Bei „Sport kann mehr“ steht nicht eine Disziplin, sondern Bewegung an sich im Mittelpunkt. Die Kinder sollen für die Vereine vorbereitet werden.

Freitagnachmittag, Sporthalle Krusenkamp. Schon von draußen hört man Bälle, Fußgetrappel, Kinderschreien und vor allem: Kinderlachen. Dann haben Oliver Martin und Sören Schürer ihr Ziel erreicht: Mit ihrem Verein „Sport kann mehr“ treten sie seit 2016 dafür an, Kindern den Spaß am Sport zu vermitteln – und dafür zu sorgen dass sie sich überhaupt bewegen.

Klar, das wollen andere Vereine auch, lässt sich einwenden. Doch „Sport kann mehr“ ist ein besonderer Verein. Er tritt in keiner Liga an, er spielt um keine Meisterschaften, nein – es gibt nicht einmal so etwas wie eine Mannschaft. Und es gibt kein übergeordnetes sportliches Ziel. Das Ziel ist das Sporttreiben an sich. Und dass die Kinder, wenn sie für „Sport kann mehr“ zu alt sind, sich einen neuen Verein suchen und aktiv bleiben. Mit acht Jahren müssen Kinder den Verein verlassen.

Begeistertes Feedback auf die Vereinsarbeit

Am Donnerstagabend vor der Einheit sitzen Martin und Schürer im Gladbecker Sportausschuss und stellen das Konzept ihres Vereins vor – als Neuzugang im Gladbecker Stadtsportverband und im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen. „Wir bewegen und erhalten Werte“ ist der Leitsatz.Sie wollen Kinder ganzheitlich zur Bewegung ausbilden, ohne Schwerpunkte – „Allrounder, keine Spezialisten“ – so, dass jedes Kind sich entfalten kann. Und das, wichtig, ohne Wettkampfdruck.

Besonders letzteres nehmen die Herren im Ausschuss sehr positiv aus, insgesamt ist das Feedback hervorragend – „ich bin begeistert“, „eine ganz tolle Sache“, „ein sehr positiver Ansatz“, das sind die ersten Reaktionen. Aber es gibt auch Fragen.

„Wir sind ein Dienstleister für die Vereine“

Selbst wenn es „nur“ ein einfaches Fangspiel ist – die Kinder (und auch Oliver Martin im Hintergrund) haben sichtlich Spaß an der Bewegung.
Selbst wenn es „nur“ ein einfaches Fangspiel ist – die Kinder (und auch Oliver Martin im Hintergrund) haben sichtlich Spaß an der Bewegung.

Warum der Verein nur für Kinder bis zum 8. Lebensjahr da sei? „Wir wollen keine Konkurrenz zu anderen Sportvereinen sein“, erklären Martin und Schürer, die beide unter anderem eine Vergangenheit beim SV Zweckel haben. Im Gegenteil, man verstehe sich „als Dienstleister für die Vereine“.

Bei „Sport kann mehr“ können Kinder alle Ball- und Rückschlagsportarten ausprobieren. „Sie lernen die motorischen Grundlagen“, erklärt Martin, „ein Kind kann ja nicht einfach so einen Ball fangen oder mit einem Schläger schlagen.“ Diese Grundlagen sind nicht mehr selbstverständlich. Auch deshalb gibt es „Sport kann mehr“.

Kinder bewegen sich zu wenig

Martin und Schürer sind beide Väter. Sören Schürer hat die Fußball-A-Lizenz, Oliver Martin trainiert die B-Junioren des VfB Kirchhellen. Doch beide machten immer wieder die gleichen Beobachtungen: Martin sah, was für Schwierigkeiten beim Bewegen manche Kinder auf den Sportfesten seiner Tochter hatten.

Schürer machte Bewegungstests bei Kindern für die Stadt. „Wir mussten uns nicht erzählen, was wir sahen“, sagt Martin: Kinder bewegen sich zu wenig, haben motorische Mängel, werden dick. Um möglichst viele Kinder früh zur Bewegung zu bringen, gibt es jetzt „Sport kann mehr“.

Der Verein will langsam wachsen

Wenn Kinder früh merken, dass Bewegung Spaß macht, dann bleiben sie auch als Jugendliche dabei – das ist die Rechnung. Bislang kooperiert der Club mit einem Gladbecker Kindergarten, es gibt zwei Kurse. Warum nicht mehr, wird im Ausschuss gefragt.

Der Verein wachse langsam, erklären Schürer und Martin, man müsse erst langsam Erfolge sammeln. Der Ausschuss-Vorsitzende Mario Sommerfeld sagt: „Es sind ja noch ein paar Jahre auf dem Weg zum Traditionsverein.“ Dass der Verein aber eine wichtige Rolle erfüllt, das wissen sie alle: „Ganz egal wie – Hauptsache, die Kinder bewegen sich.“