Hassel. Obwohl die Sportanlage Valentinstraße kleiner ist als die am Lüttinghof, trainieren dort fast genauso viele Teams. Nun will YEG Hassel umziehen.

Manchmal setzt sich Michel Saalbach ins Auto, fährt hinüber zur Sportanlage Lüttinghof und schaut dort aus dem Fenster. Auf einen leeren Sportplatz. Der Vorsitzende des Gelsenkirchener Fußball-Kreisligisten DJK Arminia Hassel hat dies mit Fotos dokumentiert und ist sauer.

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„Es heißt immer, dass es am Lüttinghof keine freien Kapazitäten gibt. Aber wenn ich da war, war der Ascheplatz immer leer“, schimpft Michel Saalbach. Eigentlich müsste ihn das nicht stören, denn seine Arminia trainiert nicht am Lüttinghof, sondern auf der etwa einen Kilometer entfernten Sportanlage an der Valentinstraße. Und doch wirkt sich das, was am Lüttinghof passiert oder auch nicht passiert, auf die Arminia aus. Denn ganz Hassel kämpft um Platz auf dem Platz.

21 Teams kicken laut Belegungsplan am Lüttinghof

Das liegt an der unterschiedlichen Auslastung der Spielstätten. Da an der Valentinstraße neben der Arminia auch noch die Jugend und einige Seniorenteams von YEG Hassel trainieren, kommt die Anlage bald an ihre Grenzen. 19 Mannschaften trainieren auf dem Ascheplatz und dem kleinen Kunstrasen-Spielfeld. Die Anlage am Lüttinghof gehört zu den größten der Stadt, bietet im Winter einen Asche-, einen Kunstrasen- und einen kleinen Kunstrasenplatz. Im Sommer ist zusätzlich der Rasenplatz bespielbar.

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Trotzdem ist die Anlage verhältnismäßig leer. 21 Teams kicken laut Belegungsplan am Lüttinghof, die meisten gehören zum ansässigen SC Hassel. Zwei davon befinden sich noch im Aufbau. Die Anlage ist im Winter knapp zur Hälfte ausgelastet. Ein Grund: Die Asche ist mittwochabends stets für Nachholspiele geblockt – egal, ob welche anstehen oder nicht.

YEG Hassel pendelt zwischen zwei Anlagen

Hier sieht YEG Hassel nun eine Chance. „Wir würden gerne mit unseren Mannschaften zum Lüttinghof wechseln“, sagt Cetin Akyürek, der Vorsitzende des Klubs. Wer verstehen will, wo die Teams seines Vereins aktuell trainieren und spielen, braucht einen Spickzettel: YEGs erste Mannschaft, als Westfalenligist das klassenhöchste Team der Stadt, spielt und trainiert am Lüttinghof. Zweite und Dritte dürfen dort nur spielen, trainieren müssen sie an der Valentinstraße. Die sieben Jugendteams sind ganz auf der kleineren Anlage. Damit soll nun Schluss sein, findet Cetin Akyürek. „Dann hätten wir endlich ein vernünftiges Vereinsleben, weil alle Teams zusammen auf einer Anlage sind. Wir müssten das Trainingsmaterial nicht mehr hin- und herschleppen und würden die Valentinstraße entlasten.“

Michel Saalbach (links) und Cetin Akyürek.
Michel Saalbach (links) und Cetin Akyürek. © Michael Korte

Das wiederum würde der Arminia helfen. Die hat zuletzt Jugendteams dazubekommen und will weiter wachsen. Aktuell gibt’s an der Valentinstraße aber nur noch einzelne freie Zeiten. Eine Möglichkeit: YEG zieht teilweise um und gibt so einen Teil seiner Trainingszeiten ab. Genau hier hakt es aber laut Arminias Vorsitzendem Michel Saalbach: „Bisher hieß es immer, dass der Lüttinghof voll ist. Auf allen anderen Anlagen geht’s, nur beim SC Hassel nicht.“

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Arminia hat Angebote abgelehnt

Gelsensport ist für die Sportstättenvergabe zuständig und kümmert sich damit auch um den aktuellen Platz-Streit in Hassel. Wie Gelsensport-Präsident Klaus Lindner auf WAZ-Anfrage mitteilt, hat der Stadtsportbund der DJK Arminia Hassel schon zusätzliche Trainingszeiten angeboten: freitags ab 20.30 Uhr an der Valentinstraße. Die Arminia hat dies jedoch abgelehnt – genau wie das Angebot des SC Hassel, montags ab 16 Uhr am Lüttinghof zu trainieren. „16 Uhr ist arg früh, da die Kinder in der Ganztagsschule sind. Und 20.30 Uhr ist sehr spät“, erklärt Vorsitzender Michel Saalbach. Außerdem: „Wir haben an der Valentinstraße die Schlüsselgewalt. Es kann nicht sein, dass wir ausweichen sollen und YEG das nicht darf, obwohl sie gerne ausweichen wollen.“

Gelsensport-Präsident Klaus Lindner möchte nun noch einmal mit allen Vereinen an einen Tisch: „Wir wollen allen Beteiligten helfen und deshalb ein weiteres Gespräch führen“, sagt er. Christian Fischer, der Vorsitzende des Fußballkreises, spricht von einer „unbefriedigenden Situation für alle Mitglieder der drei Vereine“. Er fordert ein Gespräch mit einer Situationsanalyse: „Da muss man dann klar sagen: Das dürft ihr und das nicht. Die Vereine müssen sich bewegen können, aber in gewissen Richtlinien.“

Tatsächlich lohnt sich ein Blick auf vergleichbare Anlagen: Die an der Oststraße in Erle und Auf der Reihe in Rotthausen haben genauso viele Plätze wie die am Lüttinghof, sind aber voller: In Rotthausen trainieren 30 Teams vom SSV/FCA und der DJK TuS, in Erle sind es sogar mehr als 40 vom Erler SV 08, Eintracht Erle und der Spvgg Erle 19.

Die U-17-Mädchen des FC Schalke 04 trainieren am Lüttinghof

Doch Michel Saalbach ärgert sich nicht nur darüber. Er versteht auch nicht, warum die neue U-17-Mädchenmannschaft des FC Schalke 04 seit Sommer am Lüttinghof trainieren darf, obwohl die Anlage angeblich voll sei. „Das ist eine Frechheit. Wir kämpfen seit vier Jahren um mehr Zeiten, und die packen Schalke auf den Platz“, poltert Michael Saalbach.

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Jörg Böving, der Leiter der Fußball-Abteilung des SC Hassel, wehrt sich auf WAZ-Nachfrage gegen diesen Vorwurf. „Wir haben Arminia Zeiten angeboten, aber die wollten nicht. Dann haben wir Schalke auf die Anlage gelassen. Das gilt nur für diese Saison“, erklärt er. Jörg Böving räumt aber ein, dass die Anlage nicht komplett ausgelastet sei. „Vom Platz her sind mit Sicherheit ein bis zwei Möglichkeiten auf Asche frei“, sagt er, gibt jedoch zu bedenken: „Wenn wir hier die Anlage vollmachen, können wir selbst keine neuen Teams mehr aufnehmen.“ Jörg Böving zeigt sich jedoch gesprächsbereit: „Wir haben zwar schon oft gesprochen, ohne dass es etwas gebracht hat, aber ich setze mich auch noch mal mit allen zusammen.“