Gelsenkirchen. Der 25-jährige Nationalspieler Roman Neustädter zeigte in der vergangenen Saison schwankende Leistung: Die Hinrunde war top, dann kam der Einbruch, zum Ende der Rückrunde ging es wieder bergauf. Seinen Stammplatz sieht er trotz der hochgelobten Neu-Verpflichtungen nicht gefährdet: „Die Jungen müssen besser sein als ich, wenn sie an mir vorbei wollen.“
Knapp drei Wochen vor dem Saisonstart hat Jens Keller endlich wieder ein „Full House“, der Schalke-Trainer kann nach Rückkehr der letzten Urlauber wieder aus dem Vollen schöpfen. Wahrscheinlich war die Wiedersehensfreude so groß, dass die Übungseinheit am Montag gleich auf gepflegte 90 Minuten plus Nachspielzeit ausgedehnt wurde: Steigerungsläufe, Sprints, Drehen-Passen und immer wieder Torschüsse standen auf dem Programm. Letzteres untermalt von den Anfeuerungsrufen des Co-Trainers Peter Hermann („Komm, das entscheidende Tor!“), der zusätzlichen Druck in Spielsituationen erzeugen wollte.
Als die Arbeit schließlich für den Tag getan war, lief ein Jefferson Farfan, traditionsgemäß am Ende der Schlange, beim Auslaufen fast rückwärts.
Auch Roman Neustädter, der im Schweiße seines Angesichts anschließend zur kleinen Plauderrunde erschien, waren die Anstrengungen anzumerken, doch der Defensivstratege aus dem Mittelfeld will nicht klagen: „Wir sind in einer sehr wichtigen Phase, jetzt gilt es, die konditionellen Grundlagen für eine ganze Saison sich zu erarbeiten“, meint der 25-Jährige, der deswegen für den weiteren Verlauf am Montag ein übersichtliches Programm hatte: „Etwas essen, dann auf die Couch – und früh schlafen gehen.“
Neustädter will an die Leistungen der vergangenen Hinrunde anknüpfen
Keine Frage, Roman Neustädter hat sich für die kommende Saison viel vorgenommen, der deutsche Nationalspieler mit ukrainischen Wurzeln möchte gut aus den Startlöchern kommen und in seinem zweiten königsblauen Jahr an die Leistungen aus der vergangenen Hinrunde anknüpfen. „Letzte Saison ist viel passiert“, meint er vielsagend, bewusst offen lassend, ob er von der Mannschaft oder von seiner persönlichen Performance spricht.
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Denn nach einer starken Hinrunde, die mit seinem Länderspieldebüt am 14. November gegen die Niederlande ihren ersten Höhepunkt fand, folgte ein unerklärlicher Einbruch in der Rückrunde, in der der Sechser manche Unkonzentriertheit auf dem Feld offenbarte, die zu dummen Gegentoren führte. Erst zum Ende hatte er sich wieder stabilisiert und seine Berufung zur Länderspielreise in die USA mit der Nationalmannschaft hat wohl offensichtlich auch sein Selbstbewusstsein wieder gestärkt. „Aber ich schaue nicht zurück, es bestand kein Grund für eine große Analyse“, gibt er sich beim Saisonausblick eher unbekümmert.
Neustädter unterstützt Neu-Schalker Leon Goretzka
Auch der wachsenden Konkurrenz im eigenen Laden mit der Verpflichtung des großen Talents Leon Goretzka sieht er ganz gelassen entgegen: „Ich hatte zuletzt meinen Stammplatz sicher. Und die neuen Jungs müssen besser sein, um an mir vorbeizukommen“, gibt er sich kämpferisch. Bei aller Rivalität gibt er dem Konkurrenten doch Hilfestellung: „Ich habe mit Leon in Aachen viel geredet und ihm gesagt, wie er laufen soll. Die zweite Liga ist schließlich schon was anderes als die Bundesliga.“
Am Mittwoch in Koblenz (19 Uhr) genießt der Mittelfeld-Stratege aber erst einmal eine Familienzusammenführung: Vater Peter ist Chefcoach beim TuS, Bruder Daniel Abwehrspieler beim Regionalligisten. „Mit Gladbach II haben wir schon mal gegeneinander bei der Zweiten in Mainz gespielt, da schoss ich sogar ein Tor“,“ erinnert sich der prominentere Sohn gern an das letzte Zusammentreffen.