Berlin. Oliver Ruhnert, der ehemalige Chef der Knappenschmiede und jetzige Manager des 1. FC Union Berlin, mag Spiele gegen den FC Schalke 04 nicht.
Er macht kein Geheimnis daraus, dass er die Spiele gegen den FC Schalke 04 nicht mag: Oliver Ruhnert, der von 2011 bis 2017 Chef der Knappenschmiede war, hängt an Königsblau. Allerdings ist es noch nicht so weit, dass er dem Team von Trainer Christian Gross am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) im Stadion An der Alten Försterei aus Mitleid die Daumen drücken wird. „Klar ist, dass Schalke auch Spiele gewinnen muss“, sagt der Manager des 1. FC Union Berlin. „Aber wir wollen das möglichst vermeiden.“
Oliver Ruhnert hatte vor zahlreichen Bundesliga-Spielen schon ein besseres Bauchgefühl. Sorgen bereiten ihm die zahlreichen Ausfälle. „Alle hauen sich auf dem Platz rein, aber wir haben keine 20 Spieler im Kader, dass wir durchrotieren können“, sagt der 49-Jährige und erzählt, dass es sich deutlich bemerkbar mache, wenn etwa Fußballer wie Max Kruse oder Sheraldo Becker nicht dabei seien.
Oliver Ruhnert: „Wir haben zuletzt auch nicht gut gespielt“
„Wir haben zuletzt auch nicht gut gespielt“, sagt Oliver Ruhnert, „und dann verlierst du halt Spiele, die du in kompletter Besetzung wahrscheinlich nicht verloren hättest.“ Beispiele: das 0:1 beim FSV Mainz 05 und das 1:2 beim FC Augsburg.
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Nichtsdestotrotz: Nach 20 Spielen ihrer zweiten Bundesliga-Saison liegen die Unioner auf Rang neun, sie haben 29 Punkte und rangieren gerade mal drei Zähler hinter den Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach. „Das ist toll. Aber was nach einer guten Hinrunde passieren kann, hat Schalke in der vergangenen Saison gezeigt“, sagt Oliver Ruhnert und meint, vom Grundsatz her mit dem bisherigen Abschneiden absolut zufrieden zu sein. Aber? „Wir hätten ein paar Punkte mehr haben können“, antwortet er.
Union Berlin liegt zwölf Punkte vor dem Relegationsplatz
Das Polster der Köpenicker auf den Relegationsplatz beträgt zwölf Punkte, sorgt bei Oliver Ruhnert jedoch nicht für Entspannung. Überhaupt nicht. „Wir machen uns immer Sorgen. Jeder Punkt ist einer für den Klassenerhalt“, sagt er und hofft, dass sich die Zahl der Ausfälle schnell reduziert. „Wir hatten viele 50:50-Spiele, die für uns ausgegangen sind. Zuletzt ist das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen, und wir müssen daran arbeiten, dass es wieder für uns ausschlägt.“
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Apropos: Glaubt Oliver Ruhnert denn, dass das Pendel für Tabellenschlusslicht FC Schalke 04 noch in die andere Richtung ausschlagen wird? „Wissen Sie!“, beginnt der gebürtige Arnsberger, der in Iserlohn Fraktionsvorsitzender der Linken ist, seine Antwort. „Das sagen die Spieler selbst doch auch: Aufzugeben, ist nie eine Option. Man muss an sich glauben. Es gibt auch das Sprichwort: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!“ Und? „Noch ist es nicht vorbei. Du musst alles abrufen und alles geben, auch wenn sich das blöd anhört und wie eine Durchhalteparole klingt“, sagt Oliver Ruhnert. „Aber was ist die Alternative?“
Die Ruhnert-Empfehlung für Schalke: auf Norbert Elgert hören
Die Frage ist leicht zu beantworten: Es gibt keine Alternative. Obwohl der Relegationsplatz für die Schalker Profis schon neun Punkte entfernt ist. Aber wie konnte es zu dieser Talfahrt kommen? Oliver Ruhnert ist da ganz Gentleman und fällt aus der Ferne kein Urteil, obwohl er das sicherlich besser könnte als viele andere. „Ich muss nicht derjenige sein, der es sich anmaßt, Dinge anzusprechen. Obwohl ich einen ganz guten Überblick habe“, sagt er. „In der Vergangenheit, in der nahen Vergangenheit sind einige Fehler gemacht worden.“
Zu diesen Schalker Wiederholungsfehlern gehört sicherlich, auf falsches Personal zu setzen. Schließlich fällt immer wieder auf, dass sich Fußballer in Gelsenkirchen vehement verschlechtern und bei anderen Vereinen deutlich verbessern. Oder? „Weiß ich gar nicht“, antwortet Oliver Ruhnert. „Aber gerade auf Schalke fährst du sehr gut damit, auf Norbert Elgert zu hören.“ Auf den Meisterschmied der Knappen halt, den 64-jährigen Trainer der A-Junioren und Weltmeister-Macher.
Der ehemalige Schalker Marvin Friedrich hat alle 1800 Saisonminuten absolviert
„Aber bei bestimmten Leuten musst du auch eine gewisse Geduld haben“, sagt Oliver Ruhnert und wertet es überhaupt nicht als Fehler, dass sich die Königsblauen damals nicht intensiver um Marvin Friedrich bemüht hätten. „Schalke hat damals Champions League gespielt. Wenn es zwei, drei Spieler schaffen, ist es gut. Du kannst nicht vier, fünf auf einmal aus der Knappenschmiede hochziehen. Schalke darf auch nicht trauern, dass Marvin gut geworden ist. Du kannst nicht immer zu 100 Prozent richtig entscheiden.“
Gut? Manche sind bei Marvin Friedrich sogar schon bei sehr gut angekommen und fragen sich, warum der 25-jährige Innenverteidiger gerade auch wegen ständig wiederkehrenden Defensivschwächen der DFB-Elf noch keine Einladung von Bundestrainer Joachim Löw erhalten hat. Zum Nationalspieler will Oliver Ruhnert sein Abwehr-Ass, das in den bisherigen 20 Bundesliga-Spielen alle 1800 Minuten absolviert und dabei vier Tore erzielt hat, nicht gleich ernennen.
Oliver Ruhnert über Marvin Friedrich: „Er ist ein Spieler, der ganz viel mitbringt“
Aber ein dickes Lob des Union-Managers gibt es dennoch. „Marvin hat sich bei uns zum absoluten Leistungsträger entwickelt, er ist mit uns aufgestiegen und hat mit uns die Klasse gehalten. Er hat einfach einen großen Verdienst an unserer Situation im Klub“, sagt Oliver Ruhnert über den Mann, der 2011 als B-Jugendlicher vom SC Paderborn 07 nach Gelsenkirchen gekommen ist und inzwischen laut transfermarkt.de mit einem Wert von neun Millionen Euro notiert wird. „Er hat aber auch noch Dinge und Defizite, an denen er arbeiten muss. Und das tut er. Er ist ein Spieler, der ganz viel mitbringt.“
Marvin Friedrich bringt so viel mit, dass ihm Oliver Ruhnert zutraut, auch den nächsten Schritt gehen zu können. Das aktuelle Arbeitspapier des U-19-Europameisters von 2014 – damals gemeinsam mit Joshua Kimmich – ist noch bis zum 30. Juni 2022 gültig.
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