Gladbeck. Trainer Harry Schulz und die Gladbecker Topschwimmerin Jessica Steiger arbeiten nicht mehr zusammen. Warum der Coach seinen Rücktritt erklärte.
Die Gladbecker Olympiahoffnung Jessica Steiger (27) und Trainer Harry Schulz (69) gehen ab sofort getrennte Wege. Der Erfolgscoach hat beim VfL Gladbeck die Brocken hingeworfen - unmittelbar vor den entscheidenden Qualifikationsrennen der Topschwimmerin für die Spiele in Tokio. Seine Gründe? „Es gab Differenzen mit der Abteilungsleitung, außerdem hat in letzter Zeit das Vertrauensverhältnis zwischen Jessi und mir ein bisschen gelitten.“
Marcel Karow trainiert nun die Schwimmer des VfL Gladbeck
„Am liebsten würde ich mich gar nicht äußern“, sagt Ralf Steiger, Sprecher der Schwimmabteilung im VfL und Vater von Jessica. Und weiter: „Jessica ist total enttäuscht und traurig, Harrys Entscheidung hat sie getroffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie will nun aber nicht zurückschauen, sondern sich fokussieren auf die Qualifikationsrennen.“ Seine Tochter sei Schulz dankbar für alles.
Trainiert werden die Leistungsschwimmer der Abteilung und Jessica Steiger nun von Marcel Karow (früher Swim-Team Hamm). Der ist seit Anfang Dezember beim VfL Gladbeck und hat zunächst noch mit Harry Schulz zusammengearbeitet. Hilfe erhält Jessica Steiger laut Ralf Steiger zudem von den Bundestrainern: „Sie haben ihr ihre Unterstützung zugesagt.“
VfL-Chef Siegbert Busch bedauert den Schritt des Trainers
Im Gespräch mit der WAZ betont Schulz, dass seine Entscheidung nicht von heute auf morgen gefallen sei. „Schon bei der Kurzbahn-DM hat es Differenzen gegeben“, so der Trainer. Der Mülheimer wollte die Topschwimmerin des VfL eigentlich noch zu den Olympischen Spielen führen und danach seine Stoppuhr an den Nagel hängen. Er sagt: „So hatte ich mir das auch nicht vorgestellt. Aber wenn die Basis nicht stimmt, macht es keinen Sinn mehr. Deshalb habe ich einen Schlussstrich gezogen.“
Siegbert Busch, der Vorsitzende des VfL Gladbeck, bedauert den Schritt des Trainers. „Ich schätze Harry als Trainer und als Mensch sehr.“ Als Coach sei Schulz in den vergangenen acht Jahren beim VfL Gladbeck sehr erfolgreich gewesen. Busch betont: „Er hat Jessica zu nationalen Titeln und zum Deutschen Rekord über 200 Meter Brust geführt.“ Deshalb habe er angeboten, so der VfL-Chef, alle Beteiligte an einen Tisch zusammenzubringen, um über die Probleme zu reden. „Das wollte Harry aber nicht“, so Busch.
Olympia-Quali: Harry Schulz drückt Jessica Steiger die Daumen
Wie geht es nun mit Harry Schulz weiter? Als Trainer wird er sich nicht mehr engagieren, so der 69-Jährige. „Ich werde mich nun mehr um meine Frau und meine Kinder kümmern, die mussten in den vergangenen Jahren oft genug zurückstecken.“ Dem Schwimmsport werde er ungeachtet dessen vielleicht noch erhalten bleiben: „Der Verband hatte mich schon mal gefragt, ob ich für Seminare oder Lehrgänge zur Verfügung stehe.“ So etwas könne er sich durchaus vorstellen, sagt Schulz.
Wird Harry Schulz seinem ehemaligen Schützling Jessica Steiger bei dem Versuch, sich für die Olympischen Spiele von Tokio zu qualifizieren, die Daumen drücken? Die prompte Antwort: „Aber hallo! Ich hoffe, dass Jessi das schafft.“