Gelsenkirchen. Gelsensport hat die Vereine dazu aufgerufen, Sportanlagen häufiger gemeinsam zu nutzen. Preußen Sutum will nun genau das tun, darf es aber nicht.
Wenn Marcel Münster an Heimspieltagen auf dem Ascheplatz an der Gesamtschule Berger Feld, der Heimat des Fußball-A-Kreisligisten SV Preußen Sutum, ankommt, greift er als Erstes zur Kabeltrommel und zum Wassereimer.
Sutum: Mit Kabeltrommel und Wassereimer
Sutums Geschäftsführer und sein Vorstandskollege Savas Yesil sind in der Regel zwei Stunden vor Anpfiff des ersten Spiels vor Ort, rollen die Kabeltrommel aus und stecken den Stecker im Kellerraum der benachbarten Sporthalle ein.
Dort füllen sie auch den Wassereimer auf und schleppen ihn herüber zum kleinen Container, den die Sutumer als Verkaufsstand nutzen. Um hier einen Kaffee anbieten zu können, braucht es Kabeltrommel und Eimer, denn im Container gibt’s weder Strom noch fließend Wasser. Über die „katastrophalen Verhältnisse“, wie Münster es nennt, klagt der Verein seit Jahren (die WAZ berichtete).
Ein Riesenproblem im Herbst
„Gerade im Herbst und Winter, wenn es viel regnet, ist das ein Riesenproblem. Bis du da Wasser und Strom geholt hast, bist du schon völlig nass. Da ist der Spieltag für dich gelaufen“, betont Münster. 2019 beantragte der Verein zum ersten Mal beim Stadtsportbund Gelsensport, seine Sportanlage zu verlassen – ohne Erfolg.
Die letzte Absage habe es im April dieses Jahres gegeben, sagt Münster – und genau das macht ihn sauer. Denn solche Platzwechsel, wie ihn die Sutumer nun anstreben, hatte Gelsensport im selben Monat noch gefordert. Rückblende. Ende April kommen in der Veltins-Arena Vertreter der Fußballvereine beim Kreistag zusammen, auch Gelsensport-Präsident Klaus Lindner hält eine Rede.
Gelsensport fordert: Enger zusammenrücken
Darin fordert er: „Die Vereine müssen enger zusammenrücken und Kooperationen schaffen, zum Beispiel indem sie Sportanlagen zusammen nutzen.“ Die Idee dahinter ist simpel: So würden letztlich weniger Sportanlagen übrigbleiben, die dann aber auch moderner ausgestattet sein könnten als aktuell.
Gelsensport: Es gibt nicht genug Platz
Den Sutumern machten Lindners Aussagen Mut, dass sich der Platzwechsel nun doch umsetzen lassen könnte. Aber Pustekuchen. „Ein, zwei Wochen später saßen wir bei einem von Lindners Mitarbeitern im Büro und der hat gesagt, dass der Wechsel nicht gehen würde“, erzählt Sutums Geschäftsführer Münster.
„Das sorgt für Unverständnis, wenn Herr Lindner eine Woche vorher beim Kreistag noch gesagt hatte, dass er für die Zusammenlegung ist.“ Laut Münster hat Gelsensport die Absage damit begründet, dass auf den vier Sportanlagen, die die Sutumer als ihre neue Heimat vorgeschlagen hatten, nicht genug Platz für einen weiteren Verein sei.
Um diese Anlagen geht es konkret
Konkret geht‘s um die Anlagen an der Braukämperstraße (aktuell spielt dort der SuS Beckhausen 05), Oststraße (Eintracht Erle, Spvgg Erle 19, Erler SV 08) und Lohmühle (Spvgg Westfalia Buer, Genclerbirligi Resse) sowie die Glückauf-Kampfbahn (Teutonia Schalke, FC Schalke 04 Damen).
Auf WAZ-Anfrage bestätigt Gelsensport-Präsident Lindner, dass der Sutumer Wechselwunsch bisher am Platzmangel gescheitert sei. Beispielhaft verweist er auf die Anlage an der Braukämperstraße: „Da gibt’s nicht genügend Umkleidekabinen. Da geht’s also gar nicht um die Zahl der Sportplätze, das würde sogar klappen.“ Ob man dieses Problem mit einem Container als Umkleideraum lösen könnte? „Das ist eine Lösung, die wir im Hinterkopf haben“, sagt Lindner.
Zu wenig Umkleiden in Erle
Auch auf der Sportanlage in Erle gibt‘s laut Lindner zu wenig Umkleiden – obwohl dort Anfang 2020 ein nagelneuer Kabinentrakt mit zehn Kabinen gebaut wurde und der Erler SV 08 plant, nach der Fertigstellung seines neuen Kunstrasenplatzes am Forsthaus (Stand jetzt Anfang November) all seine Teams von der Oststraße abzuziehen.
Auf eine entsprechende Anmerkung der WAZ antwortet Lindner: „Wenn die Mannschaften von Erle 08 weg sein sollten, wäre die Oststraße eine Option. Wir werden das in den nächsten vier Wochen intensiv prüfen.“
Es geht nur um zwei Teams
Für den Sutumer Ärger hat Lindner Verständnis: „Die Situation gefällt uns auch nicht. Wir suchen nach Lösungen, aber die lassen sich nicht von heute auf morgen aus dem Hut zaubern. Wir wollen ja auch eine einvernehmliche Lösung mit den Vereinen hinkriegen“, meint er.
Die Sutumer können das lange Zögern vor allem deshalb nicht verstehen, da es bei ihrem Wechselwunsch nur um zwei Teams geht: die beiden Seniorenmannschaften. Die drei Jugendteams wollen laut Geschäftsführer Münster vorerst an der Gesamtschule Berger Feld bleiben. Große Ansprüche haben die Sutumer an ihre neue Heimat übrigens nicht: „Eine Anlage mit Kunstrasenplatz wäre natürlich schön, aber das ist kein Muss“, sagt Münster. „Wir wollen einfach nur ein Vereinsleben führen. Das gibt’s bei uns gar nicht, weil wir ja kein Vereinsheim und noch nicht mal einen Unterstand haben.