Gelsenkirchen. Einige Klubs wollen die Lockerungen nutzen, um mit Kindern draußen zu trainieren. Andere warten ab. Gelsensport erinnert an steigende Fallzahlen

Am Montag könnte es endlich soweit sein: Laut dem Stufenplan, den die Bundesregierung am Mittwochabend als Ausweg aus Lockdown präsentiert hat, soll dann kontaktfreier Sport im Freien für Kinder unter 14 Jahren in Gruppen von bis zu 20 Personen möglich sein – sofern die Inzidenz nicht über 100 liegt.

In Gelsenkirchen lag dieser Wert am Mittwoch bei 75,5; überhaupt ist noch nicht ganz klar, ob die lokale Inzidenz oder die Inzidenz für ganz NRW dafür herangezogen wird. In jedem Fall schwanken die Sportvereine der Stadt zwischen Freude und Skepsis. Dass das Jugendtraining bereits am Montag flächendeckend wieder startet, ist unwahrscheinlich. Woran das liegt?

Gelsenkirchener Vereine warten auf die Verordnung

„Ich muss auf Grünes Licht von Gelsensport warten und kann nicht einfach so loslegen“, sagt etwa Andreas Wendt, Trainer beim Boxverein BSV Rot-Weiß Buer, und spricht damit die Ungewissheit an, die derzeit jeden Klub und sogar Gelsensport selbst plagt.

„Wir müssen die Corona-Schutzverordnung des Bundeslandes NRW abwarten. Wir haben in letzter Zeit oft die Erfahrung gemacht, dass die Regeln in den Ländern von den Bund-Beschlüssen abweichen“, erklärt Thomas Kinner, der bei Gelsensport für die Sportanlagenverwaltung zuständig ist – der Verordnungstext wird üblicherweise am Freitagnachmittag veröffentlicht.

Gelsensport verweist auf die Gespräche mit dem Krisenstab der Stadt

Kinner freut sich zwar über den Stufenplan, weist aber auch auf die zuletzt gestiegene Inzidenz in Gelsenkirchen hin: „Ob wir die Möglichkeiten auf Lockerungen komplett ausnutzen können, wird sich in den Gesprächen mit dem Krisenstab der Stadt zeigen. Natürlich wollen wir zurück zur Normalität, aber müssen auch die Zahlen herunterkriegen.“

Box-Trainer Andreas Wendt wird mit seiner Kindergruppe vorerst nicht draußen trainieren – unabhängig davon, ob NRW die Trainingserlaubnis in seine Verordnung aufnimmt oder nicht.

Wendt findet: „Das Wetter soll wieder kälter werden, das würde jetzt wenig Sinn machen. Meine Kindergruppe bekommt seit drei Wochen Tagesaufgaben für zu Hause zugeschickt. Das ist im Moment das, was wir machen können. Da wir aber ohnehin eine Indoor- und Kontaktsportart sind, wird es noch dauern, bis bei uns wieder alles im normalen Bereich läuft.“

Viktoria Resse macht es ganz oder gar nicht

Dass ab Montag nur kontaktfreier Sport im Freien für Kinder möglich sein soll, sieht auch Seref Kaya als Knackpunkt. Der Jugendleiter des Fußball-Landesligisten Viktoria Resse und sein Klub verfolgen ein Prinzip: ganz oder gar nicht.

„Fußball“, betont Kaya, „ist Kontaktsport. Es macht keinen Sinn, mit den Kindern auf den Platz zu gehen und nur hin und her zu passen. Außerdem ist das für die Trainer schwer zu bewerkstelligen, weil sie nicht auf jeden gleichzeitig achten können. Wir warten deshalb, bis Kontaktsport wieder erlaubt ist.“

Buerscher Hockey-Club muss auch das Abitur beachten

Sascha Hebel, Jugendwart und Trainer der Mädchen B beim Buerschen Hockey-Club, hat derweil mit einem weiteren Problem zu kämpfen: „Viele unserer Jugendtrainer sind gerade in den Vorabi-Prüfungen“, erzählt er und stellt die Frage nach dem Risiko: „Was passiert zum Beispiel, wenn jemand mitten in der Endphase des Abiturs in Quarantäne muss? Das muss man alles genau abwägen.“

Ob in Buer am Montag wieder jemand auf dem Platz steht, sei völlig offen.

BC Erle möchte wieder in den Stadtwald

Deutlich entschlossener ist dagegen Anna Leister, Trainerin in der Turnabteilung des BC Erle 49. Die Erler verlagerten das Training bereits im vergangenen Sommer zeitweise in den Stadtwald und wollen daran anknüpfen.

„Damals haben wir draußen vor allem Bodenturnen gemacht und an der Ausdauer gearbeitet“, erinnert sich Leister. „Das wollen wir jetzt auch wieder anbieten, zumal wir im Stadtwald auch die neuen Trimm-Dich-Geräte nutzen könnten. Wir sind mitten in den Planungen.“

Erfahrung im corona-konformen Outdoor-Training haben auch die Handballer des FC Schalke 04 schon gesammelt. „Wir haben am Ende des ersten Lockdowns einige Einheiten auf dem Handball-Platz im Bismarcker Consol-Park gemacht“, erzählt der sportliche Leiter Sebastian Hosenfelder.

Dort hätten die Mannschaften vor allem an der Athletik gearbeitet. „Sobald es möglich ist, wollen wir nun wieder draußen starten. Wir würden auch beginnen, wenn kein Kontaktsport erlaubt ist. Dann arbeiten wir halt nur athletisch“, sagt Hosenfelder.

Bevor es losgeht, braucht er aber das Okay des Hauptvereins. Und natürlich konkrete Regeln von Land und Stadt. Auf die warten schließlich alle Klubs.

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