Gladbeck/Gelsenkirchen. Nico Alack (13) gibt sein Debüt. Jetzt hat Mutter Daniela „drei Pfeifen“ zu Hause, denn auch Vater Olaf und Bruder Pascal sind Unparteiische.

Schon morgens am Frühstückstisch gibt es nur ein Thema. Na klar, Fußball. Nico Alack hat einen wichtigen Tag vor sich. Seinen ersten Einsatz bei einem Ligaspiel. Das Trikot liegt bereit, die Tasche ist gepackt. Aber Nico Alack wird an diesem Tag nicht gegen den Ball treten, der 13-Jährige leitet heute sein erstes Spiel als Fußball-Schiedsrichter.

Um Viertel vor 12 Uhr verlässt Alack die Kabine, ihm zur Seite steht Oberliga-Schiedsrichter Stefan Tendyck. Sie werden als Tandem die Partie zwischen den D-Junioren von Erle 19 und Hessler 06 leiten. Passkontrolle? Erledigt! Karten, Kugelschreiber, Pfeife? Dabei! Und noch einmal durchzählen, ob auch nicht zu viele Spieler auf dem Platz sind. Um 12.10 Uhr pfeifen Alack und Tendyck die Partie mit leichter Verspätung an.

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© funkegrafik nrw | Marc Büttner

Frank Kaczmarczik, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, steht am Seitenrand und erklärt: „Die erst Hälfte wird Stefan leiten, in der zweiten Halbzeit ist dann Nico an der Reihe. Stefan bleibt aber zur Unterstützung mit auf dem Platz.“ Die beiden Unparteiischen führen das Spiel souverän. Alack folgt dem erfahrenen Tendyck wie ein Schatten. Ecke, Abseits, kein Problem. Schon nach drei Minuten dann das erste Tor für die Gastgeber Erle 19.

Stolze Familie schaut zu

Stolz schaut Familie Alack zu. Mutter Daniela, Vater Olaf und Bruder Pascal. Die beiden Männer sind ebenfalls Schiedsrichter. „Heute morgen wurde schon über das Spiel geredet“, verrät Mutter Daniela Alack. „Natürlich, ich habe drei Pfeifen zu Hause“, sagt sie lachend. Gemeint ist aber eher die gemeinsame Leidenschaft ihrer drei Männer. „Aber sie ist Schuld.“

Oberliga-Schiedsrichter Stefan Tendyck (l.) unterstützt Nico Alack bei seinem Debüt.
Oberliga-Schiedsrichter Stefan Tendyck (l.) unterstützt Nico Alack bei seinem Debüt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Sohn Pascal stupst seine Mutter an. Sie hat ihren älteren Sohn vor rund zehn Jahren dazu überredet, einen Schiedsrichter-Lehrgang zu machen. „Und es hat mir von Anfang an Spaß gemacht“, sagt der 24-Jährige. Vater Olaf zog dann vor zwei Jahren nach. Klar wollte dann auch Alack-Sprössling Nico nicht nachstehen. Vor einer Woche erst, hat er, als zweitjüngster seines Jahrgangs, die Prüfung bestanden. Jetzt also sein Debüt auf dem Platz.

Inzwischen steht es 2:1 für Erle 19. .Pascal Alack erzählt von den schönen Seiten des Schiedsrichter-Daseins, in einer Zeit in der die Leistungen der Unparteiischen nicht immer von allen Akteuren auf dem Platz geschätzt werden: „Die Anerkennung, wenn man ein Spiel souverän geleitet hat, der Zusammenhalt unter den Schiedsrichtern und auch die Verantwortung, die man für seinen Lieblingssport übernimmt“, sagt Pascal. Klar ist nämlich auch: ohne Schiedsrichter keine Liga-Spiele.

In Halbzeit zwei wird es ernst

Pause an der Oststraße. Nico Alack pustet durch. Bisher konnte er sich auf die Laufwege konzentrieren, in Gedanken überprüfen, ob er ebenso wie Tendyck entschieden hätte. In Halbzeit zwei wird es ernst für ihn, jetzt ist er der Chef auf dem Platz. Noch etwas zaghaft pfeift der 13-Jährige den zweiten Durchgang an. „Pfeifen lernt man nur durch pfeifen“, sagt Ulrich Sabelleck, ebenfalls im Vorstand des Kreisschiedsrichterausschusses. Pascal Alack schmunzelt und stimmt zu.

„Wenn man die Führerscheinprüfung bestanden hat, dann ist man ja auch noch kein souveräner Autofahrer. Das kommt dann mit der Zeit“, sagt er, während Bruder Nico seine erste knifflige Entscheidung treffen muss: Foul oder kein Foul? Er zögert kurz, ein Blick zu Tendyck, ein Pfiff. Nico Alack gibt Freistoß für Hessler. Und sammelt Selbstvertrauen. Jetzt kommen die Pfiffe zügiger und lauter. Abseits? Kein Problem. Mehrere Wechsel und vier Tore in Halbzeit zwei bereiten dem Nachwuchsschiedsrichter keine Schwierigkeiten.

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Am Ende gewinnt Hessler mit 5:2. Nico Alack und Stefan Tendyck kommen vom Platz. Der eine zufrieden und der andere voller Stolz. „Ich freue mich, dass ich so ein schönes erstes Spiel hatte“, sagt Alack.

„Die Jungs waren alle nett, haben auf mich gehört und mir nach dem Spiel auch für die Partie gedankt“, sagt der 13-Jährige, der viel aus dieser Partie mitnehmen wird.

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Seine erstes eigenes Spiel wird er dann wohl in zwei, drei Wochen leiten, natürlich mit Unterstützung von der Seitenlinie. „Ich bin schon ganz gespannt und möchte mich in den nächsten Jahren stetig verbessern“, sagt Nico Alack. „Auf jeden Fall will ich später mal höher pfeifen als mein Bruder“, sagt er und beide lachen.