Gelsenkirchen. Der Ex-Schalker Carsten Marquardt sieht die 2. Liga im Abstiegsfall nicht als Kurzzeit-Station an.
Die Zeit beim FC Schalke 04 war für Carsten Marquardt intensiv. Bei den Königsblauen schaffte er den Sprung aus der A-Jugend zu den Profis. Marquardt absolvierte von 1985 bis 1988 insgesamt 42 Bundesligaspiele, erzielte fünf Treffer, musste aber mit dem Ruhrpott-Klub den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit (siehe Randstory) antreten.
Dieses Schicksal droht Schalke 04 auch jetzt. Die Mannschaft von Trainer Christian Gross steht abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz und hat erst ein Meisterschaftsspiel in der laufenden Serie gewonnen. Die Hoffnungen auf die Rettung sind mittlerweile minimal. Nach dem 0:4 gegen Borussia Dortmund haben die meisten Experten Schalke komplett abgeschrieben. „Man hofft immer, dass es irgendwie besser wird, wird aber stets auf ein Neues enttäuscht“, sagt Carsten Marquardt und blickt auf die nächsten beiden Bundesliga-Begegnungen.
Marquardt hat noch Hoffnung für Schalke
Schalke muss am Samstag (15.30 Uhr) zum VfB Stuttgart, anschließend kommt der direkte Klassenerhalts-Konkurrent FSV Mainz 05 in die Veltins-Arena. „Wenn Schalke diese beiden Spiele gewinnen sollte, könnten sie sich noch einmal im Abstiegskampf zurückmelden. Das könnte einen Schub auslösen und auch neues Selbstvertrauen geben. Dann wäre nochmal Land in Sicht. Mit Unentschieden kommt man in dieser Situation nicht mehr weiter. Und die Zeit wird jetzt auch immer knapper“, stellt Marquardt fest.
Der 53-jährige Ex-Profi, der heute im Immobiliensektor tätig ist und nach wie vor zum Kader der Schalker Traditions-Mannschaft gehört, blickt mit Sorgen auf die aktuelle Lage rund um das Berger Feld. „Die Identifikation zwischen Fans und Mannschaft bröckelt. Die Leute wenden sich immer mehr von Schalke ab. Das bekommt man zwischendurch in Gesprächen mit. Dieser Trend ist nicht zu unterschätzen.“ Marquardt hofft deswegen, dass zur neuen Saison „richtige Typen kommen und der Zusammenhalt auf Schalke zurückkehrt. Das hat uns immer ausgezeichnet und sollte auch künftig wieder so sein.“
Froh über Büskens und Elgert
Mit Eurofighter Mike Büskens, dem Talent-Experten Norbert Elgert und dem früheren Hamburger Peter Knäbel ist jetzt ein Trio für die künftige Kaderzusammenstellung verantwortlich. „Ich bin froh über Mike Büskens und Norbert Elgert. Sie haben eine gute Menschenkenntnis, kennen den Verein in- und auswendig. Sie wissen genau, was Schalke 04 braucht. Die beiden können die Typen finden, die uns gut tun.“
Ein entscheidender Faktor für die Neuausrichtung wird nicht nur die Kaderplanung, sondern auch der künftige Trainer sein. Im Abstiegsfall endet die Tätigkeit des Schweizers Christian Gross, der nach David Wagner, Manuel Baum und Übergangs-Coach Huub Stevens bereits der vierte Fußball-Lehrer ist, der Schalkes Profis in dieser Saison betreut. „Schalke braucht einen Menschenfänger als Trainer“, sagt Carsten Marquardt, „du brauchst hier einen Typen, der Spieler und Fans gleichermaßen begeistern kann. So wie Liverpools Jürgen Klopp.“
"Gegen Schalke Spiel des Jahres"
Trotz der minimalen Resthoffnung, doch noch irgendwie drin zu bleiben, stuft Carsten Marquardt die Lage realistisch ein. Das Beispiel Hamburger SV zeigt dem früheren Profi, dass die 2. Liga „keine Durchgangsstation ist.“ Sein Rat: „Schalke sollte vorsichtshalber einen Drei-Jahres-Plan für die Bundesliga-Rückkehr aufstellen. Für alle Zweitliga-Mannschaften werden die Duelle mit Schalke 04 künftig das Spiel des Jahres, die werden sich alle voll reinhauen und ein paar Prozent drauflegen, wenn es gegen die Königsblauen geht. Das darf man nicht unterschätzen.“
Marquardt schiebt nach: „Als wir damals in die 2. Liga gekommen sind, war die Qualität dort noch nicht so hoch. Heute kann da jeder jeden schlagen. Das Beispiel Holstein Kiel zeigt doch, was möglich ist. Sie mischen im Aufstiegsrennen mit und haben die Bayern aus dem Pokal geworfen. Hinzu kommt, dass Schalke sich im neuen Jahr bei dem zu erwartenden Umbruch erst finden muss. So etwas dauert seine Zeit.“