Gelsenkirchen. Der Erler SV 08 spielt an der Spitze mit. Trainer Tim Woberschal über das Thema Landesliga-Aufstieg, seine Pläne und darüber, was den Klub ausmacht.
Die Mannschaft der Stunde in der Fußball-Bezirksliga heißt Erler SV 08. Die Grün-Weißen vom Forsthaus sind seit sechs Spieltagen ungeschlagen und haben in diesem Zeitraum beeindruckende 16 von 18 möglichen Punkten geholt. Bei einem Heimsieg gegen den SC Hassel würden die Erler am Sonntag mindestens auf Rang zwei vorrücken und könnten mit etwas Hilfe von den Sportfreunden Bulmke (gegen BV Herne-Süd) sogar die Tabellenführung übernehmen, weil Tabellenführer FC Marokko Herne an diesem Sonntag spielfrei hat. Die WAZ sprach mit dem 40-jährigen Trainer Tim Woberschal über seine Karrierepläne, die Ziele der Mannschaft und seine Eindrücke in Erle.
Herr Woberschal, Sie haben als Trainer bei Beckhausen 05 in der Kreisliga A angefangen und sind jetzt beim Erler SV 08 in der Bezirksliga. Schritt für Schritt, ist das Ihr Plan für die Trainerkarriere?
Tim Woberschal: So etwas kann man nicht planen. Viele Umstände spielen eine Rolle, zum Beispiel die familiäre und berufliche Situation. Als ich noch in Beckhausen war, gab es die Möglichkeit, die Bezirksliga zu überspringen, als ein Angebot vom SV Dorsten-Hardt kam. Damals haben wir uns im Trainerteam entschieden, in Beckhausen weiterzumachen. Jetzt sind wir sehr froh, dass wir die Chance in Erle bekommen haben. Wir geben sehr viel Herzblut hinein. Wir würden uns nie gegen höhere Aufgaben wehren, aber wir geben nirgendwo Visitenkarten ab.
Der nächste Schritt wäre die Landesliga. Vielleicht mit dem Erler SV 08?
Das ist natürlich ein Gedanke, der einigen Außenstehenden mit Blick auf die aktuelle Situation in den Sinn kommen könnte.
Erler SV 08: In jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen
Wie realistisch ist ein Aufstieg mit Erle?
Wir bleiben demütig. Jedes Spiel fordert uns auf, an die absolute Leistungsgrenze zu gehen. Ich halte meine Mannschaft nicht zurück, sie ist in der Lage, jedes Spiel in der Bezirksliga zu gewinnen. Wir haben einen Top-Kader, aber letztlich spielen so viele Faktoren eine Rolle, beispielsweise ob man vom Verletzungspech verschont bleibt.
Das Verletzungspech hat ja in Erle zuletzt recht heftig zugeschlagen.
Das ist leider richtig. Benedikt Ressin und Henry Jozek erwischte es im Training, und Justin Lüger verletzte sich am vergangenen Sonntag bei unserem 3:1-Sieg in Kirchhellen schwer. Das sind drei Offensivspieler, die für längere Zeit ausfallen werden.
Schwierige personelle Situation
Der 2. Vorsitzende Hartmut Scholz hat vor dieser Saison den Klassenerhalt als Ziel ausgerufen. Wird es nicht Zeit, ein neues Ziel zu definieren?
Ich glaube, dass der Klassenerhalt rechnerisch noch nicht durch ist. Nach einer Niederlagenserie, wovon wir natürlich nicht ausgehen, sieht es auf einmal ganz anders aus. Das Ziel ist aktuell, das Maximale aus den letzten drei Spielen vor der Winterpause herauszuholen, und das in einer schwierigen personellen Situation. Nach dem Spiel beim SV Zweckel Anfang Dezember kann man sich noch mal unterhalten und das Ziel vor der zweiten Serie möglicherweise korrigieren. Wir tun gut daran, das Fundament weiter auszubauen.
Die Mannschaft hat die ersten beiden Meisterschaftsspiele verloren. Warum ging der Start in die Hose?
Weil wir nicht die Gewissheit hatten, dass wir bis an die absolute Leistungsgrenze gehen müssen. Wir hatten zudem in den ersten Spielen in den Standardsituationen unsere Probleme. Unsere Mannschaft musste sich auch erst einmal finden. Man darf nicht unterschätzen, dass wir viele Zugänge dabeihaben, die integriert werden mussten.
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Erler SV 08 hat eine Philosophie verfolgt
Und warum lief es danach auf einmal so gut?
Weil wir trotz der Rückschläge weiter an uns geglaubt haben. Wir haben eine Philosophie, und die haben wir weiterhin verfolgt. Die Qualität in der Mannschaft ist einfach da. Wir haben gemerkt, dass wir leiden müssen, dass 99 Prozent nicht ausreichen, sondern 100 Prozent gegeben werden muss, um erfolgreich zu sein.
Was hat Sie nach Ihrem Wechsel von Beckhausen nach Erle am meisten beeindruckt?
Beim Erler SV 08 ziehen alle an einem Strang. Das ist nicht in jedem Verein der Fall. Wir können in Ruhe arbeiten und werden in jeglicher Hinsicht unterstützt. Dieser Zusammenhalt ist eine Bestätigung, dass der Wechsel nach Erle der richtige Schritt war. Was mich brutal freut, ist außerdem, welche Gemeinschaft in der Truppe herrscht. Da ist einer für den anderen da.
Am Sonntag kommt der SC Hassel, für den Sie mal fünf Jahre lang gespielt haben, ans Forsthaus. Was erwarten Sie von diesem Derby?
Der SC Hassel spielt bisher eine super Saison, genau wie wir. Das ist eine Mannschaft, die ebenfalls sehr über die Gemeinschaft kommt, mit guten Fußballern. Dieses Spiel wird für uns eine große Herausforderung.
Fußball in Gelsenkirchen: Landes-/Bezirksliga
Landesliga 3
SV Wanne 11 - YEG Hassel 1:1 (1:1)
Tore: 1:0 Bienk (10.), 1:1 Kilic (16.)
SSV Buer - Sportfreunde Wanne-Eickel 4:1 (0:0)
Tore: 1:0 Weber (57.), 2:0 Weber (64.), 2:1 Lasshab (74.), 3:1 Weber (81.), 4:1 Groß (90.+4/ET)
Bezirksliga 9
BV Rentfort - SV Horst 08 5:0 (1:0)
Tore: 1:0 Wichert (14.), 2:0 Nizeyimana (55.), 3:0 Jorczik (77.), 4:0 Basner (89.), 5:0 Hovakimyan (90.+3)
SC Hassel - Sportfreunde Bulmke 4:4 (1:2)
Tore: 0:1 Gündüz (7.), 1:1 Gürdal (10.), 1:2 Gündüz (45.), 2:2 Aydin (64.), 2:3 Gündüz (72.), 2:4 Cayirli (88.), 3:4 Assalama (90.), 4:4 Ibrahim (90.)
VfB Kirchhellen - Erler SV 08 1:3 (0:0)
Tore: 0:1 Scholz (54.), 0:2 Scholz (67.), 1:3 Mohs (90.)
FC 96 Recklinghausen - SV Hessler 06 3:1 (2:0)
Tore: 1:0 Onucka (32.), 2:0 Haji (45.), 3:0 Bouallaga (76.), 3:1 Imsirovic (87.)
Der nächste Spieltag (So., 10. November) - Landesliga 3: YEG Hassel - FC Marl, VfR Sölde - SSV Buer. Bezirksliga 9: SV Hessler 06 - VfB Kirchhellen, Sportfreunde Bulmke - BV Herne-Süd, SV Horst 08 - VfB Waltrop, Erler SV 08 - SC Hassel
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