Dorsten. Um „Werte, Regeln und Teamgeist“ ging es bei einer Talkrunde in Dorsten. Schalkes U-19-Trainer Norbert Elgert sprach dort über seine Prinzipien.
Auf diesem Terrain fühlt er sich ebenso wohl wie auf dem Trainingsplatz. In einer launigen Talkrunde aus Anlass der „Woche des Grundgesetzes“ war Norbert Elgert, Cheftrainer der Schalker U-19-Fußballer, in Dorsten einer der Gesprächsgäste. Und natürlich hatte der 64-Jährige zum Thema des Abends („Werte, Regeln, Teamgeist - was Fußball mit Demokratie zu tun hat“) eine ganze Menge zu sagen, gab wertvolle Einblicke in seinen Alltag.
Seit vielen Jahren lebt Elgert inzwischen in der Lippestadt, hat sich einst dort die ersten Meriten als Trainer verdient, damals beim Verbandsligisten FC Rhade und zuvor in der benachbarten Gemeinde beim heutigen Oberligisten SV Schermbeck. Was lag also näher, als sich für die Talkrunde einen anerkannten Fachmann auf die Bühne zu holen, der neben Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff viel Interessantes zum Besten gab. Dass ihn 1996 Schalke-Manager Rudi Assauer und Nachwuchs-Koordinator Bodo Menze zu den Königsblauen gelotst hätten, war für Norbert Elgert „wie ein Sechser im Lotto. Als Spieler und dann als Trainer beim FC Schalke 04 zu landen, das war eine tolle Sache für mich“, sagt der erfolgreiche Nachwuchscoach, der gleich mehrfach Deutscher Meister mit der U 19 von S04 wurde.
Familie ein wichtiger Baustein
Elgert ist es nie so recht, wenn man ihm auflistet, was er in Gelsenkirchen bereits alles bewegt und erreicht hat. Dass er Fußballgrößen wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil oder Leroy Sané geformt hat. Oder dass ihm 2013 die Auszeichnung „Trainer des Jahres“ zuteil wurde. „Wissen Sie“, sagte er zu Moderator Michael Maiß gewandt, „ohne meine Frau Conny wäre ich ja nur ein armer Hund ohne Halsband“. Die Familie sei auch für die Spieler, die Norbert Elgert über die Jahrzehnte in seinen Fittichen hatte, immer ein wichtiger Baustein im Entwicklungs-Prozess hin zu fertigen Persönlichkeiten.
„Natürlich haben wir als Verein eine große Verantwortung, aber die Eltern sind für die Jungs auch ein ganz wichtiger Ratgeber“, sagt der 64-Jährige, der vor einer neuen Saison immer eingehende Einzelgespräche mit seinen jungen Kickern führe, auch um sie und ihr Umfeld besser kennenzulernen. „Ich sehe den Fußball auch als Schule des Lebens. Wir erfüllen gewissermaßen einen sozialen Auftrag“, so Elgert, der darauf hinweist, dass es „nur drei bis fünf Prozent der Spieler schafft, in den Profibereich zu gelangen.“ Daher sei wichtig, mit ihnen früh genug über Alternativen zu sprechen.
Ex-Schalker Joshua Bitter berichtet über Arbeit mit Trainer Elgert
Werte wie Respekt und Demut gehören für Elgert zum Rüstzeug, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. „Demut heißt für mich: die vollkommene Abwesenheit von Arroganz. Talent zu haben, erhebt einen Fußballer ja nicht über andere Menschen.“ Dies versuche er seinen Spielern immer wieder zu vermitteln - dazu gehöre auch wie selbstverständlich ein respektvoller Umgang etwa mit dem Hotelpersonal, wenn seine U19 ein Trainingslager beziehe. „All diese Werte“, befindet Norbert Elgert, „helfen auch dabei, ein Team zusammenzuschweißen, sie formen eine Gemeinschaft. Das Wir steht schließlich immer über dem Ich.“
Wie der S04-Trainer so tickt, wie die Arbeit mit ihm ist, darüber wusste Joshua Bitter einiges zu erzählen, der immerhin neun Jahre lang für Schalke am Ball war. „Es hat mich wirklich geprägt, unter Norbert Elgert spielen zu können. Ich bin froh, dass wir immer noch guten Kontakt haben“, so der 24-jährige Dorstener, der zuletzt für den MSV Duisburg spielte, derzeit aber vertragslos und auf Clubsuche ist.
Auch über Themen wie den Umgang mit sozialen Medien sprach Norbert Elgert in der Talkrunde. „Wir müssen Kindern und Jugendlichen vermitteln, positiv mit diesen Dingen umzugehen, ein positiver Influencer zu sein. Es muss darum gehen, sich dort Wissen anzueignen, zu lernen. Für mich“, so Elgert, „ist aber das Face-to-Face immer noch viel wichtiger als Facebook.“ Darum kümmere sich daheim seine Frau Conny - so bleibt dem Kult-Coach mehr Zeit für den Fußball.