Gelsenkirchen. Die World Team Challenge im Ruhrgebiet feiert die runde Jahreszahl. Wie die „verrückte Idee“ ein Fall für den Schalker Macher Rudi Assauer wurde.
Die Zeit ist der eine Faktor beim Biathlon, die Treffsicherheit der zweite. Es war ganz am Anfang, vor 22 Jahren, als die Idee reifte, einen „Biathlon auf Schalke“ zu veranstalten, da gab es zwei, die beides miteinander kombinierten. Herbert Fritzenwenger und Schalkes damaliger Manager Rudi Assauer. Biathlon auf Schalke? Die Idee war eigentlich für einen anderen Standort gedacht. Herbert Fritzenwenger, früherer Spitzen-Biathlet, überprüfte seinerzeit die Bottroper Skihalle auf ihre Biathlon-Tauglichkeit. Die erwies sich nicht als erste Wahl. Aber Fritzenwenger hatte in der Nachbarschaft ein interessantes Objekt entdeckt, die Schalker Arena.
Was folgte, waren nicht ganz drei Monate Vorbereitungszeit mit viel Tempo für die Organisatoren: „Kurzfristig, intuitiv, schnell“ sei alles gelaufen, sagt Herbert Fritzenwenger über die Vorarbeiten für den ersten Biathlon auf Schalke 2002. Und die Veranstaltung wurde ein Volltreffer.
Biathlon auf Schalke: Rudi Assauer war schnell überzeugt
Es ist die 20. Auflage in diesem Jahr in der Arena und drumherum. Das Gelände wird an diesem Donnerstag um 12 Uhr geöffnet, dann können die ersten Besucherinnen und Besucher ins Winterdorf, sportlich geht es um kurz vor 15 Uhr los.
So weit hatte 2002 noch niemand denken können, zunächst noch nicht mal bis zur ersten Veranstaltung selbst. So richtig hatte noch niemand eine Vorstellung davon, aber immerhin: „Ich musste nur ,Schalke 04‘ sagen, da waren zumindest die Mitteleuropäer schon mal begeistert“, so Fritzenwenger.
Rudi Assauer war ebenso schnell überzeugt. Marc Girardelli, Initiator der Bottroper Skihalle, hatte Fritzenwenger innerhalb einer Woche einen Termin bei Schalkes Manager besorgt, und nach zehn Minuten war für Assauer und Fritzenwenger klar: Die Idee ist so verrückt, die wird durchgezogen, und auch das ZDF war im Boot. Und wenn einmal eine Schwierigkeit zu überwinden war: „Rudi Assauer war ein Macher, er hat jedes Hindernis aus dem Weg geräumt.“
In die Arena durch den Tunnel zu kommen und bejubelt zu werden, bei der Vorstellung der Teams bejubelt zu werden, die Rennen an sich: Die Athleten der Premiere 2002 seien „geflasht“ und euphorisch gewesen, sagt Herbert Fritzenwenger, und daran hat sich auch nichts geändert. Die Sieger 2022 aus Frankreich, Julia Simon und Fabien Claude, fragten schon im vorigen Jahr nach der Siegerehrung, wo sie denn für ihre Teilnahme 2023 unterschreiben müssten.
In der ersten Auflage nach der Corona-Zeit im Vorjahr sind 30.000 Zuschauer in und um die Arena gewesen, sagt Thorsten Kramer, Leiter der Eventabteilung beim FC Schalke 04, in diesem Jahr rechnen die Organisatoren mit noch einmal 5.000 Besucherinnen und Besuchern mehr.
Vorjahressieger Frankreich schickt Siegerteam
Zur 20. Auflage duellieren sich auf der Strecke mit Weltcup-Niveau zehn top besetzte internationale Mixed-Teams. Für Deutschland gehen mit Roman Rees und Janina Hettich-Walz sowie Benedikt Doll und Hanna Kebinger vier absolute Spitzen des Weltcup-Kaders an den Start. Aus dem Überflieger-Team der vergangenen Jahre, dem Duo aus Norwegen, sind mit Ingrid Landmark Tandrevold und Sturla Holm Laegreid zwei der besten Weltcup-Athleten der vergangenen Jahre dabei.
Vorjahres-Sieger Frankreich ändert seine Formation nicht und geht mit dem Siegerteam der Biathlon World Team Challenge des Jahres 2022 an den Start. Die aktuelle Gesamtweltcupsiegerin Julia Simon und der aktuelle Staffel-Weltmeister, Fabien Claude, werden ihren Titel verteidigen wollen. Für Österreich gehen Lisa Theresa Hauser und Felix Leitner in die Loipe. Aus Tschechien, Belgien, Slowenien, Ukraine und der Schweiz starten Top-Teams aus fünf weiteren Nationen.
In der Weihnachtszeit, so Herbert Fritzenwenger, sei das Ruhrgebiet seit 2002 seine zweite Heimat geworden, nachdem er zuvor zehn Jahre lang die Biathlon World Team Challenge im bayrischen Ruhpolding organisiert hatte. „Da reichen ein Planierraupenfahrer und fünf Helfer“, so Fritzenwenger, „an dieser Veranstaltung aber sind Hunderte beteiligt.“ Alles in allem, so Thorsten Kramer, sei es aber auch ein Treffen der Biathlon-Familie.
Strecke wäre weltcuptauglich
Die Strecke entspricht internationalen Anforderungen und wäre sogar weltcuptauglich, erklärt Herbert Fritzenwenger. Die rund 1,3 Kilometer lange Loipe führt mit vielen Kurven durch die Arena und über das Außengelände. Durch eine kleine Änderung verlängert sich der Streckenverlauf in diesem Jahr nach dem Anstieg zum „Ruhrpott-Gletscher“ noch weiter in das Winterdorf. Zehn Biathlon-Teams mit vielen der weltbesten Athletinnen und Athleten sind ebenso dabei wie Newcomer. Vor der Biathlon World Team Challenge findet das Nachwuchsrennen, die Team Talent Challenge, statt.
Das Teilnehmerfeld ist komplett geblieben, Fritzenwenger bekam keine kurzfristigen Absagen: „Das sind immer die schlimmsten Tage des Jahres, wenn man ständig aufs Telefon guckt“, sagt der Cheforganisator. In Gedanken allerdings sind Cheforganisator Fritzenwenger und Hauptorganisator Thorsten Kramer aber auch schon bei der nächsten Veranstaltung im kommenden Jahr, sagen sie.
Biathlon auf Schalke, das war vielleicht mal ganz am Anfang eine verrückte Idee.
Biathlon auf Schalke: Der Zeitplan
12.00 Uhr Öffnung des Veranstaltungsgeländes (Winterdorf)
14.30 Uhr Öffnung der Tribünen und der VIP-Bereiche (VELTINS-Arena)
14.50 Uhr Teamvorstellung (Talent Team Challenge)
15.00 Uhr Anschießen (Talent Team Challenge)
15.20 Uhr Shoot-Out Qualifikation (Talent Team Challenge)
15.30 Uhr Shoot-Out Finale (Talent Team Challenge)
15.45 Uhr Start (Talent Team Challenge)
16.30 Uhr Siegerehrung (Talent Team Challenge)
16.45 Uhr Anschießen (World Team Challenge)
17.10 Uhr Opening Ceremony und Teamvorstellung (World Team Challenge)
17.40 Uhr Shoot-Out Qualifikation (World Team Challenge)
17.50 Uhr Shoot-Out Finale (World Team Challenge)
18.15 Uhr Massenstart (World Team Challenge)
19.05 Uhr Verfolgung (World Team Challenge)
19.50 Uhr Siegerehrung (World Team Challenge)
20.00 Uhr Closing Ceremony (VELTINS-Arena)
20.20 Uhr Après-Ski-Party (Winterdorf)
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