Gladbeck. SG Preußen Gladbeck startet mit Spielertrainer Marcel Strauch in die Rückrunde. Ergebnisse stehen auf der Prioritätenliste aber nicht weit oben
Das Wasser ist eiskalt, in welches Marcel Strauch vor rund eineinhalb Monaten geschmissen wurde. Seitdem ist der 34-Jährige in neuer Verantwortung beim A-Ligisten SG Preußen Gladbeck. Er hat als Spielertrainer die Nachfolge von Karl Englich angetreten, der aus privaten, beruflichen und gesundheitlichen Gründe sein Amt bei den Preußen niederlegte.
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Eine Situation, die völlig neu ist für Strauch, stand er doch bisher immer nur als Spieler auf dem Fußballplatz. Aber auch eine Situation, auf die er sich trotz aller Herausforderungen freut – das ist beim Gespräch mit ihm aus jedem Satz herauszuhören.
SG Preußen Gladbeck: Rücktritt von Karl Englich kam nicht ganz überraschend
Der Rücktritt von Karl Englich sei für ihn nicht komplett überraschend gekommen. „Es hatte sich ein bisschen angedeutet“, sagt Strauch. Zum Einen kennen er und Englich sich seit über zehn Jahren, der Kontakt ist eng, da erfährt man schon einmal das eine oder andere. Zudem stimmte es bei den Preußen nicht so ganz – auch wenn Englich Ende Januar betonte, dass seine Entscheidung nichts mit der Mannschaft zu tun hatte.
„Jeder, der Karl kennt, weiß, dass er vom Fußball zerfressen ist. Er haut nicht einfach so in den Sack“, meint Strauch. Die „Null-Bock-Einstellung“ einiger Teammitglieder habe ihr Übriges getan. „Diese miese Stimmung hat sich auch etwas auf das Trainerteam reflektiert. Aber als Coach sind einem da ein wenig die Hände gebunden, wenn die Spieler keine Lust haben“, so Strauch.
An der Einstellung der Spieler gilt es als erstes zu arbeiten
Dabei sind die Ursachen für einen verbesserungswürdigen Zusammenhalt in der Tabelle nicht abzulesen. Mit Rang sieben stehen die Preußen im Mittelfeld, mehr war vor der Saison auch nicht zu erwarten, immerhin wechselten Strauch, Englich und viele da erst an die Konrad-Adenauer-Allee, weil sie sich beim SV Zweckel als zweite Mannschaft nicht mehr wirklich wertgeschätzt fühlten.
„Zudem sind die meisten gerade erst 18 oder 19 Jahre alt. Da bin ich mit Abstand der älteste“, sagt Strauch lachend und sieht neben der Unerfahrenheit und der daher nicht immer passenden Einstellung auch die Tabellenlage als eine Hürde.
„Es geht nicht viel nach oben, aber auch nicht nach unten. Dann ist es schwer, die Motivation hochzuhalten. Ansonsten kann ich mir die negative Stimmung aber nicht erklären. Oberste Priorität ist nun, den Spaß ins Training zu bekommen, damit sich alle hoch pushen“, so der gelernte Dachdecker, der als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler den Überblick und die Defensive zusammen behält.
Selbst eine Abmeldung der Mannschaft stand im Raum
Nachdem der Trainerwechsel vollzogen und die durchaus im Raum stehende Abmeldung der Mannschaft abgewendet werden konnte, sind Strauch und der bisherige Torwarttrainer Maik Brömmelhus bereit, anzupacken.
„Ich bin ein Typ, der etwas beendet, wenn ich etwas anfange. Bislang ist die Reaktion der Mannschaft positiv. Aber natürlich ist es komisch, wenn man erst als Spieler und dann als Trainer fungiert. Aktuell nehmen es aber alle gut an. Wie es im Spiel oder beim Training dann sein wird, kann ich aber noch nicht sagen“, so Strauch.
Bisher wurde erst einziges Mal trainiert
Denn durch die Umstrukturierung und Coronafälle im Team konnten kein einziges Testspiel und erst ein einziges gemeinsames Training absolviert werden.
Auch der eigentlich angesetzte Pflichtspielstart am vergangenen Sonntag beim BV Horst-Süd II wurde abgesetzt, sodass es für die Preußen erst am kommenden Sonntag (13 Uhr) beim Tabellenfünften YEG Hassel II losgeht: der Inbegriff eines Kaltstartes für die SG und das neue Trainerteam, welches dennoch „volle Attacke, alles andere bringt doch eh nichts“, verspricht, so Strauch.
Wie es weitergeht, ist noch unklar
Erst einmal geht es also also darum, die Leidenschaft und die Liebe zum Fußball zurück auf den Platz zu bringen. Wie es dann weitergeht, steht noch in den Sternen. Strauch: „Wir hatten letzte Woche schon ein Gespräch, in dem ich gefragt wurde, ob ich mir den Job auch in der nächsten Saison vorstellen kann. Aber da muss ich mir noch Gedanken machen. Ich bin ja auch Vater einer zweijährigen Tochter. Gottseidank ist es erstmal nur ein Kind. Aber man weiß ja nie, was kommt.“
Privat und auf dem Fußballplatz.