Hattingen. . Walter Wasmuth hat in seiner Karriere als Schiedsrichter stets Fingerspitzengefühl bewiesen. Wenn es nötig war, konnte er auch streng werden.
Man glaubt es kaum: Walter Wasmuth ist nicht mehr Obmann der Hattinger Schiedsrichter-Gruppe. Der 76-Jährige will es jetzt etwas ruhiger angehen lassen. Zu seinem Nachfolger soll am 9. April beim Kreistag in Bochum Dirk Bramkamp ernannt werden. Die Hattinger Schiedsrichter haben sich für den 49-Jährigen schon ausgesprochen.
Walter Wasmuth ist in Hattingen eine Institution. Seit 59 Jahren ist er Schiedsrichter, 43 Jahre war er Obmann der Hattinger Gruppe. Viel länger als geplant. „Ich habe im Interesse der Gruppe noch ein bisschen weitergemacht. Doch ich denke, dass ich es in meinem Alter verdient habe, es jetzt ein bisschen ruhiger angehen zu lassen.“
„Für eine Karriere als Spieler war ich zu klein“
Das große Hobby von Walter Wasmuth war schon immer der Fußball. Von der Schüler-Mannschaft bis zur A-Jugend spielte er für die SG Welper. Mit Einsatz und Leidenschaft. Er hat dann aber gemerkt, dass ihm die körperlichen Voraussetzungen fehlten, um als Spieler weit nach vorne zu kommen. Walter Wasmuth formuliert es etwas einfacher: „Ich war zu klein. Weil ich aber den Fußball liebte, habe ich mit der Schiedsrichterei angefangen“, erzählt Wasmuth, der es im Laufe seiner Karriere als Unparteiischer auch mit den Großen dieses Sports zu tun bekam. Denen begegnete er mit dem gebotenen Respekt, aber immer ohne Scheu. Am Anfang seiner Karriere war das noch ein bisschen anders. Wasmuth erinnert sich auch noch an seinen ersten Einsatz.
„Ich habe nicht viele Rote Karten verteilt“
Als 18-Jähriger pfiff er ein Spiel des damaligen SV Holthausen. „Da waren viele Routiniers auf dem Platz, und ich habe das gepfiffen, was sie mir zugerufen haben“, erzählt Wasmuth. Doch nach dieser Premiere hat er schnell zu seiner eigenen Linie gefunden. Wasmuth spielte sich nie wie ein Herrscher auf dem Platz auf, er pfiff mit Fingerspitzengefühl. „Als Schiedsrichter muss man mit Menschen umgehen können“, sagt er. „Ich habe nur wenige Rote Karten verteilt. Wenn es sein musste, aber natürlich schon. Ein Schiedsrichter muss absolut regelsicher sein, und er muss konditionell auf der Höhe sein, um dem Spiel folgen zu können.“
All das war bei Walter Wasmuth gegeben. Er war ein guter Schiedsrichter. Und weil das so war, startete er schnell zum Marsch durch die Ligen. Als Schiedsrichter und als Linienrichter. Als Assistent war er zehn Jahre in der 2. Liga an der Linie, in der 1. Liga ein Jahr. Gut in Erinnerung hat er noch das Spiel Braunschweig gegen Saarbrücken. „Da habe ich den Braunschweigern ein Tor weggewunken, und das hat Trainer Branko Zebec überhaupt nicht gefallen. Er wurde dann auch recht laut, aber als er später im Fernsehen gesehen hatte, dass ich im Recht war, hat er sich bei mir entschuldigt. Das war in Ordnung, solche Menschen mag ich.“
Rudi Assauer verhindert einen Spielabbruch
Gemocht hat Walter Wasmuth auch den anfangs des Monats verstorbenen Schalke-Manager Rudi Aussauer. Assauer war damals aber noch Manager von Werder Bremen. Die Bremer kämpften um den Aufstieg und spielten in Oldenburg. „In dem Spiel ging es hoch her, die Bremer Fans gingen nach einer Entscheidung, die ihnen nicht gefallen hatte, auf die Barrikaden. Der Platz war nicht gesichert, das Spiel stand kurz vor dem Abbruch. „Assauer ist dann in die Bremer Ecke gegangen und hat die Fans beruhigt. Respekt. Das war eine große Aktion. Assauer war ein guter Typ“, sagt Wasmuth.
„3500 Zuschauer im Stadion waren gehen mich“
Mit Assauer und dann auch mit Schalke 04 war Wasmuth öfter in Kontakt, auch mit dem Revierrivalen Borussia Dortmund. Der Hattinger pfiff A-Jugendspiele, in denen Michael Zorc und Olaf Thon am Ball waren. „Tolle Fußballer waren das, das konnte man damals schon sehen“, erzählt Wasmuth. Zorc und Thon waren im Vergleich mit Schalke-Talent Wolfram Wuttke aber recht pflegeleicht. „Der Wuttke war überhaupt nicht zu bändigen, nach fünf Minuten habe ich ihn dann aber gelüftet und ihm eine Zeitstrafe verpasst. Die Konsequenz war, dass die 3500 Zuschauer im Stadion gegen mich waren. Damals kamen zu solchen Spielen ja noch so viele Zuschauer. Was soll’s, habe ich mir da gedacht. 3500 neue Freunde. Die hat auch nicht jeder“, so Wasmuth.
Welper gegen Schalke war sein Abschiedsspiel
Sein letztes Spiel pfiff Walter Wasmuth im Jahr 1993. Auch da war Schalke 04 beteiligt. Und natürlich seine SG Welper.
Beide Mannschaften trafen sich anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Welperaner Gesamtvereins zu einem Spiel auf dem Platz an der Marxstraße. Schalke schoss sieben Tore, Welper eins. Alle waren zufrieden. Auch mit der Leistung des Schiedsrichters, der sehr unauffällig geblieben war. Er pfiff mit Fingerspitzengefühl, so wie es Walter Wasmuth immer getan hat.
In Hattingen geht es vergleichsweise friedlich zu
Walter Wasmuth hatte in seiner Funktion als Schiedsrichter-Obmann auch großen Anteil daran, dass es im Hattinger Fußball im Vergleich zu anderen Städten in den vergangenen Jahren eher friedlich zugegangen ist. Dass zuletzt bei der Hallen-Stadtmeisterschaft der Altherren der Unparteiische von zwei Spielern übel beleidigt wurde, hat dem 76-Jährigen aber natürlich überhaupt nicht gefallen. „Das geht ja gar nicht. Das waren vielleicht mal gute Fußballer, aber dann geht ihnen im Alter die Luft aus, und dann werden sie ausfallend“, sagt Wasmuth, der mit dieser Aussage beweist, dass er gelegentlich auch streng werden kann. Wenn es denn sein muss.
Die Routiniers sichern den Spielbetrieb
Das war in Hattingen aber nur selten der Fall. „Der Kontakt zu den Vereinen und die Zusammenarbeit mit den Vereinen war immer gut. Das hat vieles leichter gemacht“, sagt Wasmuth. Jetzt wünscht er sich, dass sich auch junge Leute für die Schiedsrichterei begeistern können. Mit den Geschwistern Lea und Lars Bramkamp sowie mit Björn Stempel gibt es in Hattingen ja auch junge und absolut qualifizierte Schiedsrichter. Generell ist die Hattinger Gruppe aber klein. Aktuell gibt es 34 aktive und sieben passive Unparteiische. „Ohne die älteren Kollegen wäre es deutlich schwieriger“, sagt Wasmuth. In Hattingen können aber immer noch alle Spiele mit Unparteiischen besetzt werden, was aber auch daran liegt, dass durch den Wegfall einer Kreisliga-B-Staffel die Zahl der Mannschaften und dadurch die Zahl der Spiele kleiner geworden ist.
„Vom Video-Beweis halte ich überhaupt nichts“
Um die Besetzung der Spiele hat sich zuletzt schon Wasmuths Nachfolger Dirk Bramkamp gekümmert. Walter Wasmuth tritt jetzt in die zweite Reihe zurück, bleibt dem Fußball und der Schiedsrichterei aber verbunden. Und natürlich beschäftigt sich Wasmuth nicht nur mit dem „kleinen“ Fußball auf Kreisebene, sondern auch mit dem „großen“ in der Bundesliga. Und da kommt er um einen Meinungsäußerung zum Video-Beweis nicht herum. Wasmuth macht es dann, wieder ganz typisch, kurz und knapp und sagt: „Davon halte ich überhaupt nichts. Der Schiedsrichter auf dem Platz soll entscheiden. Und sonst keiner.“