Hattingen. . Hattingens neuer Schiedsrichter-Obmann plädiert für ein respektvolles Miteinander. Auch seine Kinder sind erfolgreiche Unparteiische.

Hattingens Schiedsrichter bekommen einen neuen Obmann. Nachfolger von Walter Wasmuth (76) wird Dirk Bramkamp (49). Die Hattinger Unparteiischen haben sich bereits für Bramkamp ausgesprochen, bestätigt werden soll er dann noch beim Kreistag der Bochumer Fußballer am 9. April.

Wasmuth: „Dirk Bramkamp ist der richtige Mann“

© Jens Pommerenke

Walter Wasmuth hat den Job als Schiedsrichter-Obmann viel länger gemacht, als er es ursprünglich geplant hatte. Jetzt freut er sich aber, dass er es künftig ein bisschen ruhiger angehen lassen kann. Und Wasmuth kann sich auch entspannt zurücklehnen, denn er sieht sein Amt, das er 43 Jahre lang ausgefüllt hat, in guten Händen. „Dirk Bramkamp wird das schon machen, er ist der richtige Mann für den Posten“, sagt Wasmuth in seiner typischen Art. Also kurz und knapp und auf den Punkt gebracht.

In der Jugend für den TuS Hattingen am Ball

Nur wenn es sein
Nur wenn es sein © Dietmar Wäsche

Die Karrieren als aktive Fußballer verliefen bei Walter Wasmuth und Dirk Bramkamp ganz ähnlich. Beide waren in Jugendzeiten sehr aktiv — Walter Wasmuth bei der SG Welper und Dirk Bramkamp beim TuS Hattingen. Ihre Verweildauer bei den Senioren war dagegen nur recht kurz. Walter Wasmuth entschloss sich, Schiedsrichter zu werden, weil er sich als Spieler keine großen Chancen ausrechnete. „Ich war zu klein“, sagt Wasmuth.

Bei Dirk Bramkamp liegen die Gründe etwas anders und tiefgründiger: „Als Jugendlicher habe ich noch alle Altersklassen durchlaufen, als Senior war es aber schnell vorbei. Irgendwann bin ich beim SC Oberstüter gelandet, und da gab es dann ein Spiel, bei dem mir, als ich am Boden lag, ein Gegenspieler gegen den Kopf getreten hat. Da Sache wurde dann auch strafrechtlich verfolgt, aber für mich stand fest: bis hierhin und nicht weiter.“

Ein rüdes Foul beendet die Karriere als Spieler

Dirk Bramkamp im Sommer 2014 mit seiner Kindern Lea und Lars.
Dirk Bramkamp im Sommer 2014 mit seiner Kindern Lea und Lars. © Volker Speckenwirth

Weil der damals 23-Jährige dem Fußball aber verbunden bleiben wollte, schlug er die Schiedsrichter-Laufbahn ein. „Ich habe es nie bereut, man kann sich auch durch die Schiedsrichterei fit halten, und vermutlich hätte ich es als aktiver Fußballer auch nicht allzu weit gebracht. Denn das ganz große Talent war ich nun auch nicht“, sagt Dirk Bramkamp mit einem Lachen.

Jetzt ist er also Schiedsrichter. Seit 25 Jahren mit Leidenschaft. Eine hervorragende Regelkenntnis sei für diesen Job absolute Voraussetzung, sagt Dirk Bramkamp, der es in der Praxis aber ähnlich hält wie sein Vorgänger Walter Wasmuth. Auch Dirk Bramkamp pfeift mit Fingerspitzengefühl, auch er spricht nicht so gerne Platzverweise aus. „Wir spielen ja Fußball und nicht Karten. Wäre es anders, dann könnten wir uns am Wochenende zum Skat verabreden“, so Bramkamp, der dann aber auch klarstellt: „Als Schiedsrichter kann man aber natürlich keine Unsportlichkeiten durchgehen lassen. Jeder bekommt es so, wie er es bestellt.“

Lars Bramkamp pfeift Spiele in der Oberliga

Dass ihm der Dienst an der Pfeife große Freude bereitet, ist nicht verborgen geblieben. Und diese Freude hat er auf seine Kinder übertragen. Denn auch Lars Bramkamp (23) und seine Schwester Lea (21) sind erfolgreiche Schiedsrichter geworden. Lars Bramkamp pfeift inzwischen Spiele in der Oberliga und kommt als Assistent in der Regionalliga und der Junioren-Bundesliga zum Einsatz. Und Lea Bramkamp wird als Schiedsrichterin in der Juniorinnen-Bundesliga sowie als Assistentin der 2. Frauen-Bundesliga eingesetzt. Beide haben ihren Vater inzwischen also überflügelt - denn der pfeift nur noch auf Kreisebene.

Mutter und Oma übernehmen den Fahrdienst

Die älteren Kollegen helfen immer wieder aus

Die Hattinger DFB-Schiedsrichter-Gruppe, die zum Fußballkreis Bochum gehört, ist eher klein. Es gibt 34 aktive und sieben passive Unparteiische. Es wird also noch Nachwuchs für den Dienst an der Pfeife gesucht.

Walter Wasmuth, der Vorgänger von Dirk Bramkamp, hatte zuletzt noch betont, dass es ohne die älteren Kollegen nicht mehr gehe.

Auf die Frage, wie denn Lea und Lars zum Fußball und später dann auch zur Schiedsrichterei gekommen seien, antwortet Dirk Brankamp so: „Lea und Lars sind ja im Prinzip auf dem Fußballplatz aufgewachsen. Wenn ich im Einsatz war, dann waren die Kinder und meine Frau fast immer dabei. In der Nähe von Sportplätzen gibt es häufig ja auch Spielplätze. Das hat die ganze Sache leichter gemacht.“

Bramkamp: „Auch Schiedsrichter machen Fehler“

Und als dann Lars und Lea ihre Schiedsrichter-Karriere starteten, wurde diese Angelegenheit im Hause Bramkamp wieder zur Familiensache. Denn da übernahmen Mutter Susanne und Oma Christine den Fahrdienst.

Auf seine Familie ist Dirk Bramkamp stolz, und auf seine neue Aufgabe als Schiedsrichter-Obmann freut er sich. Der 49-Jährige wirbt aber noch einmal um Verständnis für seine Zunft. „Auch Schiedsrichter machen Fehler, das ist doch ganz klar“, sagt Bramkamp. „Bei den Spielern gibt es ja auch Unterschiede. Da können einige besser geradeaus laufen als andere. Genau so ist das bei den Schiedsrichtern. Wichtig ist nur, dass man sich mit Respekt begegnet. Aber das wird uns in Hattingen schon gelingen.“