Hattingen. Mit Platz vier hat der TuS Hattingen in der Verbandsliga überzeugt. Die Systemumstellungen klappten nach anfänglichen Problemen immer besser.

Mit dem vierten Platz in der Abschlusstabelle der Verbandsliga und den zweitmeisten erzielten Toren (795) haben die Handballer des TuS Hattingen in der abgelaufenen Saison ein Ausrufezeichen gesetzt. Mit ihrem neuen Trainer Uli Schwartz übertrafen die Hattinger ihr formuliertes Saisonziel Klassenerhalt um Längen.

Viel wichtiger, als eine bestimmte Platzierung anzusteuern, war dem neuen Coach jedoch, einen Entwicklungsprozess in Gang setzen und die Durchlässigkeit zwischen den Mannschaften weiter zu erhöhen. Schwartz vor dem Saisonstart: „Das alles wird bestimmt ein etwas längerer Prozess, bis da ein Rädchen ins andere greift.“ An eine derart starke Saison hatte seinerzeit im Lager der TuSler noch niemand zu hoffen gewagt.

Die Ausgangslage

Durch den Wechsel auf der Trainerposition von Frank Osterloh, der vier Jahre lang richtig gute Arbeit geleistet hatte, auf Uli Schwartz erhoffte sich der Vorstand um Abteilungsleiter Maik Düerkop und den Sportlichen Leiter Dominic Schimm neue Impulse für das Verbandsligateam. Schon im Vorfeld kündigte der vom HSV Herbede zum TuS gewechselte Übungsleiter an, neben dem bisher durchaus erfolgreichen Offensivhandball weitere Konzepte und Strukturen für die Spieleröffnung und die Defensive zu etablieren und somit die Ausrichtung flexibler zu gestalten. Als Zugänge präsentierte der TuS Torhüter Valentin Bieber (HSG Neuss/Düsseldorf II, Regionalliga) und Linkshänder Lars Wichmann (TuS Bommern, Verbandsliga).

Der Start

TuS-Trainer Ulrich Schwartz steuerte die Mannschaft mit seinen Vorstellungen zum Erfolg.
TuS-Trainer Ulrich Schwartz steuerte die Mannschaft mit seinen Vorstellungen zum Erfolg. © Funke Foto Services | Walter Fischer

Der Auftakt ging gleich mächtig daneben. Die überraschende 18:22-Niederlage bei der PSV Recklinghausen verhieß nichts Gutes. Es folgte der wenig überzeugende Heimauftritt mit dem hauchdünnen 29:28-Sieg über den späteren Absteiger HSV Plettenberg/Werdohl und die zweite Niederlage im dritten Spiel beim OSC Dortmund (24:30). Beim TuS lief es noch nicht rund. „Uns war natürlich schon im Vorfeld bewusst, dass eine Systemumstellung Zeit kostet. Es ist doch auch völlig klar, dass es für alle neue Eindrücke zu gewinnen gab und wir uns erst einmal aneinander gewöhnen mussten. Wir wollen uns aber Schritt für Schritt steigern“, sagte Uli Schwartz.

Die Wende

Der Coach behielt recht, feierte mit seinen Jungs drei Siege in Folge und blieb auch am siebten Spieltag mit dem 33:33 beim TuS Westfalia Hombruch ein weiteres Mal ungeschlagen. Der TuS Hattingen war nach dem Trainerwechsel endgültig in der Saison 2018/19 angekommen. Naturgemäß gab es auch noch ein paar Rückschläge wie auch die beiden Heimniederlagen gegen Spitzenreiter HSC Haltern-Sythen (24:28) und beim Derby gegen den TuS Bommern (31:33). Der dazwischen liegende bärenstarke Auftritt beim Tabellenzweiten HSG Gevelsberg Silschede (29:25) und der souveräne 33:23-Auswärtssieg beim TV Halingen deuteten aber bereits auf den Weg in die richtige Richtung.

Auch der schwere Rückschlag durch die 24:33-Niederlage kurz vor Weihnachten beim VfL Eintracht Hagen II warf die TuSler nicht mehr aus der Bahn. „Insgesamt gesehen können wir zufrieden sein. Wir sind bei der großen Aufgabe, die Deckung stabiler und flexibler zu gestalten, schon gut vorangekommen“, sah sich Uli Schwartz mit seinen Schützlingen bei 13:11-Punkten schon zum Jahreswechsel auf dem richtigen Weg.

Die Erfolgsstory

Die Zuschauer in der Kreissporthalle bekamen in den Heimspielen allerhand geboten und jubelten über die Siege.
Die Zuschauer in der Kreissporthalle bekamen in den Heimspielen allerhand geboten und jubelten über die Siege. © Funke Foto Services | Walter Fischer

Das neue Jahr entwickelte sich für den TuS Hattingen zu einer wahren Erfolgsstory. Mit einem phänomenalen Zwischenspurt katapultierte sich die Schwartz-Sieben in die Spitzengruppe vor. Bis zum vorletzten Spieltag wahrte der TuS in der äußerst ausgeglichen besetzten Liga sogar die (kleine) Chance, beim Saisonfinale im direkten Duell noch mit dem Tabellenzweiten HC TuRa Bergkamen gleichziehen und aufgrund eines möglicherweise besseren direkten Vergleiches sogar vorbeiziehen zu können.

Erst der hauchdünne 29:28-Sieg gegen den als Absteiger schon feststehenden TV Halingen sicherte Bergkamen nach einer Wahnsinnsserie von 24:2-Punkten einen Spieltag vor dem Saisonende endgültig den zweiten Platz und den damit verbundenen Aufstieg. Die Erfolgsstory des TuS endete mit einer 33:37-Niederlage in Bergkamen. So blieb der ohnehin für utopisch gehaltene Aufstieg in die Oberliga aus.

Das Fazit

Uli Schwartz ist es gelungen, dem Team bereits im ersten Jahr seinen Stempel aufzudrücken. Nach kleinen Gewöhnungsproblemen verinnerlichten seine Jungs neben dem ohnehin beherrschten Offensivkonzept immer mehr auch die Variante der 6:0-Deckung. Die Vorstellung des erfahrenen Trainerfuchses, dieses System vermehrt aktiver zu betreiben und so noch zielgerichteter in die ligaweit gefürchteten blitzartigen Gegenstöße zu kommen, traf im Saisonverlauf auf immer größere Gegenliebe. Man sah ganz deutlich, wie das Team mehr und mehr zu einer Einheit zusammenwuchs.

Uli Schwartz, in seiner Zunft nun wahrlich nicht als Lautsprecher bekannt, geriet unmittelbar nach dem 35:27-Erfolg gegen den TuS Westfalia Hombruch regelrecht ins Schwärmen. „Für eine derartige Vorstellung ist der Begriff ‚perfekte Mannschaftsleistung‘ der absolut richtige Ausdruck“, diktierte der erfahrene Übungsleiter in die Notizblöcke und vergaß nicht hinzuzufügen, dass es mittlerweile fast egal sei, wer von den Spielern gerade auf der Platte stehe. Ein größeres Lob konnte Uli Schwartz seinem gesamten Kader nicht machen.