Basketball ist in Hattingen und Sprockhövel eine Randsportart. Die Protagonisten sind mit viel Enthusiasmus dabei – doch es werden immer weniger.
Rhythmisch klatscht der Ball auf den Boden der kleinen Turnhalle in Blankenstein. Hörst du das Dribbeln? Der Altersschnitt auf dem Parkett reicht von unter 20 bis über 50 Jahre alt, die Partie ist auch reichlich einseitig: Doch auch wenn viele der Würfe nicht wie geplant in den Korb gehen, wenn vieles nicht ganz so klappt, wie es soll – alle haben sichtlich Spaß. Hier wird basketballerisch das höchste geboten, was es aktuell in Hattingen und Sprockhövel gibt: Kreisliga, das ist die unterste Liga.
Drei Mannschaften aus Hattingen und Sprockhövel spielen in der Liga: Neben Welper und der TSG noch der TV Haßlinghausen. Alle drei Mannschaften sind unterschiedlich – in ihrer Geschichte, in ihren Zielen, in ihrer Zusammensetzung. Aber alle drei leiden darunter, wie sehr ihr Sport an der Basis leidet: Wenig Schiedsrichter, ein schwieriger Jugendspielbetrieb, eine Kreisliga, die beinah am Ende ist: Zehn Mannschaften sollten eigentlich an den Start gehen, drei haben schon zurückgezogen, bevor der erste Korb gefallen ist. Eine davon ist die SG Welper II.
SG Welper
Nach dem Abstieg der ersten Herren aus der Bezirksliga wollten die Welperaner eigentlich mit zwei Kreisliga-Teams an den Start gehen – das musste SG-Trainer Ronnie Schmale schon vor dem Saisonstart wieder verwerfen. „Wir hatten ein paar Abgänge und konzentrieren uns nun auf die erste Mannschaft – dadurch ist auch unsere Bank stärker, was ja in der vergangenen Saison unser Problem war.“ Da stieg Welper mit nur einem Sieg aus der Bezirksliga ab. „Jetzt wollen wir unbedingt wieder aufsteigen“, sagt Schmale.
Der Auftakt immerhin ist am Sonntag geglückt. „Sehr souverän“, meinte er – 89:26 siegte seine Mannschaft gegen die TSG Sprockhövel. Auch für Sprockhövel ging das Ergebnis in Ordnung.
TSG Sprockhövel
„Solche Niederlagen sind eingeplant“, sagt Jochen Knorr, der für die TSG-Basketballer verantwortlich ist. Er ist nicht böse, wenn man sein Team als Hobbytruppe im Spielbetrieb bezeichnet.
Knorr hat die Abteilung einst mitgegründet, zeitweise spielten hier hauptsächlich Väter mit ihren Söhnen. Auch jetzt ist die Altersstruktur bunt gemischt, „von 16 bis 58 haben wir alles dabei“, sagt Knorr. Die Jungen sind nun mal Anfänger, die Erfahrenen nun mal älter, so einfach ist das – die deutliche Niederlage kam für Sprockhövel also nicht überraschend.
Knorr will die Abteilung jetzt wieder etwas voranbringen – er wolle in dieser Saison wieder etwas mehr Struktur ins Training bringen, das sei vorher öfter auch mal „nur Alt-Herren-Gezocke“ gewesen. Doch auch Knorr stellt fest: „Es werden immer weniger Mannschaften.“ Vor einigen Jahren stand die TSG kurz vor der Auflösung, da waren sie gerade einmal zu siebt. Dann kamen einige Neue aus Schwelm dazu. Von drei Mannschaften wie in den 80ern ist die TSG aber weit entfernt.
TV Haßlinghausen
Auch Holger Ostholt kann sich an bessere Zeiten erinnern. Er trainiert die Mannschaft des TV Haßlinghausen, die erst am 5. Oktober starten: Die ersten beiden Gegner haben zurückgezogen. Als Student war Ostholt früher auch Geschäftsführer der Abteilung, da waren von U12 bis U20 durchgängig alle Jugenden besetzt, es gab auch Mädchenmannschaften, zwei Herrenteams, Damen, Hobbytruppe.
„Zehn Mannschaften plus Hobby“, rechnet Ostholt vor. Zurzeit gibt es eine Jugendmannschaft: Der TV versucht sich am Aufbau einer offenen U12, daneben gibt es nur die Herren. Warum?
Gemeinsame Probleme
Es sind überall die gleichen Probleme: Weniger Jugendliche wollen sich verpflichten, alle wollen Fußball spielen – aber auch dass kleinere Vereine Probleme haben. Früher seien die Derbys gegen Gevelsberg besonders gewesen, meint Ostholt. „So etwas gibt es nicht mehr. Der Wettbewerb kommt so ein Stückweit zum erliegen.“
Ronnie Schmale sieht die Entwicklung: „Nur der harte Kern bleibt noch da.“ Er will zurück in die Bezirksliga, Holger Ostholt, der ja ebenfalls abgestiegen ist, sagt: „Wenn Welper das will. Wir wollen auch Spiele gewinnen, das war in der Bezirksliga nicht so, das drückt auf die Stimmung. Wir spielen, um Spaß zu haben.“
Liegt es an den großen Nachbarn?
Warum ist der Basketball ausgerechnet in Hattingen und Sprockhövel so schwach vertreten? Liegt es an der geografischen Lage zwischen Phoenix Hagen, AstroStars Bochum, EN-Baskets Schwelm und den Witten Baskets, die immerhin aus zwei Ex-Oberligisten fusioniert sind? Weder Holger Ostholt, noch Jochen Knorr, noch Ronnie Schmale glauben das.
„Viele gehen in den Fußball-Bereich“, meint Knorr. Während viele Fußball- und Handballvereine in der Jugend teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, liegt die Jugend im Basketball brach.
Es gibt kaum einen Jugend-Spielbetrieb
Schmale: „Eigentlich ist hier im Umkreis nur noch Hagen eine Hochburg – auch in Gevelsberg und Ennepetal sind die Zahlen stark rückläufig.“ Inzwischen stellt sich die Frage, wie lange es den Basketballkreis EN überhaupt noch gibt. Denn nicht nur bei den Herren ist die Kreisliga mit sieben Teams mehr als dünn besetzt. Schon seit Jahren gibt es keine EN-Jugendligen mehr. Welpers U18 beispielsweise spielt in der so genannten Kreisliga gegen Herne, Breckerfeld, Witten. Die U12 muss nach Iserlohn, die U14 gar nach Plettenberg.
Holger Ostholt sieht darin ein Problem: Der Verband tue immer mehr für den Spitzensport, alles konzentriere sich oben. „Ab dem Kindesalter wird der Nachwuchs gescoutet. Daran geht der Breitensport zu Grunde.“
Bei der SG Welper kommt etwas nach
Als Beispiel nennt er die Entwicklung in Bochum: Die AstroStars Bochum seien ein Riesenverein mit zehn Herren-Mannschaften, so Ostholt: „Ich weiß nicht, ob das sein muss. Alles drängt in die Spitze, das geht zulasten der kleinen Vereine. Dazu ist es immer schwieriger, Schiedsrichter und allgemein Ehrenamtliche zu finden. Eine bedauerliche Entwicklung.“
Immerhin die SG Welper – räumlich näher an den AstroStars gelegen – scheint sogar zu profitieren: Schmale: „Wer sich in der Jugend stärker entwickeln will, geht nach Bochum – viele kommen dann zurück, wenn sie nicht mehr so viel Zeit haben oder nicht mehr hoch spielen wollen.“ Im Jugendbereich sieht Schmale zurzeit sogar einen gegenläufigen Trend: „Mit drei Jungen- und einer Mädchenmannschaft sind wir ganz gut aufgestellt – da kommt etwas nach.“
>> TV-TEAM IST GUT VORBEREITET
Abseits aller Probleme im Kreis-Basketball freuen sich die „Hotshots“ des TV Haßlinghausen auf die neue Spielzeit, die für die Mannschaft von Holger Ostholt am 5. Oktober mit einem Heimspiel gegen Rote Erde Schwelm IV beginnt.
„Wir haben auch ein paar Neue, es sieht zurzeit ganz gut aus“, sagt Ostholt. Bei einem Vorbereitungsturnier in Oberhausen schafften es die Haßlinghauser sogar ins Finale von 16 Kreis- und Bezirksligisten.
Der TV will oben mitspielen, den Aufstieg peilt Ostholt aber nicht an: „Wir haben unsere Erfahrung in der Bezirksliga gemacht“, sagt er – erst am letzten Spieltag gegen Welper gelang Haßlinghausen der erste Sieg.