Gelsenkirchen. . Für Schalke-Trainer Huub Stevens ist die Fahrt am Freitag ins Olympia-Stadion auch eine Reise in die Vergangenheit. „Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt“, sagt der 58-Jährige. Obwohl zwischen den Fans der beiden Klubs eine verbitterte Feindschaft herrscht.
In der Saison 2002/2003 führte er Hertha BSC Berlin auf Platz fünf in der Fußball-Bundesliga und in den Uefa-Cup. Wenige Monate später, am 4. Dezember 2003, wurde er wegen anhaltender Erfolglosigkeit entlassen. Für Huub Stevens, den Trainer des FC Schalke 04, bedeutet die Fahrt am Freitag ins Olympia-Stadion (Anstoß: 20.30 Uhr) also auch eine Reise in die Vergangenheit.
„Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt“, sagt der 58-Jährige. Obwohl zwischen den Fans der beiden Klubs eine verbitterte Feindschaft herrscht. „Wenn man die Leute befragt, können sie gar nicht sagen, warum das so ist“, sagt Manager Horst Heldt, der am Freitag in Berlin seinen 42. Geburtstag feiern wird.
Als Huub Stevens damals seinen Vertrag in der Hauptstadt unterschrieben hatte, wusste er von diesen Umständen überhaupt nichts. „Der Dieter, der hätte das wissen müssen“, sagt er und lacht. Dieter Hoeneß, der damals Hertha-Manager war. „Die Berliner Fans haben mich nicht als Trainer gesehen, sondern immer nur als Schalker.“
Vor 40 Jahren, im Dezember 1971, war es übrigens, dass sich die beiden Mannschaften im DFB-Pokal gegenübergestanden hatten. Und? Die Schalker gewannen mit 3:1 und verloren in Berlin mit 0:3. Daraufhin legten die Königsblauen Protest ein, weil Zoltan Varga gespielt hatte, der vom DFB wegen Bestechlichkeit vorläufig gesperrt, aber noch nicht verurteilt worden war. Zuvor hatte Hertha per einstweiliger Verfügung vor einem Berliner Gericht erreicht, dass der Ungar auflaufen durfte, doch nach dem Schalker Protest wertete der DFB die Partie für das Team von Trainer Ivica Horvat. So hatte die Rivalität der Fans mit den unterschiedlichen Freunden – 1. FC Nürnberg beziehungsweise FC Bayern – ganz neuen Zündstoff.
Lasogga ist selbstbewusst
Klar: Das spielt für Huub Stevens im Dezember 2011 keine Rolle, und er hofft, dass „sich die Fans untereinander respektieren werden“. Und der Mannschaft des Aufsteigers zollt er sogar ein Lob. „Die Hertha hat bis jetzt eine gute Meisterschaft gezeigt“, sagt er über den Tabellenneunten. Vor allem dessen Qualitäten in der Offensive schätzt er. „Da haben sie viele Möglichkeiten“, sagt Schalkes Trainer, der die Berliner bei deren 1:0 über den VfB Stuttgart live gesehen hat – an einem Freitag.
Wilmots, Thon, Max und Müller treffen
Mehr als 13 Jahre ist es her, als der FC Schalke 04 als Uefa-Pokalsieger bei Hertha BSC Berlin antrat. Es war am 13. März 1998, und damals wie heute waren die Gastgeber Aufsteiger und Huub Stevens Trainer der Königsblauen. Vor 60 517 Zuschauern im Olympia-Stadion feierten die Schalker ihren bis dahin höchsten Auswärts-Saisonsieg – immerhin gegen eine Berliner Mannschaft, die zuvor neun Heimspiele nicht verloren hatte. Beim 4:1 (1:0)-Erfolg überwanden Marc Wilmots (22.), Olaf Thon (46.), Martin Max (73.) und Andreas Müller (90.) Hertha-Keeper Gábor Király. Das zwischenzeitliche 1:2 (54.) war dem heutigen Manager der Berliner gelungen, Michael Preetz.
Eine dieser Offensiv-Möglichkeiten heißt Pierre-Michael Lasogga und ist wie Schalkes Julian Draxler in Gladbeck geboren. Und der 19-Jährige hat als Jugendlicher auch das Schalker Trikot getragen. „Gegen meine ehemaligen Klubs treffe ich immer“, sagt die Berliner Nummer 19 selbstbewusst. Bisher jedenfalls hat es auch regelmäßig geklappt: im Pokal bei Rot-Weiss Essen (3:0) sowie in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg (3:2) und gegen Bayer 04 Leverkusen sogar zweimal (3:3). „Nun“, schreibt der Berliner Kurier, „müssen die Gelsenkirchener dran glauben.“
Wer genau zu dieser Glaubensgemeinschaft auf dem Rasen des Olympia-Stadions gehören wird, ist noch nicht ganz klar. Jedenfalls hat Stürmer Klaas-Jan Huntelaar – ebenso wie die zuletzt angeschlagenen Jan Morávek und Timo Hildebrand – nach seiner Magen-Darm-Grippe am Mittwoch trainiert. „Wir müssen gucken, ob er es bis Berlin schafft“, sagt Huub Stevens. Ein anderer Schalker Stürmer darf sich bald übrigens auch Profi nennen: U-19-Nationalspieler Philipp Hofmann, der im Regionalliga-Team der Königsblauen kickt, erhält ab dem 1. Juli 2012 einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014.
Höwedes kehrt zurück
Nachdem bereits spekuliert worden war, Benedikt Höwedes könne nach seinem Außenbandteilriss im rechten Knie bereits für die Partie am vergangenen Sonntag in den Kader zurückkehren, wird es am Freitag wohl so weit sein. Der 23-Jährige habe gut trainiert, sagt Huub Stevens. „Er hatte aber vor dem Augsburg-Spiel noch Zweifel.“ Eine Entscheidung über einen Platz in der Startelf oder auf der Bank wird der Trainer allerdings erst nach einem Gespräch mit seinem Kapitän treffen.