Gelsenkirchen. Für den immer wieder von Rückschlägen geplagten Schalke-Torhüter Ralf Fährmann war das ungefährdete 3:0 gegen den VfB Stuttgart ein emotionaler Moment. Auch im Pokalspiel erhält die augenblickliche Nummer eins den Vorzug.

Schalke-Torhüter Ralf Fährmann ist eher der Typ stiller Genießer. Darum darf man die beiden geballten Fäuste nach dem geglückten 3:0-Sieg über den VfB Stuttgart schon als Gefühlsausbruch beim 25-Jährigen werten. Aber der gebürtige Sachse macht bei Nachfragen aus seinem Gefühlsleben kein Geheimnis: „Das war heute ein sehr emotionaler Moment für mich. Wer meine Geschichte kennt, der weiß, dass ich zwei Jahre lang auf diese Situation hingearbeitet habe. Ich kann mich bei der Mannschaft nur bedanken, vor allem bei Joel und Bene, die alles vor mir weggehauen haben.“

Es war aus Schalker Sicht kein Spiel für Torhüter, es sei denn, man wollte einen geruhsamen Abend verbringen. Aber sicherlich hat Fährmann Kraft seiner Präsenz größeren Flurschaden von der Mannschaft fern gehalten. Als der Stuttgarter Timo Werner nach einer halben Stunde, nach einem Bock von Jermaine Jones in der Vorwärtsbewegung, allein auf ihn zustrebte, rutschte ihm wohl das junge Herz in die VfB-Hose, als sich die imposante Erscheinung Fährmanns in den Weg stellte. Werner zielte knapp neben den linken Pfosten und schrieb ein weiteres Kapitel der ewigen Fußball-Geschichte „Wer weiß, wie es weitergegangen wäre...“

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Fährmann, der nach einer Odyssee aus Verletzungen und nicht gerade geglückten Kurz-Einsätzen im Profiteam endlich angekommen zu sein scheint, holte sich in diesen 90 Minuten am Samstagabend ein weiteres Stückchen Sicherheit zurück. Der kleine Lapsus in der zweiten Halbzeit, als ein verunglückter Abschlag kurzzeitig Gefahr heraufbeschwor, ist unter der Rubrik mangelnde Spielpraxis einzuordnen. Den Kredit bei den Fans im Rücken hat er damit noch lange nicht aufgebraucht, er hat den nötigen Stallgeruch; er, der vor zehn Jahren aus Chemnitz ins königsblaue Hoheitsgebiet gewechselt ist und längst von seiner Heimat spricht.

Mitgefühl für Hildebrand

Einen Bonus, den der zugereiste Timo Hildebrand nie genoss, über dessen Gesundheitszustand im Moment auffällig wenig geredet wird. Aber die augenblickliche Nummer eins weiß genau, wie sich der Konkurrent nun fühlt: „Mit Timo habe ich persönlich nicht gesprochen. Für ihn ist es eine schwere Situation. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das weh tut. Aber Timo hat uns die Daumen gedrückt.“

Die hartnäckige Nachfrage seitens des Reporters vom privaten Fußballsender, ob er mit seinem Einsatz im Pokal rechne, hätte der sich ruhig ersparen dürfen, ist doch schon seit Freitag beschlossene Sache, dass Jens Keller ihm auch gegen Hoffenheim das Vertrauen schenkt. Und die beiden Zu-Null-Spiele Fährmanns haben seine Situation bestimmt nicht verschlechtert.

Julian Draxler bremst aufkommende Euphorie

Viel deutet auf eine ruhige Adventszeit hin, im Hause Fährmanns wie im gesamten Verein. Allerdings konnten erschreckend harmlose Stuttgarter nicht den Beweis führen, dass der Knoten im Schalker Spiel endgültig geplatzt ist. Auch Julian Draxler, der sich gut erholt von seinem Infekt zeigte, bremste eine vorzeitige Entwarnung: „Ich freue mich, dass wir gewonnen und zum zweiten Mal hintereinander zu null gespielt haben. Wir müssen noch einige Spiele dieser Art zeigen.“

Aber der Weg ist jedenfalls der richtige, und Trainer Jens Keller, der ebenfalls zum Jubeln sich kurz vor der Nordkurve sehen ließ, war äußerst angetan: „Wir haben viele Dinge umgesetzt, die wir genauso wollten. Auch nach dem 2:0 haben wir vorne die Räume zugestellt und haben weiter mutig nach vorne gespielt.“ So gewinnt man 3:0.