Gladbeck. Zu Beginn der Leichtathletiksaison verletzte sich Neele Schuten. Am Ende holte die Gladbeckerin DM-Silber. Rückblick auf eine verrückte Saison.

War das eine Freiluftsaison für Neele Schuten. Eigentlich wollte die 19-Jährige ja als Siebenkämpferin zu den U23-Europameisterschaften nach Schweden. Daraus wurde jedoch infolge einer hartnäckigen Ellenbogenverletzung nichts. Stattdessen verfolgten die Athletin des TV Gladbeck und Trainer Heiner Preute Plan B. Und erlebten ein Happy End: Anfang August gewann Neele Schuten bei den Deutschen Meisterschaften im Olympiastadion über 100 Meter Hürden sensationell die Silbermedaille. Der Rückblick auf eine völlig verrückte Saison.

Am 11. Mai wollte und sollte Neele Schuten bei einem Mehrkampf-Meeting in Neuwied ihre Form überprüfen. Doch es gab Probleme, weil sie sich im Training eine Ellenbogenverletzung zugezogen hatte. Schuten zur WAZ: „Ich konnte seitdem das Speerwerfen nicht trainieren.“ Preute sagte schon damals: „Sollte es mit dem Siebenkampf nichts werden, werden wir es über die Hürden versuchen.“

Neele Schuten büffelt für die Abiprüfungen

In ihrem Wohnzimmer: Neele Schuten in der Vestischen Kampfbahn in Gladbeck kurz vor der DM.
In ihrem Wohnzimmer: Neele Schuten in der Vestischen Kampfbahn in Gladbeck kurz vor der DM. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit dem Siebenkampf wurde es nichts. Also konzentrierte sich Neele Schuten - neben der Büffelei für die Abiturprüfungen, versteht sich - auf die 100 Meter Hürden. Ihr Ziel: Die Marke von 13,40 Sekunden zu knacken, um als Hürdensprinterin an der U23-EM teilzunehmen. Aber so sehr sich das Talent auch bemühte, Neele Schuten konnte die Norm einfach nicht knacken. Mal, wie beim Borsig-Meeting am Samstag vor Pfingsten in der Vestischen Kampfbahn, spielte das Wetter nicht mit, mal fehlte ihr die Winzigkeit von neun Hundertstel.

In Zeulenroda erreichte das Drama um Neele Schuten seinen Höhepunkt. Nach klasse Vorstellungen stoppte die Uhr im Vorlauf bei 13,42 und im Finale bei 13,44 Sekunden. Preute: „Neele kann sich überhaupt nichts vorwerfen, das waren bärenstarke Rennen.“ Pech war natürlich auch im Spiel.

In Zeulenroda herrscht im Endlauf plötzlich Gegenwind

Denn im Zeulenroder Endlauf herrschte plötzlich Gegenwind. „Mein Wattenscheider Trainerkollege Slawomir Filipowski“, so Preute, „hat zu mir gesagt, bei Rückenwind wie im Vorlauf wäre Neele wohl eine 13,35 gelaufen.“

Neele Schuten, die Mitte Juni bei der U23-DM in Wetzlar über 100 Meter Gold gewonnen hatte, blieb gefasst – und konzentrierte sich fortan auf ihren Start bei den „Deutschen“ im Olympiastadion.

Im DM-Finale liefert die Gladbeckerin ein echtes Neele-Schuten-Rennen ab

Heiner Preute ist Leiter der Leichtathletikabteilung im TV Gladbeck und Trainer.
Heiner Preute ist Leiter der Leichtathletikabteilung im TV Gladbeck und Trainer. © Falk Blesken | Falk Blesken

Dafür wurde die Gladbeckerin schließlich belohnt. Zur Vorbereitung auf die DM nahm sie Mitte Juli am Internationalen Meeting in Paderborn teil - und erreichte in der Topzeit von 13,32 Sek. das Ziel! Und Berlin war für Schuten schließlich auch eine Reise wert.

Sie lieferte im Endlauf nämlich ein echtes Neele-Schuten-Rennen ab und schaltete auf der zweiten Hälfte der Strecke ihren Turbo an. Sie kassierte, von Cindy Roleder einmal abgesehen, noch alle vor ihr liegenden Konkurrentinnen und stürmte zur Silbermedaille. Ihr Kommentar: „Ich bin total überwältigt.“

Das war der Schlusspunkt einer völlig verrückten Saison.