Um exakt 15.24 Uhr hielt Raul zum ersten Mal Schalker Kohle in den Händen – aber irgendwie anders, als es sich der Fußball-Weltstar vorgestellt hatte. Aus den Händen zweier Kumpels der Zeche Auguste Victoria gab es für die Real-Ikone einen Brocken des berühmten „schwarzen Goldes“ zur Begrüßung, was dieser sichtlich amüsiert in Empfang nahm. Nach wochenlangen Spekulationen bot der gestrige Mittwoch dann auch für die Schalker Fans endlich etwas Handfestes: Raul ist wirklich gekommen um zu bleiben, für die nächsten zwei Jahre.

Die rund 90minütige Präsentation in der Arena, für die sogar der Rasen früher als geplant hineintransportiert wurde, geriet zu einer Mischung aus Daily Soap und Oscar-Verleihung. Gregor König, sonst Moderator bei RTL diverser Klitschko-Happenings, verlieh dem Ganzen mit staatstragender Stimme einen unerträglichen Pathos. Aus jeder Minute dieser Inszenierung sprang der unbändige Stolz des Malocherklubs, dass dieser Coup tatsächlich gelungen war.

Inmitten ein sympathischer und völlig bescheidener Superstar, der das Ganze zwar mit professionellem Langmut über sich ergehen ließ, der aber immer wieder die kommenden Mannschafts-Leistungen in den Vordergrund stellte und ehrgeizige Ziele verkündete: „Wir können in der Bundesliga ganz oben mitspielen und sollten zusehen, dass wir die Gruppenphase in der Champions League überstehen. Ich bin mir sicher, es wird eine ereignisreiche Saison für den FC Schalke 04.“

Zwar hatte bis zuletzt noch der neue Real-Trainer Jose Mourinho dem Madrider eine Alternative bei den Königlichen aufgezeigt, doch da war die Entscheidung zugunsten der Königsblauen schon gefallen. „Die Schalker und Felix Magath hatten sich am meisten um mich bemüht, und ich wollte mit meiner Familie unbedingt neue Erfahrungen bei einem Auslandsaufenthalt sammeln“, so der Spanier, der sich nach eigenem Bekunden schon mit der Schalker Vereinsgeschichte vertraut gemacht hat und auch schnell die deutsche Sprache lernen will, „obwohl die sehr schwierig ist.“

Daneben saß sein neuer Trainer, lauschte den Übersetzungen des Dolmetschers und lächelte meist in sich hinein. Felix Magath, der sich schon seit Tagen immer zuversichtlicher gab, dass dieser Wechsel auch zustande kommt, wirkte, als plane er schon längst die nächsten zwei, drei Züge. „Mit dieser Verpflichtung haben auch wir eine Verpflichtung übernommen. Ich würde es mir persönlich anlasten, wenn so eine Karriere hier einen Knick bekäme, das darf nicht sein“, sinnierte Magath. Es soll auf jeden Fall noch ein gefährlicher Stürmer her, der ein wenig die Aufmerksamkeit der gegnerischen Abwehr vom Spanier wegzieht, ein offensiver Mittelfeldmann sowie ein Linksverteidiger stehen auch noch auf der Wunschliste.

Ob Raul bereits am Wochenende im Liga-Cup zum Einsatz kommen wird, wollte der Chefcoach noch nicht mutmaßen. Zwar habe er schon den Trainingsplan bekommen und an den letzten beiden Tagen mit dem Schalker Konditionstrainer gearbeitet, ein Verletzungsrisiko soll aber auf keinen Fall eingegangen werden.

So beschränken sich Rauls erste Einsätze vielleicht erst einmal auf die Trainingseinheiten. Gestern gehörte der Spanier bereits zur siegreichen 1:0-Mannschaft. Den Elfmeter von Edu holte heraus: Raul.