einen harten, aber fairen Kampf geliefert“, erzählt der Hattinger. Bei einem offenen Schlagabtausch konnte keiner der beiden in der regulären Kampfzeit eine Wertung erzielen. In der Verlängerung (Golden Score) schenkten sie sich nichts. Nach rund sechs Minuten Kampfzeit überraschte Brunet den Hattinger Kämpfer mit einer Hüfttechnik und gewann.

Erfolge nach der Enttäuschung

In der Einzelwertung belegte Jürgen Wagner (r.) den undankbaren vierten Platz.
In der Einzelwertung belegte Jürgen Wagner (r.) den undankbaren vierten Platz. © FUNKE Foto Services

Die Enttäuschung über die verpasste Einzelmedaille war groß. „Im Nachhinein wäre die Chance auf den Titel groß gewesen, aber manchmal sind es kleine Entscheidungen, die zu Sieg oder Niederlage führen“, zeigte sich Wagner gefasst. Seinem Gegner gratulierte er. „Respekt gehört gerade zum Judo dazu und ist bei uns unwahrscheinlich hoch.“ Da er auch für ein Team der deutschen Auswahl startete, musste er sich noch auf den Mannschaftswettbewerb konzentrieren.

Wagner kämpfte im Team Deutschland 2, ebenfalls in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm. Nach einem Freilos trafen die Deutschen auf den Titelverteidiger aus Schweden. 2018 hatte er mit Deutschland gegen die Skandinavier noch im Finale verloren. Wagner holte dieses Mal in der Verlängerung den gewinnbringenden dritten Punkt. „Es war eine Erleichterung. Wir haben dadurch gesehen, dass wir weit kommen können“, sagte Wagner.

Sieg gegen die Ukraine im Kampf um Platz drei

Im Halbfinale war das deutsche Team gegen den späteren Europameister aus Spanien allerdings chancenlos. Es ging für Wagner also ein zweites Mal um Bronze, dieses Mal gegen die Ukraine. Mit einer geschlossenen Teamleistung behielt sein Team mit 3:2 die Oberhand und gewann die Medaille. So stand Wagner, der alle Kämpfe in seiner Gewichtsklasse gemacht hatte, nicht mit leeren Händen auf der Matte.