Gladbeck. Er war Welt- und Europameister und hat bei Paralympischen Spielen Silber geholt. Nun trainiert er beim TV Gladbeck mit. Ziel: die Spiele 2021.
Es wird viel gelacht an diesem Montagmorgen im Kraftraum des Wittringer Stadions. Das liegt auch und vor allem an einem prominenten Gast. Seit knapp zwei Wochen nimmt nämlich Mathias Mester an den Einheiten der Trainingsgruppe von Heiner Preute teil. „Matze“, sagt der Medaillenschmied des TV Gladbeck über Mester, „sorgt für Leistungssteigerung durch Spaß in der Gruppe.“
Bobanschieberin Annika Drazek stellt den Kontakt zum TV Gladbeck her
Mathias Mester, dessen Paradedisziplin der Speerwurf ist, gehört nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern auch zu den bekanntesten paralympischen Sportlern der Republik. Anno 2007 wurde er zum Behindertensportler des Jahres gewählt, ein Jahr später verlieh ihm der damalige Bundespräsident Horst Köhler das Silberne Lorbeerblatt, die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland. Einige Welt- und Europameistertitel hat Mester in der Startklasse F41 (Kleinwüchsige Athleten) geholt und 2008 bei den Paralympischen Spielen in Peking eine Silbermedaille gewonnen, im Kugelstoßen.
Wie ist der inzwischen 33-Jährige bloß auf die Idee gekommen, in Gladbeck mit der Gruppe von Heiner Preute zu trainieren? Die Weltklasse-Bobanschieberin Annika Drazek stellte den Kontakt her. „Sie kenne ich schon seit längerer Zeit von verschiedenen Veranstaltungen“, erzählt Mathias Mester, der Anfang des Jahres aus Stuttgart in seine Heimatstadt Coesfeld zurückgekehrt ist und daher im Westen wieder eine Trainingsmöglichkeit suchte. Preute gab Grünes Licht und Mester fühlte sich sogleich pudelwohl. „Schon die erste Einheit war top“, betont der Speerwerfer.
Trainingsgruppe von Heiner Preute ist eine kunterbunt gemischte
Was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass die Trainingsgruppe von Heiner Preute eine kunterbunt gemischte ist, zu der unter anderem Annika Drazek (Bobsport), Neele Schuten (Leichtathletik), Paula Preute (Skeletonsport) und Fynn Blißenbach (Handball, VfL Gladbeck) gehören. Und nun auch noch ein Para-Leichtathlet. „Das passt“, sagt Mester und lacht.
Mathias Mester hat in sportlicher Hinsicht noch ein ganz großes Ziel vor Augen. Er will sich für die Paralympischen Spiele 2021 in Tokio qualifizieren - und er will viel mehr als nur das. Der 33-Jährige: „Es wären meine vierten Paralympischen Spiele. Ich war Welt- und Europameister und habe bei den Spielen einmal Silber geholt. Eine Goldmedaille fehlt mir noch.“
Mathias Mester will bei den Paralympischen Spielen um Gold kämpfen
Dafür will sich Mester, der einst übrigens von der Leverkusener Weltklasse-Speerwerferin Steffi Nerius entdeckt worden ist („Du hast ganz schön Zug im Arm“), in den nächsten Wochen und Monaten quälen wie an diesem Montagmorgen im Gladbecker Stadion.
Für diese Einheit musste er sich übrigens gewissermaßen qualifizieren. Dazu Heiner Preute grinsend: „Matze hatte am Wochenende in Stuttgart seinen ersten Wettkampf nach der Corona-Zwangspause. Ich habe ihm gesagt, er braucht hier gar nicht aufzutauchen, wenn er den Speer nicht mindestens 35 Meter weit wirft.“ Diese Marke hat Mester übertroffen - 36,12 Meter standen für ihn letztlich zu Buche. Eine sehr ordentliche Leistung.
Mathias Mester kann sich vorstellen, bis zu den Spielen in Gladbeck zu trainieren
Die, das weiß niemand besser als Mester selbst, für die Paralympischen Spiele natürlich nicht reichen wird. „Um in Tokio eine Medaille zu gewinnen, wird man garantiert 40 Meter erreichen müssen.“ Das heißt: Der Coesfelder müsste in den Bereich seiner persönlichen Bestmarke (41,67 Meter) kommen, um eine Chance auf den Gewinn der Goldmedaille zu haben.
Seit zwei Wochen gehört Mathias Mester zur Trainingsgruppe von Heiner Preute. Im Gespräch mit der WAZ verrät er: „Ich könnte mir vorstellen, bis Tokio in Gladbeck zu trainieren.“