Gelsenkirchen. . Fortuna Düsseldorf ist noch ohne Gegentor und ohne Niederlage. Der FC Schalke 04 will das ändern. Trainer Huub Stevens wirbt um Verständnis für seine Spieler. „Dann sollen die Leute“, sagt er, „lieber mich auspfeifen.“ Jefferson Farfán, Roman Neustädter und Jermaine Jones absolvieren das Abschlusstraining.

Am Donnerstagmittag legte Huub Stevens seine Stirn in Falten, es waren Sorgenfalten. „Abwarten“, sagte Schalkes Trainer mehrmals. Er machte sich Gedanken über die personelle Situation vor dem Auswärtsspiel an diesem Freitagabend beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Jefferson Farfán hatte gegen Mainz einen Schlag aufs Sprunggelenk abbekommen, Roman Neustädter machte eine Prellung zu schaffen, und Jermaine Jones hatte ja bereits am Dienstag beim 3:0-Erfolg gefehlt. Am Donnerstagnachmittag aber relativierte sich die von Stevens zuvor sehr skeptisch beurteilte Situation ein wenig, denn alle drei konnten am Abschlusstraining teilnehmen.

Natürlich hat Stevens inzwischen ein Aufgebot, das ihm auch bei Ausfällen Reaktionen ermöglicht, die weit über das Stopfen von Löchern hinausgehen. Wer links vorne zwischen Julian Draxler, Ibrahim Afellay und Tranquillo Barnetta wählen kann, dem muss nicht gleich angst und bange werden, wenn mal ein ursprünglich eingeplanter Spieler ausfällt.

Königsblau unter Zugzwang

Und doch braucht Stevens gerade jetzt jeden guten Mann, ein Ausfall der beiden Sechser Jones/Neustädter zum Beispiel wäre nur schwierig zu verkraften. Denn die Lage ist nicht einfach. Die Königsblauen stehen unter Zugzwang, bei einem Aufsteiger sind sie favorisiert, da mag die Defensive der Düsseldorfer bisher noch so gut funktionieren. Entscheidend wird sein, ob die Schalker mit diesem neuen Druck umgehen können, der sich aus einer Stimmung allgemeiner Unzufriedenheit ergibt. Es lief nicht rund in den vergangenen beiden Heimpartien gegen München (0:2) und Mainz (3:0) – auch wenn gegen Mainz das Ergebnis passte.

Nach dem schwungvollen Saisonstart und dem deutlichen Rückschlag gegen den FC Bayern war das Spiel am Dienstagabend von vielen Schalker Profis als Wiedergutmachung ausgerufen worden, doch dann taten sie sich lange Zeit schwer, die Partie lief nur schleppend und wurde erst in der Schlussphase noch klar entschieden. Es gab zwischenzeitlich Pfiffe, die Spieler und Trainer irritierten, Stevens unterstellte den Pfeifenden, „keine Ahnung vom Fußball“ zu haben. Am Donnerstag betonte er, „nur einen kleinen Teil“ der Zuschauer gemeint zu haben: „Ich habe nie gesagt, es handele sich um das ganze Stadion außer der Nordkurve.“ Er habe ja Verständnis für die Unzufriedenheit der Fans, aber er wirbt auch um Verständnis für seine Spieler: „Dann sollen die Leute lieber mich auspfeifen.“

Auch Manager Horst Heldt bittet Schalkes Fans darum, nachsichtig mit den jungen Profis umzugehen. „Wir haben ein nervöses Spiel abgeliefert und waren selbst nicht zufrieden“, erklärt er. „Keiner von uns hat doch gesagt: Was wollen die Leute denn, wir haben doch klasse gespielt.“ Aber es sei eben nicht gerade gut fürs Nervenkostüm, wenn gepfiffen werde.

Nicht glänzend, aber erfolgreich

Grundsätzlich spricht Heldt den Fans nicht die Berechtigung ab, ihren Unmut äußern zu dürfen. „Aber wir müssen auch sagen dürfen, dass wir das nicht toll finden.“

Insgesamt sei Schalke nämlich bisher „im Soll“, meint Heldt. „Wir spielen noch keinen Glanzfußball, aber wir sind erfolgreich“, unterstreicht der Manager. „Das ist besser, als wenn wir schön spielen und verlieren würden.“ Ist die Diskussion also ein Jammern auf hohem Niveau? Heldt verweist vielsagend auf seinen früheren Klub: „In Stuttgart würde man sich momentan über so ein dreckiges 3:0 freuen.“

An diesem Freitag wäre den Schalkern auch ein dreckiges 1:0 recht. Schließlich haben es die noch ungeschlagenen Düsseldorfer geschafft, in allen fünf Bundesliga-Spielen ohne Gegentor zu bleiben. „Das wollen wir natürlich ändern“, sagt Huub Stevens. Und dafür gäbe es dann sicher auch viel mehr Applaus als Pfiffe.