Gladbeck/Los Angeles. Der Gladbecker Fitnesstrainer Marcel Lowitsch hat in Los Angeles eine neue Heimat gefunden. Wie erlebt der 28-Jährige die Coronakrise in den USA?

„Natürlich keimten kurz Gedanken auf, vorübergehend nach Deutschland zurückzukehren.“ Das sagt Marcel Lowitsch. Letztlich entschied sich der Gladbecker Fitnesstrainer aber, in der Coronakrise in seiner neuen Wahlheimat Los Angeles zu bleiben. Die WAZ sprach jetzt mit dem 28-Jährigen über seinen Schritt und über sein Leben in Coronazeiten in den Staaten.

Lowitsch zeigt in Videos, wie man zu Hause fit bleiben kann

Lowitsch arbeitet in der Stadt der Engel für die Firma Eurosoccer USA L.L.C. als Sportdirektor einer Fußballschule. Unter anderem leitet er ein 15-köpfiges Trainerteam. Und diesen Menschen fühlt sich der Gladbecker verpflichtet. Er betont: „Ich lasse mein Team und die Aufgaben, für die ich in Staaten geholt wurde, und denen ich mich verpflichtet fühle, nicht im Stich.“

 Menschenleere Metropole: Dieses Bild hat Marcel Lowitsch kürzlich in Los Angeles gemacht.
 Menschenleere Metropole: Dieses Bild hat Marcel Lowitsch kürzlich in Los Angeles gemacht. © Marcel Lowitsch

Auch in Los Angeles bzw. im Bundesstaat Kalifornien gilt inzwischen längst die Devise, zu Hause zu bleiben. „Jedoch“, so Marcel Lowitsch, „sagt hier wie in Deutschland niemand den Menschen, wie man zu Hause gesund und fit bleiben kann.“ Sein Chef und er hätten sich daher dazu entschlossen, Online-Videos kostenlos für Eltern und Kinder zur Verfügung zu stellen. „In denen zeigen wir Fußballpraktiken und Übungen, die man ganz einfach mit einem Ball von zu Hause aus machen kann“, so der Zweckeler.

Wegen Donald Trump: Überstürzte Abreise aus Gladbeck

Der war bis Anfang März noch in seiner Heimatstadt. Bekanntlich hatte er Profi Salahadin Simmou von den Boxfreunden Gladbeck auf dessen Europameisterschaftskampf in Rentfort-Nord mit vorbereitet. Am 15. März wollte er ursprünglich zurück in die USA fliegen. Doch dann kam alles anders, US-Präsident Donald Trump verhängte für Bürger aus dem Schengen-Raum bekanntlich einen Einreisestopp. Lowitsch reagierte sofort.

Ein Gladbecker in Los Angeles: Marcel Lowitsch.
Ein Gladbecker in Los Angeles: Marcel Lowitsch. © Marcel Lowitsch

„In dieser Situation“, erzählt der Fitnesstrainer, „überlegte ich keine zehn Minuten und buchte den nächsten Flug in die Vereinigte Staaten. Ich wollte um jeden Preis die USA erreichen, bevor es Einreiseprobleme geben könnte. Innerhalb von vier Stunden musste ich meine Sachen packen und mich von meiner Familie schneller als erwartet verabschieden. Es ging von München aus mit einer der letzten Maschinen in die USA.“

Auch in Los Angeles sind Schulen, Unis und Einrichtungen geschlossen

Auch dort ist inzwischen die Corona-Pandemie das alles dominierende Thema - mit entsprechenden Empfehlungen und Einschränkungen. Lowitsch berichtet: „Hier in Los Angeles herrschen mittlerweile starke Ausgangsbeschränkungen. Alle Strände, Parks und öffentliche Einrichtung sind geschlossen. Und es ist verboten, sie zu betreten. Verstöße oder Missachtungen werden sofort geahndet und man wird mit einem Bußgeld wie beispielsweise in Manhattan Beach mit 1000 US-Dollar geahndet. Das ist knallhart, aber notwendig.“ Die Regierung habe zudem beschlossen, Schulen und Universitäten bis zum Sommer geschlossen zu lassen.

Fühlt sich Marcel Lowitsch in Coronazeiten in Los Angeles eigentlich sicher? Das US-amerikanische Gesundheitssystem gilt ja nicht als das beste. Der Gladbecker betont: Ich fühle mich derzeit sicher. Mir tun aber die Menschen leid, die hier aufgrund fehlender Arbeit oder der Covid-19-Situation zugrunde gehen. Das ist fataler und krasser als das, was in Deutschland ist. Hier verlieren die Menschen sinnbildlich alles.“

Marcel Lowitsch lebt gerade von seinen Ersparnissen

Aber die USA seien ein starkes und stolzes Land. „Ich bin davon überzeugt, dass die Wirtschaft und das Miteinander sich davon erholen werden“, sagt Lowitsch, der derzeit von seinen Ersparnissen lebt. Sein derzeitiges Credo lautet: „Nicht krank werden und unnötige Ausgaben vermeiden.“

Der 28-Jährige trainiert in diesen Tagen und Wochen abseits von Menschen in Parkhäusern, in den Bergketten Malibus oder in der Wüste Nevadas. „Dort bin ich komplett alleine“, so Lowitsch. Und weiter: „Des Weiteren schreibe ich Sport- und Ernährungskonzepte für Schulen und Universitäten für die Zeit nach Covid 19, damit unser Unternehmen sofort nahtlos voll funktionsfähig zurückkehren kann.“

Marcel Lowitsch tauscht sich mit Ralf Möller aus

Aufmerksam verfolgt er die deutschen Medien, außerdem steht er täglich mit seinen in Gladbeck lebenden Eltern in Kontakt. Lowitsch: „Das gleiche gilt für Freunde und Bekannte. Aber auch hier ist es wichtig, Kontakt zu Bekannten und Freunden zu halten. Mit Ralf Moeller beispielsweise gibt es gelegentlich Austausch.“

Marcel Lowitsch (li.) gehörte wie Azedin Simmou (re.) zum Trainerteam des Profiboxers Salahadin Simmou vor dessen EM-Kampf in Gladbeck am 16. Februar 2020.
Marcel Lowitsch (li.) gehörte wie Azedin Simmou (re.) zum Trainerteam des Profiboxers Salahadin Simmou vor dessen EM-Kampf in Gladbeck am 16. Februar 2020. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Natürlich zählt auch Salahadin Simmou zu seinen Gesprächspartnern. „Wichtig ist, dass Sala in Form bleibt. Er trainiert täglich und wir hoffen natürlich, dass wir auch im Bereich des Boxsports bald das fortführen können, was wir uns vorgenommen haben.“

Besuch des Mayweather Boxing Clubs musste verschoben werden

Unter anderem geplant war ein Besuch des Gladbecker Profis in Las Vegas im berühmten Mayweather Boxing Club. „Den mussten wir verschieben“, verrät Marcel Lowitsch. „Wir werden dieses nachholen, sobald die Situation sich normalisiert. Erste Gespräche wurden bereits geführt.“