Gelsenkirchen. Zur Halbzeit hat Matthias Potthoff den Kaffee auf. Doch dann fluppt es bei seinen Ressern. Erle 08-Coach Michael Czerwinski wählt nach dem 2:3 deutliche Worte.
Manchmal muss man zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen, um erfolgreich zu sein. So wie Matthias Potthoff an diesem Sonntag. Der Trainer des Fußball-Bezirksligisten Viktoria Resse hatte nach der ersten Halbzeit des Ost-Derbys beim Erler SV 08 die Schnauze gestrichen voll. Obwohl er verletzungsbedingt bereits einmal hatte auswechseln müssen, machte er in der Pause vier weitere Mal von seinem Wechselrecht Gebrauch. Und das mit durchschlagendem Erfolg. Seine Mannschaft wandelte den 0:1-Rückstand zur Pause in einen im Abstiegskampf fast schon überlebenswichtigen 3:2-Sieg um.
Potthoff: „Den größten Anteil hat immer die Mannschaft“
Auf die Frage, welchen Anteil er am ersten Dreier nach zuvor drei sieglosen Spielen hatte, merkte Matthias Potthoff mit einem Augenzwinkern an: „Den größten Anteil am Sieg hat immer die Mannschaft, nie der Trainer.“ Und mit etwas mehr Ernsthaftigkeit fügte er hinzu: „Am Ende gehört bei solchen Mehrfachwechseln auch Glück dazu. Das ist doch in der Bundesliga nicht anders als bei uns.“
Soner Ünlü schiebt zum Siegtreffer ein
An diesem Sonntag wurde das gesamte Wechselglück aus dem Füllhorn über die Resser geschüttet. Denn: Am 3:2-Siegtreffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit waren zwei Spieler beteiligt, die zu jenem Quartett gehörten, das zur zweiten Halbzeit ins Spiel kam. Benedikt Ressin machte einen Konter mit einem Zuspiel in die Spitze scharf, und Soner Ünlü schob den Ball cool an Erles Torhüter Niko Wollny vorbei.
Potthoff: „Es hätte auch andere treffen können“
„In der ersten Halbzeit waren wir total negativ. Deshalb musste ich zur Pause etwas ändern. Ich habe vier Spieler ausgewechselt, aber es hätte auch jeden anderen treffen können“, so begründete Matthias Potthoff seinen Mehrfachwechsel. Sein Team konnte froh sein, dass es zur Pause nach einem frühen Treffer von Jan Gendreizig nur 1:0 für den Erler SV 08 stand.
„Wir haben in der ersten Hälfte verpasst, den Deckel draufzumachen“, meinte Erles Trainer Michael Czerwinski. Er war stinksauer, dass seine Mannschaft das Spiel noch aus der Hand gegeben hat. „Wir haben uns im zweiten Durchgang blamiert und dieses Derby aufgrund eigener Doofheit verloren.“
Standards leiten den Umschwung am Forsthaus ein
Zwei Standardtreffer leiteten den Umschwung am Forsthaus ein. Maurice Pagels glich in der 65. Minute mit einem an Jan Zielke verursachten Foulelfmeter zum 1:1 aus. Sieben Minuten danach versenkte der erfahrene Mike Neumann einen direkten Freistoß zum 2:1 für die Viktoria. In dieser Phase nahm das Derby wilde Züge an. Nur weitere vier Minuten später egalisierte Jan Gendreizig mit seinem zweiten Treffer zum 2:2.
Viktoria beherzigt die Grundelemente des Fußballs
Das bessere Ende hatte jedoch der Nachbar vom Emscherbruch, der in der zweiten Halbzeit ein ganz anderes Gesicht zeigte, auch dank des glücklichen Händchens von Matthias Potthoff, der nach dem 3:2-Siegtreffer des eingewechselten Soner Ünlü einen Jubelsprung nach dem anderen aufführte. „Nach der Pause haben wir alle Grundelemente des Fußballs beherzigt, die ich gerne schon in der ersten Halbzeit gesehen hätte“, meinte der 36-Jährige. „Vor dem direkten Duell mit der SG Herne 70 am kommenden Sonntag war dieser Sieg sehr wichtig, vor allem für den Kopf.“
Tore: 1:0, 2:2 Jan Gendreizig (12., 76.), 1:1 Maurice Pagels (65., Foulelfmeter), 1:2 Mike Neumann (72.), 2:3 Soner Ünlü (90.).
Erler SV 08: Wollny, M. Auth, Scholz, Karagülmez, Voßschmidt, Dziabel (61. Barde), Jürgensen (86. F, Schmidt), Reydt, Vorholt, Sandmann, Gendreizig.
Viktoria Resse: Körner, Pagels, Köppen, Gläßer (26. Krieger), Jubt (46. Ressin), Wanczura, Koca (46. Rode), Neumann, Burak Aydin, Leben (46. Zielke), Albrecht (46. Ünlü).
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