Gladbeck. Annika Drazek kehrt auf die Tartanbahn zurück. Warum die Bob-Weltmeisterin bei der Leichtathletik-DM in der Staffel des TV Gladbeck startet.
Vor ziemlich genau fünf Jahren tauschte Annika Drazek die Tartanbahn mit dem Eiskanal. Zwei-Weltmeisterschafts- und vier EM-Titel im Bobsport später versucht sich die Gladbeckerin jetzt wieder als Leichtathletin. Bei den Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion wird die 24-Jährige in der 4x100-Meter-Staffel des TV Gladbeck an den Start gehen. „Mal sehen, ob ich die 120 Meter schaffe“, sagt Drazek und lacht.
Wie kommt es bloß zu diesem spektakulären Comeback? „Das ist kein Comeback“, betont die erfolgreiche Bobanschieberin im Gespräch mit der WAZ, „das ist eine einmalige Sache.“ Die Idee, ein letztes Mal als Sprinterin zu starten, ist vor einem knappen Jahr beim Internationalen Stadionfest Berlin geboren worden. „Im Olympiastadion würde ich schon gerne noch einmal laufen“, so Annika Drazek seinerzeit zu ihrem Heimtrainer Heiner Preute. Der antwortete prompt: „Kannst du doch, im nächsten Jahr findet die DM in Berlin statt.“
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Drazek zählte einst zu den schnellsten deutschen Nachwuchssprinterinnen
Also hat sich Annika Drazek in den vergangenen Tagen unter der Regie der Trainer Heiner Preute und Oliver Sell und gemeinsam mit ihren Vereinskameradinnen Katharina Zenker, Neele Schuten sowie Kira Lipperheide in der Vestischen Kampfbahn auf ihr Rennen in der Staffel des TV Gladbeck vorbereitet. „Das ist schon etwas Cooles, ich freue mich darauf“, sagt Drazek, die einst zu den besten Nachwuchssprinterinnen Deutschlands zählte und erfolgreich an Leichtathletik-Jugendwelt- und -europameisterschaften (2011 bzw. 2013) teilgenommen hat. Sie sagt aber auch: „Da ist schon Respekt dabei, mir fehlt natürlich die Routine.“
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Kann Annika Drazek in Berlin die 120 Meter schaffen? Daran zweifelt Heiner Preute überhaupt nicht. „Anni kann über 100 Meter eine 11,80 oder eine 11,85 laufen“, sagt der erfahrene Trainer, für den beim Rennen dieser Staffel Zeit und Platzierung ausnahmsweise überhaupt nicht im Vordergrund stehen. „Ein Quartett wie dieses wird es nicht mehr geben“, sagt Heiner Preute mit Blick auf Kira Lipperheide, Neele Schuten, Katharina Zenker und Annika Drazek.
Sprinterinnen des TV Gladbeck wollen ein gutes Rennen abliefern
Für alle vier Sportlerinnen heißt es nämlich danach Abschied zu nehmen vom TV Gladbeck und/oder der Leichtathletik: Kira Lipperheide beginnt im bayerischen Bad Endorf eine Ausbildung zur Bundespolizistin. Sie wird ihren sportlichen Fokus wie Annika Drazek künftig auf das Bobfahren legen. Neele Schuten zieht es zum Studium in die Vereinigten Staaten, nach San Diego, um genau zu sein. Und Katharina Zenker schließlich beendet nach dem Lauf in Berlin ihre lange Karriere. „Vor diesem Hintergrund“, sagt Heiner Preute, „liegt der Fokus nicht auf dem Ergebnis.“
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Ungeachtet dessen hoffen alle, die beiden Trainer wie die vier Sprinterinnen, auf ein gutes, schnelles Rennen im Berliner Olympiastadion. „Das ist doch klar“, sagt Preute, „wir wollen eine super Leistung abliefern.“ Vielleicht könne man ja auch den einen oder anderen Großen ärgern. Ganz ähnlich äußert sich Drazek. „Wir werden alles geben“, verspricht sie und erntet dafür zustimmendes Kopfnicken ihrer Staffelpartnerinnen. Und sie betont: „Ich kann einfach nicht langsam laufen.“