Gladbeck. Nicolai Rakowski hat früher für den BV Rentfort Fußball gespielt. Inzwischen ist der 22-Jährige Kraftdreikämpfer - und Weltmeister. Das kam so.

Weltmeister! Nicolai Rakowski hat bei der Juniorenweltmeisterschaft im Kraftdreikampf in der Kategorie Kniebeugen den Titel geholt. Dabei stemmte der 22-Jährige in der Türkei 257,5 Kilogramm. Im Gesamtklassement landete er auf dem siebten Rang. Der ehemalige Fußballer des BV Rentfort hat der WAZ verraten, wie er es bis zu diesem Erfolg geschafft hat und welche Ziele er nun verfolgt.

Die Titelkämpfe in der Türkei, die IPF-Weltmeisterschaften, waren für den Gladbecker der erste Auftritt auf der internationalen Bühne. IPF steht für International Powerlifting Federation, das ist der Weltverband der Kraftdreikämpfer, deren Sportart aus Bankdrücken, Kreuzheben und Kniebeugen besteht. Die letztgenannte Disziplin ist Rakowskis „Paradedisziplin“.

257,5 Kilogramm stemmte er bei der WM, damit holte der Biologie-Student Gold und knackte zudem noch den deutschen Rekord, übrigens seinen eigenen. Beim Bankdrücken und Kreuzheben kam der Athlet auf 142,5 Kilogramm beziehungsweise 250 Kilogramm. Mit diesen Leistungen zählt der Gladbecker zu den besten Nachwuchs-Kraftdreikämpfern der Welt.

Gladbecker Rakowski meldet sich im Fitnessstudio an

Bis dahin war es ein langer und auch ein harter Weg. Er begann damit, dass sich Nicolai Rakowski vor mittlerweile sechs Jahren in einem Fitnessstudio angemeldet hat. Mit dem Kicken beim BV Rentfort hatte er gerade aufgehört. „Kein Sport war auch keine Option“, so der starke Mann. Mit der Zeit nahm er das Gym immer ernster: „Ich brauchte eine Herausforderung.“ Nach eineinhalb Jahren, in denen er regelmäßig trainiert hat, stellte sich der erste merkliche Erfolg ein: „Ich habe das erste Mal 170 Kilogramm gebeugt.“

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Irgendwann war auch Nicolai Rakowskis Neugierde geweckt. „Es kam der Moment“, erinnert er sich, „als ich nach Rekorden geguckt und gemerkt habe, dass ich sehr gut im Kraftsport bin.“ Beim Durchforsten der Rekordlisten fiel ihm auf, „dass ich nur ein paar Kilo hinter dem deutschen Rekord liege“.

Der Kraftdreikampf ist am ehesten mit dem olympischen Zweikampf beim Gewichtheben zu vergleichen. Dieses besteht aus Reißen und Stoßen. Der Kraftdreikampf setzt sich zusammen aus den Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben.
Der Kraftdreikampf ist am ehesten mit dem olympischen Zweikampf beim Gewichtheben zu vergleichen. Dieses besteht aus Reißen und Stoßen. Der Kraftdreikampf setzt sich zusammen aus den Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. © Funke Foto services | Lars Heidrich

Er fasste sich ein Ziel: „Ich habe mir sofort gedacht: Den Rekord will ich holen.“ Rakowskis Karriere als Kraftdreikämpfer begann nun richtig, er suchte und fand in Marl einen Verein, um bei Wettkämpfen antreten zu können. 2019 nahm er schließlich zum ersten Male an einem Vergleich in seiner Gewichtsklasse, der 74-Kilogramm-Junioren-Klasse, teil. Auf Anhieb bewältigte er 205 Kilo. Das war NRW- Rekord!

2021 gewinnt Rakowski in seiner Altersklasse DM-Gold

Die nationale Bestmarke lag zu dem Zeitpunkt bei 210 Kilogramm und war direkt das nächste Ziel des Gladbeckers. Doch dann kam die Coronapandemie und die machte auch Rakowskis Pläne erst einmal zunichte. Es fanden keine Deutschen Meisterschaften statt und auch keine anderen Wettbewerbe.

Nicolai Rakowski trainierte fleißig weiter - mit Blick aufs Jahr 2021. Und tatsächlich, im September 2021, konnten wieder Deutsche Meisterschaften ausgetragen werden. Rakowski verbesserte bei diesen Titelkämpfen die Bestmarke im Beugen auf 253 Kilogramm! „Das kam aus dem Nichts“, blickt der Sportler zurück, der mit seinem Erfolg bei der DM auch das Ticket für die Junioren-Weltmeisterschaft gebucht hatte.

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Nicolai Rakowski hat für seine bisherigen Erfolge hart trainiert. Vier Einheiten in der Woche absolviert er. Wie geht es für den Athleten weiter? Als Junior darf Nicolai Rakowski nur noch bis zum Jahresende starten. Danach ist er „Aktiver“.

Bei den Aktiven will Rakowski die Nummer eins in Deutschland werden

„Langfristig“, sagt der Gladbecker, „will ich in der nächsten Gewichtsklasse, das ist die Klasse bis 83 Kilogramm, antreten.“ Bei den Herren möchte er zunächst in Deutschland erneut Platz eins erreichen und erst danach wieder an Europa- oder Weltmeisterschaften denken. Rakowski bringt einen Vergleich an: „Es ist im Kraftsport ähnlich wie im Fußball, der Sprung von dem Junioren- in den Seniorenbereich ist riesig.“

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