Gelsenkirchen. Peter Knäbel ist der sechste Sportchef auf Schalke nach Rudi Assauer. Es gab Erfolgreiche, Großzügige und Unglückliche – aber nie wieder 13 Jahre.

Der bisherige Vertrag wird aufgelöst, der neue unterzeichnet: So läuft die Beförderung von Peter Knäbel (54) vom Chef der Knappenschmiede zum Sportvorstand auf Schalke. Der gebürtige Wittener tritt damit in große Fußstapfen, die seine Vorgänger zum Teil hinterlassen haben. Die größten stammen von Rudi Assauer: Knäbel ist die Nummer sechs auf der Liste seiner Nachfolger. Und irgendwie wurden alle an Schalkes legendärem Manager gemessen.

Assauer auf Schalke: Drei Titel, eine Arena

Rudi Assauer war der Mann für die Maßstäbe: Bis zum 17. Mai 2006 führte er diesen Verein wie kein anderer – dann trat er als Manager zurück, nachdem ihm der Aufsichtsrat das Vertrauen entzogen hatte. Was damals noch niemand ahnte, war Assauers schlimme Alzheimer-Erkrankung, an deren Folgen der große „Assi“ am 6. Februar 2019 starb.

Mit Rudi Assauer verbindet Schalke heute eine einzige Erfolgsgeschichte. Unter ihm gewannen die Königsblauen 1997 sensationell den Uefa-Cup und holten gleich zweimal (2001, 2002) den DFB-Pokal. Was ihm und Schalke verwehrt blieb, war einzig und allein der Gewinn der Deutschen Meisterschaft – nach den dramatischen Umständen am 19. Mai 2001 verabschiedete sich Assauer vom Glauben an den Fußball-Gott.

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Bei Assauers Verdiensten um Schalke nicht zu vergessen: Der Bau der Arena im Jahr 2001. Unter ihm wurde Schalke vom Skandalklub der 1980er-Jahre zu einem richtig blühenden Verein.

Dabei war Assauer auch in den frühen 1980er-Jahren schon einmal für Schalke verantwortlich, wurde damals aber gefeuert. Zurück nach Schalke kehrte er, kein Witz, am 1. April 1993. Und damit begann eine große Zeit. Sämtliche Nachfolger hatten es schwer, aus seinem Schatten zu treten.

Müller scheiterte an seinem Wunschtrainer

Das galt insbesondere Andreas Müller, den Assauer in den Jahren zuvor bereits als seinen Nachfolger aufgebaut hatte. Ex-Profi Müller war vom 17. Mai 2006 bis zum 9. März 2009 Schalkes Manager: Beurlaubt wurde er vom Aufsichtsrat, weil er seinem sportlich erfolglosen Wunschtrainer Fred Rutten nicht den Laufpass geben wollte, sondern sogar eine Vertragsverlängerung mit dem Niederländer plante.

Müller holte aber spätere Stars wie Ivan Rakitic oder Jefferson Farfan nach Schalke. Sportlicher Höhepunkt war die Saison 2006/ 2007, in der Schalke mit Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft war – und dann auf der Zielgeraden der Saison stolperte.

Magath und der Meister-Plan

Auf Müller folgte dann das Kapitel Felix Magath: Der war gerade mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister geworden, und weil Schalke diesem Titel-Traum so sehr hinterherjagte, legte der Verein sein Schicksal völlig in die Hände des Meistermachers aus Wolfsburg.

Nach etwas mehr als eineinhalb Jahren war der Spuk vorbei: Magath kam Ende Juni 2009 – und ging im März 2011. Zwischendurch wurde Schalke 2010, klar, Vizemeister.

Heldt brachte die Konstanz nach Schalke

Mit Horst Heldt brach dann die bei weitem konstanteste Ära der Nach-Assauer-Zeit an: Schalke qualifizierte sich 2012, 2013 und 2014 dreimal in Folge für die Champions League, danach 2015 und 2016 immer noch für die Europa League. Ganz am Anfang von Heldts Amtszeit, im Sommer 2011, holte Schalke auch noch den DFB-Pokal, aber daran hatte er nur einen kleineren Anteil.

Gehen musste Heldt 2016, weil Clemens Tönnies, pardon: Schalke, doch endlich einmal Deutscher Meister werden wollte.

Heidel gab das ganze Geld auf Schalke wieder aus

Großzügig: Christian Heidel.
Großzügig: Christian Heidel. © credit / | Pa

Dafür holte Tönnies dann zur Saison 2016/17 Christian Heidel aus Mainz und stattete diesen mit einem „Generalschlüssel für Schalke“ aus. Das sollte heißen: Ab sofort tanzt alles nach Heidels Pfeife. In Mainz hatte Heidel stets aus wenig viel gemacht – auf Schalke lief es genau umgekehrt: Hier machte er aus viel nur sehr wenig. Einzig die Vize-Meisterschaft 2018 war ein Erfolg.

Gleich im ersten Sommer verkaufte er Schalkes Juwel Leroy Sané für 50 Millionen Euro nach England und brachte das viele Geld im Gegenzug direkt wieder unter die Leute: Embolo, Konoplyanka, Bentaleb oder Stambouli hießen die Neuen. Zwei Jahre später wurde Thilo Kehrer für 37 Millionen Euro an Paris Saint-Germain abgegeben, und weil Schalke auch noch Einnahmen aus der Champions League bekam, konnte Heidel das viele Geld in einen Haufen anderer Spieler stecken (Mascarell, Uth, Serdar, Sané, Mendyl oder Rudy). Ging aber irgendwie alles nicht auf: Heidel kapitulierte im Februar 2019 – für ihn kam Jochen Schneider.

Jochen Schneider wollte auf Schalke sesshaft werden

Der Schwabe richtete sich auf Schalke auf einen längeren Verbleib ein: Er kaufte sich in Buer sogar ein Haus – er war damit der erste Schalke-Boss seit Rudi Assauer, der sein Zuhause auch in Gelsenkirchen aufschlug. Die Vorsätze waren ehrenhaft, der Anfang verheißungsvoll: Nach einem halben Jahr stand Schalke in der Spitzengruppe.

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Doch dann kam erst Corona, und es folgten falsche Entscheidungen: Schneider war für einen beispiellosen Absturz des Vereins mit verantwortlich und wurde am 28. Februar von Schalke beurlaubt. Das Haus in Buer steht wieder zum Verkauf.