Gelsenkirchen/Mülheim. Mama Tanja und Tochter Luci Siegel spielen American Football – in der 2. Liga für die Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks.

Irgendwann wurde es Tanja Siegel zu langweilig. Die 42-Jährige brachte ihre Tochter Luci mehrmals pro Woche zum Football-Training der Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks und wartete zwei Stunden im Auto. „Ich habe zu dem Zeitpunkt selbst keinen Sport gemacht. Meine Yogalehrerin, zu der ich sonst immer gegangen bin, hatte sich aus Deutschland verabschiedet. Irgendwann fragte mich meine Tochter dann, ob ich nicht Lust hätte, beim American Football mitzumachen“, erzählt Tanja Siegel im Gespräch mit der WAZ.

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Gesagt, getan. Anstatt im Auto auf ihre Tochter zu warten, stand die Mutter plötzlich mit auf dem Trainingsfeld in Mülheim. „Ich bin da so reingerutscht und habe dann auch meinen Spielerpass beantragt. Mittlerweile habe ich als Linebacker mehrere Partien absolviert. Dass ich in der Defensive spielen würde, war für mich von Beginn an klar. Und auf der Linebacker-Position fehlten ein paar Leute. Von daher hat das ganz gut gepasst“, berichtet die Dorstenerin.

Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks läuft in der 2. Damen-Bundesliga West auf

Und Tochter Luci? Sie schloss sich im Alter von 15 Jahren den Gelsenkirchen Devils an – auch hier ist die Geschichte eher ungewöhnlich. „Mich hat Football an sich schon immer interessiert“, sagt die Schülerin. „Ich habe mir mal so einen typischen Football-Film angeschaut: Und zwar blindes Vertrauen. Da geht es um einen Footballer, der durch seine Infektion sein Augenlicht verliert, dann aber trotzdem weiterspielen will. Das war eine krasse Geschichte. Irgendwann habe ich dann nachgeschaut, welche Vereine es bei uns in der Umgebung gibt.“

Tanja Siegel ist eine Fachfrau für die Defensive bei der Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks: Die 42-Jährige spielt auf der Linebacker-Position.
Tanja Siegel ist eine Fachfrau für die Defensive bei der Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks: Die 42-Jährige spielt auf der Linebacker-Position. © Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks

In der Spielgemeinschaft Gelsenkirchen Devils/Mülheim Shamrocks, die in der 2. Damen-Bundesliga West auflaufen, hat Luci Siegel ihre Rolle als Cornerback gefunden – und nicht nur in Sachen Fitness deutliche Fortschritte gemacht, sondern auch in einem anderen Bereich. „Bevor ich zum American Football kam, war ich total schüchtern. Das hat sich mittlerweile geändert. Man lernt beim Football unheimlich viel dazu – auch außerhalb des Platzes. Und hinzu kommt, dass man seine Ausdauer stärkt und auch noch Muskeln aufbaut“, erläutert Luci. Bedenken, dass sie sich in der rauen amerikanischen Sportart auch mal eine schwerere Verletzung zuziehen könnte, hat sie nicht: „Es passiert ganz selten etwas Schlimmes.“ Mutter Tanja sagt dazu: „Es gibt schon mal ein paar blaue Flecken oder eine Prellung. Nach den ersten Trainingseinheiten gab es zudem den Muskelkater meines Lebens, aber da muss man durch.“

Tanja Siegel: „Wir haben einen coolen Haufen in der Spielgemeinschaft“

Obwohl das Team aus Mülheimer und Gelsenkirchener Spielerinnen besteht, ist das Gemeinschaftsgefühl ausgeprägt. Tanja Siegel: „Wir haben einen coolen Haufen in der Spielgemeinschaft. Es gibt hier kein Gezicke, alle haben Spaß an dem Sport. Das Drumherum mit bestimmten Ritualen, wie zum Beispiel beim Einlaufen, ist toll. Aus jeder Altersklasse können Spielerinnen mitmachen, da ist für jede etwas dabei. Nur trauen sich viele oftmals nicht, beim Football mitzumachen.“

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Am Montag spielt Football wieder eine besondere Rolle bei den Siegels – dann steht im State Farm Stadium in Glendale (Arizona) ab 0.30 Uhr deutscher Zeit das Super-Bowl-Spektakel zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs auf dem Programm. Tanja Siegel: „Wir haben letztes Jahr damit begonnen, Football im Fernsehen zu schauen. Ein richtig festes NFL-Team haben wir noch nicht, aber den Super Bowl schauen wir. Wir machen die Nacht durch. Und am nächsten Morgen gehe ich arbeiten.“ Die Frage, wie lange sie plant, selbst aktiv Football zu spielen, beantwortet Tanja Siegel so: „Wenn die jüngeren Spielerinnen schneller rennen, dann rennen sie halt. Das muss man akzeptieren. Wenn ich mit 50 Jahren noch spiele, dann ist es auch gut. In diesem Sport guckt niemand so wirklich auf das Alter.“