Schwartz wird in Hattingen an der Bank mehr Platz haben als in Vormholz. „Hoffentlich kann ich damit umgehen“, sagt der 62-jährige TuS-Trainer.

Die Handballer des TuS Hattingen freuen sich auf die Sommerferien: zwei Wochen Zeit zum Durchpusten, die erste Phase der Vorbereitung wird dann beendet sein. Und Ulrich Schwartz, der neue Trainer und Nachfolger von Frank Osterloh beim Verbandsligisten, ist bislang total zufrieden. „Die Jungs geben Gas. Sie sind neugierig , was Neues zu lernen“, sagt der 62-Jährige und meint quasi alle. Eine Aufteilung der Kader ist nämlich in Absprache mit Leo Schiller, dem Coach der Bezirksliga-Reserve, erst für August geplant. Er will vor allem eines nicht: eine abgekapselte erste TuS-Mannschaft.

Schwartz: „Ich will hier nichts revolutionieren“

Schulter-Sorgenkind Nummer eins: Matthias Sinnemann.
Schulter-Sorgenkind Nummer eins: Matthias Sinnemann. © Biene Hagel

Jeder Handballer weiß: Ein Gespräch über diesen Sport kann mit Uli Schwartz sehr, sehr lange dauern – und es wird nie langweilig. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass sich der neue TuS-Coach sehr intensiv mit seinem Vorgänger Frank Osterloh ausgetauscht hat. Und letztlich bekam er das, was er gesehen hatte, auch bestätigt. Er hat eine klare Vorstellung, eine ganz klare. „Ich will aber nichts revolutionieren“, sagt Uli Schwartz, der wie Frank Osterloh auch ein richtig guter Aktiver war und den SV Herbede während seiner 13 Spielertrainer-Jahre, in „denen ich doppelt denken musste“, als Rückraum-Mitte-Mann von der Landesliga- in die Oberliga-Spitze führte, ja fast sogar in die damalige Regionalliga. „Im Nachhinein war ich froh, dass es nicht geklappt hat. Sonst wären wir, die es ohne Geld gemacht haben, aufgekauft worden“, sagt er.

Zuletzt zehn Jahre lang Trainer des HSV Herbede

Schulter-Sorgenkind Nummer zwei: Feli­x Osterloh.
Schulter-Sorgenkind Nummer zwei: Feli­x Osterloh.

Zuletzt war er – nach einem zweijährigen Intermezzo in der Jugend-Abteilung der DJK TuS Ruhrtal Witten – wieder zehn Jahre lang Trainer bei den Herbedern, die inzwischen HSV heißen. „Da schlägt mein Herzblut“, sagt der Lehrer, der sich zum Schuljahresende in den Ruhestand verabschieden wird. Dann kam das: ein Anruf vom TuS Hattingen, von Maik Düerkop, der selbst auch mal das Herbeder Trikot getragen hat. Es entwickelten sich interessante Gespräche. „Anfangs hatte ich noch kein Feuer gefangen. Aber schon nach einer Woche habe ich mich ertappt, dass mich das noch mal richtig reizen könnte“, sagt Uli Schwartz. Wichtig sei ihm gewesen, den Verantwortlichen der Rot-Weißen auch klarzumachen, für was und für wen sie sich da entscheiden würden.

Das Saisonziel der Hattinger ist der Klassenerhalt

„Ich bin wie Frank ein impulsiver Trainer“, sagt er. „Ich tanze auch schon mal an der Linie herum.“ Was Uli Schwartz in der Kreissporthalle deutlicher leichter fallen sollte als in der engen nach seinem Vater benannten Horst-Schwartz-Halle in Vormholz. Oder? Er muss schmunzeln. „Hoffentlich“, sagt er, „kann ich damit umgehen.“

Es ist offensichtlich so, dass sie sich gegenseitig überzeugt haben. Und wer mal beim Training vorbeischaut, kann auch Veränderungen erkennen. Wird Uli Schwartz etwa die 4:2-Deckung, auf die der TuS Hattingen ja ein Vereinspatent angemeldet hat, auflösen? „Ich will, dass die Jungs das spielen, was sie gerne machen. Ich will ihnen auch nicht ihre 4:2-Deckung wegnehmen“, sagt er. „Aber wir müssen in der Lage sein zu reagieren, auch mal was anderes zu spielen. In vielen Partien hat die Abwehr gut funktioniert, in anderen aber nicht, weil die Gegner das kennen.“

Der Coach wünscht sich noch mehr Spielintelligenz

Von der Deckungsarbeit, die seine Mannschaft in der neuen Saison leisten soll, hat Uli Schwartz eine sehr detaillierte Vorstellung. „Wir müssen den Gegner mehr unter Druck setzen, ständig zum Überlegen zwingen und Fallen einbauen“, sagt er. Und er ist überzeugt davon, dass seine Spieler seine Ideen auch aufnehmen werden. „Sie sind ziemlich begeisterungsfähig“, erklärt der TuS-Coach, der vor allem keine Stagnation will und sich noch mehr Spielintelligenz wünscht. „Wir dürfen nicht nach Schablone spielen. Das wird sicherlich eine Umstellung, dass ich mehr Mitdenken erwarte“, sagt Uli Schwartz, der sich aktuell um seine Schulter-Patienten Felix Osterloh und Matthias Sinnemann sorgt.

„Platz sieben zu wiederholen, wird schwierig“

Das sind zwei Spieler, die beim TuS Hattingen eine entscheidende Rolle spielen könnten, vielleicht sogar müssen. Zumal Uli Schwartz davon ausgeht, dass es einen anstrengende Saison wird – in einer sehr starken und ausgeglichenen Liga. „Mit mindestens zehn Mannschaften“, sagt er. „Dass die Jungs in der vergangenen Saison Siebter geworden sind, heißt schon was. Das zu wiederholen, wird schwierig. Und ich will jetzt auch nichts Hochtrabendes sagen: Es geht um den Klassenerhalt.“ Eine gute Eigenschaft für dieses Ziel hat er bereits ausgemacht: „Die Mannschaft ist kämpferisch enorm stark.“ Aber? „Manchmal hat sie sich auch hängen lassen.“