Gladbeck. Hans Orzepowski koordiniert als gute Seele des VfL Gladbeck den Aufbau des Volksbankcups. Aus diesem Grund schläft er vor dem Event im Hallenbad.
Es ist gar nicht so leicht ihn beim Aufbau einen Tag vor dem Volksbank-Schwimmcup des VfL Gladbeck zu finden: Er soll am Stromverteilerkasten vor dem Hallenbad – wo gerade das Catering-Zelt aufgebaut wird – zugange sein. Dort ist er aber nicht, weil er schon wieder ein paar Meter weiter dem Mitarbeiter einer Firma erklärt, wo er die Absperrzäune abladen kann. Hans Orzepowski ist einer der rund 100 ehrenamtlichen Helfer am Wochenende.
„Ich koordiniere so ein bisschen den Aufbau“, sagt Orzepowski bescheiden. Seit der ersten Auflage des Volksbank-Schwimmcups im Jahr 2009 ist er als helfende Hand dabei. Seine Arbeit fängt bereits vor dem Veranstaltungswochenende mit dem Einkauf an.
Hans Orzepowski kauft das Wasser in Holland, damit der VfL Gladbeck Geld spart
Mit seinem Kastenwagen fährt der 77-Jährige nach Holland, um Wasser für die Kampfrichter zu kaufen. „Für die Wasserflaschen müssen wir anders als hier keinen Pfand bezahlen. Wenn dann einige wegkommen, was erfahrungsgemäß in den vergangenen Jahren vorgekommen ist, ist das nicht so schlimm. Für einen Verein wie uns ist jeder Pfennig wertvoll. Das hilft uns, ohne Miese durchzukommen“, verrät Orzepowski. Beim Volksbank-Schwimmcup hat er zudem eine weitere ganz spezielle Aufgabe.
Vor drei Jahren wurde im Hallenbad vor dem Event eingebrochen. Er habe damals mit Vereinskollegen im Zelt vor dem Hallenbad geschlafen. Unbemerkt nahmen die Einbrecher Preise von der Tombola mit.
Seit diesem Vorfall schläft er in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag jeweils drinnen im Bad – unterstützt von den Kollegen draußen im Zelt.
Die beiden Tage sind stressig
„Da muss meine Frau mal zwei Tage ohne mich auskommen“, sagt Orzepowski, der es sich auf einer Luftmatratze mit Schlafsack bequem macht. An den beiden Wettkampftagen hilft er dort aus, wo gerade Not am Mann ist.
„Ich bin das Mädchen für alles“, erzählt er. Tombolaausgabe, Küche, Catering-Zelt - hier werde er sich wohl die überwiegende Zeit aufhalten: „Ich werde aber auch wieder zum Einkaufen fahren, da vor allem die Lebensmittel immer nachgeordert werden.“ Die Tage seien zwar allesamt sehr stressig, trotzdem nehme er sich aber die Zeit, das Wettkampfgeschehen in den Becken zu verfolgen. Ohne die vielen Ehrenamtler wäre der Volksbank-Schwimmcup in seinen Augen in dieser Art und Weise gar nicht zu stemmen.
„Es wird in der heutigen Zeit immer schwieriger mit dem Ehrenamt. Aber es helfen so viele Leute mit – auch die Eltern. Ich finde, dass diese Veranstaltung ein Aushängeschild für die Stadt Gladbeck ist“, meint Orzepowski, der zu Beginn niemals gedacht hätte, dass sich alles so positiv entwickelt. Eine Anekdote ist ihm dabei im Rückblick besonders im Gedächtnis geblieben.
Die Ehrung führt 40 Jahre VfL fällt flach
„Bei der fünften Auflage hat eine Fünfjährige einen Motorroller gewonnen. Sie stand bei der Tombola und wollte ihn nicht. Sie wollte einen CD-Player. Dann kam der Vater und sagte zu ihr, dass sie den Roller trotzdem mitnehmen und er ihr einen CD-Player kauft“, erinnert sich Orzepowski.
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Durch den Volksbank-Schwimmcup verpasst er am Samstagabend seine Ehrung für vier Jahrzehnte Clubmitgliedschaft beim VfL. „Seit 40 Jahren bin ich dabei und am Wochenende wäre eigentlich die Ehrung“, sagt er. Dafür habe er jedoch beim besten Willen keine Zeit, der Volksbank-Cup geht vor. Dabei war Orzepowski selbst nie Schwimmer.
Orzepowski kann sich nicht zur Ruhe setzen
Er habe sich früher als Wenderichter oder Zeitnehmer eingebracht und versucht, den Kindern Freude am Schwimmen zu verschaffen. „Ich hatte mal ein Mädchen, dass Angst vor Wasser hatte. Mit der Zeit hat sie aber Gefallen daran gefunden. Ihre Mutter fragte sie dann, ob ihr schwimmen Spaß macht. Sie antwortete: ja – aber nur bei dem alten Mann!“, berichtet Orzepowski.
Mit 77 Jahren könnte sich Orzepowski langsam aber sicher zurückziehen und eine ruhige Kugel schieben. Das gelang ihm allerdings bislang noch nicht: „Ich sage jedes Jahr, dass ich weniger machen will, aber es fällt ja immer etwas an, wo man behilflich sein kann.“ Bis Olympia in Tokio im kommenden Jahr will er auf jeden Fall weitermachen. Danach könne er sich vorstellen etwas kürzerzutreten. Er schiebt aber gleich hinterher: „Ich werde zum Wohle des Vereins immer helfen. Dann vielleicht nur weniger.“
Dass er sich komplett zurückzieht mag man sich auch nicht so recht vorstellen, wenn man ihn rund um das Hallenbad so umtriebig sieht: „Jetzt müssen die ganzen Sachen aus meinem Kofferraum ausgeladen werden.“
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