Gladbeck. Pascal Kunze hat beim VfL Gladbeck seine aktive Karriere quasi heimlich, still und leise beendet. Der Handballer blickt zurück - und nach vorne.
Bei den Handballern des VfL Gladbeck ist es gute Sitte, am Ende einer jeden Saison die Spieler, die den Verein verlassen oder ihre Schuhe an den Nagel hängen, vor eigenem Publikum gebührend zu verabschieden. Das ging in der vergangenen Runde nicht, weil sie ja coronabedingt plötzlich abgebrochen wurde. Und so gab es für Pascal Kunze keinen Applaus der Fans mehr und auch keine netten Worte von VfL-Handballchef Tim Deffte.
Auf der Platte war Pascal Kunze immer ein Teamplayer
„Das“, sagt Pascal Kunze im Gespräch mit der WAZ, „ist mir auch gar nicht wichtig.“ Ob seine Verabschiedung nachgeholt wird, wenn es die Lage erlaubt, wieder vor Publikum zu spielen, weiß er nicht. „Von meiner Seite“, so der 32-Jährige, der an der Schützenstraße von allen Piwi gerufen wird, „brauche ich den großen Abschied nicht.“
Diese Aussage verrät viel über den Menschen und auch über den Handballspieler Pascal Kunze. Er war auf der Platte nie derjenige, der sich ins Rampenlicht gedrängt hat, sondern vor allem ein Teamplayer. Ein wichtiger Teamplayer, um genau zu sein, ein unermüdlicher Kämpfer, stark in der Abwehr und im Angriff vor allem darauf bedacht, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Selbst aufs Tor warf Kunze in der jüngeren Vergangenheit, weil ihm die Schulter erhebliche Probleme bereitete, eigentlich nur noch, wenn es gar nicht mehr anders ging, wenn er gewissermaßen schießen musste.
Kunze denkt gerne an die Drittliga-Jahre des VfL Gladbeck zurück
Als der VfL in der Saison 2011/2012 den Aufstieg in die Dritte Liga feierte, war Kunze als Aktiver nicht dabei. „Ich war damals verletzt“, so der Lehrer, der Mathematik und Sport an der Gesamtschule Rentfort-Nord unterrichtet. Und weiter: „Die Jahre in der Dritten Liga waren aber super.“ Die Mannschaft und jeder einzelne Spieler habe in dieser Zeit Wochenende für Wochenende an die Leistungsgrenze und darüber hinaus gehen müssen, um in dieser Klasse zu bestehen.
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„Für ihn eine weitere erinnerungswürdige Saison war die Oberliga-Runde 2016/2017, als Max Krönung und Thorben Mollenhauer verletzungsbedingt gefehlt hatten: „Da musste ich viel spielen.“
Pascal Kunze hat immer nur für den VfL Gladbeck gespielt
Gespielt hat Kunze übrigens immer nur für den VfL Gladbeck. Angefangen hat alles 1996, als er in der F-Jugend zu den Rot-Weißen kam. Einer seiner ersten Trainer war Sebastian Sprenger, der inzwischen Leiter der Jugendabteilung ist. Pascal Kunze durchlief alle Jugendmannschaften und schaffte schließlich den Sprung in die erste Herrenmannschaft. Schulterverletzungen - siehe oben - warfen ihn immer wieder zurück. Und immer wieder kämpfte er sich zurück.
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Schon im Laufe der vergangenen Saison entschied Kunze, seine aktive Karriere zu beenden. „Seinem“ VfL bleibt er treu, als Trainer im Nachwuchsbereich. Inzwischen ist er schon seit zehn Jahren als Coach aktiv. Er hat sich um die Ausbildung der A-, B- und C-Jugendlichen gekümmert. In der in Kürze beginnenden Runde zeichnet er nun für die D1 verantwortlich.
Tim Deffte findet für Pascal Kunze nur gute Worte
Möchte Kunze sich in absehbarer Zeit nicht auch mal als Trainer bei den Herren versuchen? „Gerade nicht“, antwortet Kunze prompt. Begründung? „Das Training mit den Kleinen macht sehr viel Spaß. Außerdem ist bei ihnen die größte handballerische Entwicklung möglich.“ Sein Plan sei es, kontinuierlich mit den jüngsten VfLern zu arbeiten.
Tim Deffte findet für Pascal Kunze übrigens nur gute Worte: „Piwi trägt die VfL-DNA in sich, er weiß, wie der Verein funktioniert und zu funktionieren hat. Als Spieler und auch als Trainer im Nachwuchsbereich ist er immer Mister 100 Prozent gewesen, auf ihn konnte und kann man sich total verlassen.“
VfL Gladbeck wird Kunze noch gebührend verabschieden
Womit auch geklärt wäre, dass Pascal Kunze noch seinen großen Abschied in der Riesener-Halle erhält. Tim Deffte: „Das steht bei uns natürlich auf der Agenda.“