14 Jahre lang ist Jürgen Margref Trainer der SF Niederwenigern. Von der Kreisliga A aus ging es immer bergauf. Der Oberliga-Aufstieg ist greifbar
In den vergangenen Tagen wurde viel in Erinnerungen geschwelgt bei den Sportfreunden Niederwenigern – zum Beispiel zwischen Bertold Pieper, ehemaliger Fußball-Abteilungsleiter, und Jürgen Margref, dem Trainer der Landesliga-Mannschaft. Pieper: „Als ich angefangen bin, da dachte ich: Wenn ich es schaffe, dass die erste Mannschaft mal in der Bezirksliga spielt, das wäre ein absoluter Traum.“ Und das, was jetzt passieren könne, das sei „Wahnsinn“.
Am Sonntag um 15 Uhr treten die Sportfreunde nämlich zu Hause zum letzten Spieltag der Saison gegen den SV Sonsbeck an. Es geht um den Aufstieg in die Oberliga. Das Dorf spielt bei den Großen mit – was für eine Geschichte. Und eine der Hauptfiguren in dieser Geschichte ist Jürgen Margref.
Verpflichtung war ein Quantensprung
Im Juli 2004 übernahm der Ex-Spieler von Rot-Weiss Essen das Traineramt beim Kreisligisten in Niederwenigern. Der damalige Abteilungsleiter Pieper habe ihm „keine Ruhe gelassen“, hat Margref einmal gesagt. Pieper musste nicht nur Margref, sondern auch seine Vorstandskollegen überzeugen.
„Das war ein Quantensprung für die Sportfreunde, so einen Trainer zu holen, der vielleicht ein paar Mark mehr kostet, dafür aber innovativ arbeitet.“ Margref könne unglaublich gut Spieler entwickeln und besser machen, „und das hat sich bemerkbar gemacht“.
Im ersten Jahr wurde der Aufstieg noch verpasst, 2006 klappte es. 2011 ging es in die Landesliga. 2015 überstand der Verein dort die Abstiegsrelegation – und jetzt könnte es weiter nach oben gehen.
„Sportlich unangefochten, menschlich überragend“
„Er ist sportlich natürlich unangefochten. Was aber viel wichtiger ist: Er ist menschlich überragend“, schwärmt Pieper. „Gut, dass nicht viele höherklassige Vereine gemerkt haben, was für einen Trainer wir haben, beziehungsweise was für ein Gespann – sonst hätten wir vielleicht ein Problem gehabt.“
So blieb Margref und überdauerte auch viele Spieler. Abgänge, zuletzt im Winter der von Top-Torjäger Dominik Enz, wurden ersetzt. Immer wieder kamen immer mehr Spieler aus der eigenen Jugend nach oben – es zahlt sich aus.
Auch Margref selbst denkt natürlich oft zurück, gerade in diesen Tagen. „Es hat sich sportlich natürlich vieles verändert“, meint der Trainer, „aber seit wir damals in der neunten Liga auf Asche angefangen sind, ist eines gleich geblieben: Wir sind ein Dorfverein, wir setzen auf unsere eigene Jugend. Das ist unser Weg, auch wenn es einfacher wäre, den Erfolg zu kaufen.“
Aufholjagd beginnt erst nach totalem Fehlstart
Vor der Saison galten die Sportfreunde mal wieder als Abstiegskandidat. Punktloses Schlusslicht nach vier Spieltagen. Doch dann kamen die ersten Siege und mit dem Selbstvertrauen ging vieles leichter. Zuletzt gewannen die SFN neun von zehn Spielen.
„Das haben wir hauptsächlich der Mannschaft zu verdanken“, nimmt sich Margref selbst aus dem Fokus. „Sie ist eine verschworene Gemeinschaft, weil die meisten sich auch schon lange kennen. Sie wissen, was ihre Stärken, aber auch die Schwächen sind. Das ist mehr Wert als ein Neuzugang.“ So konnte das Team die Abgänge von Dominik Enz und die schwere Verletzung von Fredrick Gipper im Winter wegstecken.
Aufstiegsfeier ist noch nicht geplant
Mit einem Unentschieden am Sonntag sind die Sportfreunde sicher in den Entscheidungsspielen. Patzt der punktgleiche FSV Duisburg (drei Tore bessere Differenz), steigen die Sportfreunde sogar direkt auf. „Das halte ich aber für unwahrscheinlich“, sagt Margref. Auch Kapitän Niklas Lümmer glaubt nicht wirklich daran – das Szenario ist sehr unwahrscheinlich (s. rechts).
„Wir reden da nicht drüber, es ist auch nichts geplant. Getränkereserven haben wir aber immer Platz. Wir würden schon etwas hinbekommen...“ Es wäre historisch: Noch nie hat ein Hattinger Fußballclub den Aufstieg in die Oberliga geschafft.
Bertold Pieper wird allerdings nicht dabei sein – er hat schon vor Monaten ein Wochenende mit seiner Frau in Hamburg gebucht. „Das war ja nicht abzusehen, dass wir am letzten Spieltag um den Aufstieg spielen“, sagt er.
Nein, vor ein paar Monaten nicht. Und vor 15 Jahren ganz sicher auch nicht.