Wetzlar/Gladbeck. Neele Schuten (TV Gladbeck) sorgte bei der U23-DM in Wetzlar für ein Drama. Im Endlauf wäre sie fast gestürzt. Am Ende holte sie aber noch Gold.

Nach dem Zieleinlauf fluchte Neele Schuten erst einmal. Diese Reaktion dürfte in Wetzlar bei den Deutschen U23-Meisterschaften den einen oder anderen Zuschauer vermutlich schon ein wenig verwundert haben. Schließlich hatte das Talent des TV Gladbeck gerade das Finale über 100 Meter Hürden dank eines famosen Finishes in 13,70 Sekunden noch zu seinen Gunsten entschieden.

Warum also war die frisch gebackene Deutsche Meisterin Neele Schuten unzufrieden mit sich und der Leichtathletik-Welt? „Weil ich nicht gegen die Hürde laufen wollte. Und ich wollte eine Norm laufen“, so der Schützling von Trainer Heiner Preute etwas später im Interview mit leichtathletik.de.

Neele Schuten verpasst die EM-Norm letztlich recht deutlich

Platz sechs belegte die Sprintstaffel des TV Gladbeck mit Lena Böhmer, Johanna Koller, Neele Schuten und Kira Lipperheide.
Platz sechs belegte die Sprintstaffel des TV Gladbeck mit Lena Böhmer, Johanna Koller, Neele Schuten und Kira Lipperheide. © Wolfgang Birkenstock | Wolfgang Birkenstock

Die Norm, also die für die Junioren-Europameisterschaft in Schweden, die hatte Neele Schuten in Wetzlar knacken wollen. Doch weil sie im Endlauf in Führung liegend an der sechsten Hürde beinahe auf die Nase gefallen wäre, verfehlte die Gladbeckerin die geforderte Zeit von 13,40 Sekunden letztlich recht deutlich.

„Was Neele abgeliefert hat, war sensationell“, sagte Preute mit Blick auf den Endspurt Schutens. Und weiter: „Ich habe gedacht, sie stürzt.“ Doch sie stürzte nicht. Schuten, die völlig aus dem Gleichgewicht geraten war und die Führung verloren hatte, rappelte sich auf und bewies unbändigen Siegeswillen. Auf den letzten Metern zog die Gladbeckerin an der Konkurrenz wieder vorbei und sicherte sich die Goldmedaille. 13,70 Sekunden standen für Neele Schuten zu Buche, 13,75 für Vanessa Hammerschmidt (LG Nord Berlin) und 13,79 für die Drittplatzierte Adjei Abigail (Saar 05 Saarbrücken).

Nun geht Neele Schuten im thüringischen Zeulenroda an den Start

Ist Neele Schutens Traum von der Teilnahme an der Junioren-Europameisterschaft in Schweden damit ausgeträumt? Ist er nicht! Denn Heiner Preute erfuhr in Wetzlar, dass eine zusätzliche Woche Zeit zur Normerfüllung bleibt, weil noch keine deutsche Hürdensprinterin die 13,40 Sekunden knacken konnte. „Wir fahren“, kündigte der Trainer daher an, „am nächsten Freitag nach Zeulenroda. Die Form ist da, Neele hat die 13,40 drauf.“

In Zeulenroda, bei dem Meeting „Weltklasse in der Leichtathletik“, müsste es, gute äußere Bedingungen vorausgesetzt, ein schnelles Rennen geben. Dafür dürfte alleine schon Pamela Dutkiewicz sorgen. Die Wattenscheiderin zählt schließlich zu den weltbesten Hürdensprinterinnen. Schuten wird in Thüringen zudem auf U23-Mitkonkurrentin Anne Weigold (LG Mittweida) treffen, die gestern in Wetzlar in 13,80 Sek. „nur“ den vierten Platz belegt hat.

Weibliche Sprintstaffel des TV Gladbeck wird zurückgeschossen

Kein großes Thema wollte Neele Schuten übrigens aus der Tatsache machen, dass das Finale über 100 Meter Hürden zurückgeschossen wurde, obwohl sich keine Sportlerin einen Fehlstart geleistet hatte. „Das sollte bei einer DM nicht passieren“, nahm es die Gladbeckerin locker.

Neele Schuten hatte ja schon am ersten Tag mit einem zurückgeschossenen Rennen Erfahrung gemacht - nämlich im dritten Zeitendlauf der weiblichen 4x100-Meter-Staffel. „Auch in diesem Fall lag kein Fehlstart vor“, so Heiner Preute, der darüber sauer war. Kein Wunder: Im ersten Rennen war Kira Lipperheide richtig gut gestartet, im zweiten etwas weniger gut. „Das hat uns die 46 vor dem Komma gekostet“, sagte der TVG-Trainer.

Lipperheide, Schuten, Koller und Böhmer belegen den sechsten Platz

Kira Lipperheide, Neele Schuten, Johanna Koller und Lena Böhmer erreichten schließlich in 47,01 Sek. das Ziel. Damit landete der TVG auf dem sechsten Rang. Deutscher Meister wurde das Quartett der LG Eintracht Frankfurt, das sich in 46,44 Sek. knapp vor der Staffel des SCC Berlin (46,46) und der StG Staffelteam NI (46,51) durchsetzte.